"Hier ist eine Versammlung von Leistungsträgern. Und genau diese braucht unsere Gesellschaft!" Das sagte Landrat Thomas Habermann bei der Freisprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft Rhön-Grabfeld im großen Kursaal der Frankentherme Bad Königshofen. Trotz der krisengeschüttelten Zeiten sollte jeder positiv in die Zukunft schauen.
Wie Kreishandwerksmeister Bruno Werner (Bischofsheim) waren sich alle Redner einig, dass solch eine Freisprechung ein Meilenstein im Leben eines jungen Menschen sei. Alle können stolz auf ihre Leistung sein, sagte der Kreishandwerksmeister. In der Lehrzeit habe man sich fachspezifisches Wissen angeeignet. Damit sei heute der Tag des Aufbruchs in eine gute Zukunft. "Bleiben sie dem Handwerk treu."
Landrat Thomas Habermann hatte in seiner Festrede deutliche Worte zur aktuellen "bedenklichen Situation." Er erinnerte an die Ölkrise 1973 mit den autofreien Sonntagen. "Das war ein Klacks gegen die heutige Situation." Die Corona-Pandemie, der Ukraine Krieg, die Drohungen aus Russland und die Energiekrise seien eine noch nie dagewesene, schwierige Situation. "Kein Handwerksbetrieb kann die Uhr auf null stellen."
Erfahrung ist wichtig
Herbst und Winter seien entscheidend. Zur Politik meinte er, dass ernsthafte Entscheidungen getroffen werden müssen, und da sei notwendige Erfahrung wichtig. Diese erfahre man aus dem Lebenslauf eines Menschen.
"Haben sie etwas gelernt. Was haben sie gelernt. Haben sie auch gearbeitet, kenne sie das Leben in einem Betrieb. Das alles könnten Unternehmer vorweisen, die entsprechende Verantwortung tragen. Ihnen sagte der Landrat Dank für die Ausbildung. Die Betriebe seien die wesentlichen Leistungsträger, die eine Verantwortung für die Jugend sehen.
Den Gesellen sagte er, dass Ehrgeiz und Leistungsbereitschaft die Zukunft sind. Man müsse die Gesellschaft von der Mitte denken, nicht von den Außenseitern. Die Mitte der Gesellschaft seien all diejenigen, die Verantwortung in einem Unternehmen tragen, die täglich zur Arbeit gehen, "diejenigen, die unser Bruttosozialprodukt durch ihrer Hände Arbeit erwirtschaften".
Was den Wert einer Gesellschaft auszeichnet
Es seien nicht diejenigen, die von Transfer-Sozialleistungen oder anderen Dingen leben. Allerdings gelte es zu unterscheiden, denn es gebe Menschen, die nicht arbeiten können. Diesen müsse man auch unterstützen. Genau das zeichne den Wert einer Gesellschaft aus. Es sei nicht zu verstehen, dass diejenigen, die arbeiten könnten, nicht arbeiten dürfen.
"Das ist ein Hinweis an die Gesetzgeber." Es gebe aber auch andere, die nicht arbeiten wollen. Wenn ich durch Arbeit am Ende netto im Monat im Geldbeutel genau so viel habe wie durch Sozialleistungen, obwohl ich arbeiten könnte, aber nicht arbeiten darf oder arbeiten will, dann läuft da was schief.
Ein besonderes Problem sei die Abhängigkeit von Energie, bei der auch das Handwerk besonders betroffen ist. Als Beispiel nannte er die Bäcker. Diese kleineren Bäckereien gebe es in den Großstädten schon längst nicht mehr. Hier hätten die Großbetriebe dies übernommen. "Wir sollten Bedingungen schaffen, wonach auch das Handwerk zu vernünftigen Preisen und Kosten produzieren kann." Hier müsse Druck an die Politik aufgebaut werden.
Lehrlingsrückgang besorgniserregend
Dieter Ehrenfels, Vizepräsident der Handwerkskammer für Unterfranken erwähnte den Rückgang der Lehrlinge um rund drei Prozent im Vergleich zum Jahr 2020 besorgniserregend. 2100 Lehrlinge bilde man aktuell im unterfränkischen Handwerk aus. Der Vizepräsident sprach von 130 Ausbildungsberufen im Handwerk.
Roland Köth, dritter Bürgermeister der Stadt Bad Königshofen, nannte die vielen, oft familiengeführten Handwerksbetriebe einen wichtigen Motor der Gesellschaft. Lange, bevor der Begriff Nachhaltigkeit zum Modewort wurde, hätten Handwerker aus der Region langlebige Güter hergestellt, die man reparierten könne.
Den Dank der Freizusprechenden überbrachte Niklas Lurz von der Malerinnung, der die Ausbildungsbetriebe herausstellte. Nicht gerade einfach sei die schulische Ausbildung in der Pandemie gewesen, die per Videokonferenz erfolgte. Wichtig seien gut ausgebildete Fachkräfte für die Zukunft im Handwerk.
Den Abschlussworten von Klaus Engelmann, stellvertretender Kreishandwerksmeister, folgte das Bayernlied. Die musikalische Gestaltung hatte das Blechbläserensemble der Berufsfachschule für Musik Bad Königshofen unter Leitung von Udo Schneider übernommen.