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SALZ/BAD WINDSHEIM
Fredi Breunig ist ein Gewürfelter
Seltene Ehre: Am Montag wurde Fredi Breunig aus Salz als unterfränkischer Vertreter mit dem Frankenwürfel ausgezeichnet. Im Bad Windsheimer Freilandmuseum nahm er die Auszeichnung entgegen.
Foto: Fotos (3): Gerhard Fischer | Seltene Ehre: Am Montag wurde Fredi Breunig aus Salz als unterfränkischer Vertreter mit dem Frankenwürfel ausgezeichnet. Im Bad Windsheimer Freilandmuseum nahm er die Auszeichnung entgegen.
Fischer Gerhard
 |  aktualisiert: 11.11.2013 17:40 Uhr

Am Sonntag ist es halb 12 Uhr geworden, bis Fredi Breunig in Großeibstadt die Theaterbühne verlassen konnte. Dort lachte das Publikum herzlich über den „Verrückten Campingplatz“. An diesem Dienstag ist der Wahl-Sälzer für seinen Arbeitgeber Nipro-Glas in Münnerstadt schon wieder in Frankreich unterwegs. Der Montag aber, Faschingsbeginn und Martinstag, hatte genügend Luft für einen Abstecher nach Bad Windsheim.

Am Eingang flattern dicke Puten im Gehege, in der Küche des Museumsgasthauses haben ihre weitläufigen Verwandten das Schlimmste hinter sich: Die Martinsgänse brutzeln im Ofen, damit all die Prominenten und vor allem all die Gewürfelten später etwas zum Beißen haben. „Gewürfelte“ heißen die Preisträger, die in den vergangenen 29 Jahren mit einem Frankenwürfel ausgezeichnet worden sind. Eine davon ist Cilli Pigor aus Unsleben. Für sie ist es eine Ehre, in jedem Jahr an der Frankenwürfel-Verleihung teilzunehmen. „Und ich freue mich, dass es Fredi Breunig geworden ist, den hatte ich schon länger auf der Liste“, schmunzelt die Mundartdichterin.

In der Beetzmannsdorfer Scheune geht es eng zu, obwohl die Veranstalter erstmals hierher ausgewichen sind, um für die wachsende Zahl Gewürfelter mehr Platz zu haben. Drei Stück sind es in jedem Jahr, aus jedem der fränkischen Regierungsbezirke einer. Seit 1985 wird der von den Regierungspräsidenten gestiftete Preis für witziges, wendiges und widersprüchliches Frankentum verliehen. Mit den Jahren kommen so einige Preisträger zusammen.

Handverlesen sind die Gewürfelten aber trotzdem, das gilt auch für dieses Jahr. Der, von dem die Empfehlung für Fredi Breunig stammt, kommt auf dem Weg zu Gesprächen nach München auch vorbei: Landrat Thomas Habermann. Am Morgen noch Interviews zum Spitzenplatz Rhön-Grabfelds im „Zukunftsatlas Deutschland“, um 11 Uhr dann in der Betzmannsdorfer Scheune: „Das freut uns natürlich, das erfüllt uns auch mit Stolz“, diktiert Habermann in den Reporterblock.

Und dass mit Cili Pigor der zweite lebende Frankenwürfel-Besitzer vor Ort ist, freut den Rhön-Grabfelder Landrat gleich doppelt. Außer den beiden haben bisher nur Mellrichstadts ehemaliger Bürgermeister Oskar Herbig und Altlandrat Fritz Steigerwald den Landkreis bei der Franken-Verleihung vertreten.

Der Mann, der im Zentrum des Interesses steht, bleibt unterdessen gelassen. „Aufgeregt bin ich net, des bin ich ja gewohnt“, sagt Fredi Breunig. Und seine mitgereiste Frau Marianne nickt dazu. „Aber natürlich freuen wir uns sehr“, sagt das Paar unisono. Marianne, die aus Oberweißenbrunn stammt, wird dann bei Fredi Breunigs Erwiderungsrede der erste, der allergrößte Dank zuteil. Denn ein Leben für fränkischen Humor und fränkische Mundart kostet auch viel Familienzeit. „Ich danke ihr, dass sie alles so trägt“, sagt Breunig. Und dann hat er schon wieder den Schalk im Nacken und vermeldet stolz, dass in Bad Kissingen mehr künstliche Hüftgelenke herumlaufen als in Schweinfurt noch Kugellager produziert werden.

Und er sinniert über den Unterschied zwischen München und einem Dorfplatz in der Rhön. Während an der Isar samstagvormittags Cappuccino geschlürft wird, hat der Rhöner seine Latzhose an, „obwohl gar nichts zu tun ist, und fährt mit dem Trekker dreimal ums Dorf“.

Dem Rhöner und Grabfelder Volk aufs Maul und seine Eigenarten schauen, das kann Fredi Breunig wirklich. Und Regierungspräsident Paul Beinhofer listet fast schon euphorisch Breunigs große Talente als Main-Post-Glossenschreiber, Mundart-Groobrieh-Veranstalter, Fastenprediger oder Polit-Moderator auf. „Sie dürfen sich nun als ein besonderes Rhön-Grabfelder Original mit dem Prädikat wertvoll bezeichnen“, klopft Beinhofer dem Großeibstädter Gewächs auf die Schultern.

Dann dampft es nach Kürbissuppe und Martinsgänsen. Es wird ernst am Tag der Gewürfelten.

Dreier-Pack: Die Frankenwürfel-Preisträger (von links) Fredi Breunig, Wolfgang Reichmann aus Bamberg und der Nürnberger Fitzgerald Kusz.
| Dreier-Pack: Die Frankenwürfel-Preisträger (von links) Fredi Breunig, Wolfgang Reichmann aus Bamberg und der Nürnberger Fitzgerald Kusz.
Feierte mit: Cilli Pigor, Preisträgerin 2005.
| Feierte mit: Cilli Pigor, Preisträgerin 2005.
 
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