Eingeladen zur Bilanz der Aktivitäten im Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz waren Vertreter der Bewegung "Fridays for Future" (FfF). Merle Seufert, Schülerin in der Ergotherapie-Schule, Pauline Beck, zukünftige Erzieherin vom BBZ Münnerstadt, und Frederik Dürr, Gymnasiast aus Münnerstadt nahmen an der Sitzung teil und erhielten die Gelegenheit, ihre Statements vorzutragen. Außerdem wurden im Plenum die in einem offenen Brief gestellten Forderungen diskutiert.
Schüler: "Warum lernen, wenn wir sowieso keine Zukunft haben?"
Seufert und Beck wehrten sich gegen den Vorwurf, nur die Schule schwänzen zu wollen. Sie selbst könnten wegen ihrer Ausbildung gar nicht fernbleiben, aber sie würden verstehen, dass der Schulstreik gewählt wurde, um die nötige Aufmerksamkeit zu bekommen. "Warum lernen, wenn wir sowieso keine Zukunft haben?", würden sich die Schüler fragen. Auch bei der Organisation von Streiks und Demos lerne man lebenswichtige Kompetenzen. "Die Schüler wissen, dass sie nur mit Bildung etwas erreichen können", versuchten sie, mögliche Skeptiker zu beruhigen. Alle würden sich lieber auf den Unterricht konzentrieren, wenn in der Politik genug passieren würde. Die Bewegung werde viel kritisiert, aber auch gelobt. Was sie antreibe, sei die kurze Zeitspanne, die noch bleibe, um die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Wird jetzt nicht genug getan, seien die Folgen verheerend. "Wir haben Angst", bekannten die Drei, aber im Bundestag sei keinerlei Panik zu verspüren. Wie viele andere junge Frauen überlegt auch Pauline Beck, ob sie es Kindern zumuten könne, in diese Welt geboren zu werden. "Momentan ist meine Antwort nein."
Frederik Dürr ergänzte, dass er keine Angst um sich selbst habe, aber um die Millionen von Menschen, die durch den steigenden Wasserspiegel, durch Wirbelstürme und sonstige Katastrophen ihre Heimat verlieren können. Sterben oder auswandern seien deren Alternativen. "Es muss etwas getan werden, aber wir sitzen hier und sagen, uns ist alles zu teuer", so Dürr.
Konkrete Forderungen der Schüler
Die aufgezeigten Maßnahmen im Landkreis seien toll, aber sie würden nicht ausreichen, sagten die FfF-Vertreter. Der Landkreis könnte mit gutem Beispiel vorangehen. Beim Durchsprechen der Forderungen "blühende Verkehrsflächen – Verbot von Steingärten, gefällte Bäume durch Neupflanzung ersetzen, erhöhtes Angebot von Fahrradständern und öffentlichen Mülleimern, Verpflichtung zur Begrünung privater Flachdächer, Umstellung aller Behörden auf Umweltpapier und Öko-Strom-Bezug, Begrenzung des Innenstadtverkehrs auf Anwohner- und Lieferverkehr, Verbesserung des ÖPNV, kostenfreie Nutzung durch Schüler und Rentner, Ausbau der Radwegeinfrastruktur, stärkere Begrenzung des Parkraums zu Gunsten neuer Blühflächen und Förderung von Biolebensmitteln in Schulen und Kindergärten", zeigte sich, dass nicht alles umsetzbar ist, ohne in die Freiheit der Bürger oder die Planungshoheit der Gemeinden einzugreifen.
Kritik an der zuvor dargestellten, umfangreichen Bilanz des Landkreises (eigener Bericht) äußerte Winfried Christ von den Grünen. Diese dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein Gesamt-Energiekonzept immer noch fehle (ein entsprechender Antrag von der Energie-Initiative und dem Bund Naturschutz wurde 2013 abgelehnt) und dass noch viele weitere Projekte im Bereich erneuerbare Energien nötig seien, um die Klimaziele zu erreichen. Wenn ein 16-jähriges Mädchen (Greta Thunberg) zum Hoffnungsträger für die Energiewende werde, sei in der Politik etwas schief gelaufen.
Mahnung zu mehr Optimismus
Egon Sturm mahnte die Einhaltung der Schulpflicht an und wünscht sich mehr Optimismus bei den Jugendlichen. Hubert Dörr erinnerte an die vielen Blühflächen, die von den Landwirten bereitgestellt werden. Die Verbraucher müssten mitziehen, forderte er. Was nütze es, hier Artenvielfalt zu fördern und in Brasilien würden die Wälder abgeholzt werden, um Soja anzupflanzen.
"Wir müssen sensibler für diese Themen werden", sagte der Landrat unter Hinweisen auf Plastikflut und den enormen Energieverbrauch durch die ständige elektronische Kommunikation. Man werde in Verbindung bleiben, versprach er den FfF-Vertretern.
Eine Entschuldigung sprach am Ende Frederik Dürr aus, der in einem Zeitungsartikel mit der Frage "Warum sind Bioprodukte doppelt so teuer wie der konventionell erzeugte Mist?" zitiert wurde. Die ehemalige Kreisbäuerin machte ihrer Empörung darüber Luft. Es gebe auch gut arbeitende konventionelle Bauern, räumte Dürr ein.