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Bad Königshofen
Forderung zum Weltkindertag: Eltern müssen ihren Kindern eine Struktur geben und das Richtige vorleben
Gespräch zum Weltkindertag am 20. September 2023 mit dem Kinderarzt Wolfram Schmidt und Ulrike Bensching, Leiterin des Kinderhauses Bad Königshofen.
Ulrike Bensching, Leiterin des Kinderhauses, und Kinder- und Jugendarzt Wolfram Schmidt treten für Kinderrechte ein.
Foto: Regina Vossenkaul | Ulrike Bensching, Leiterin des Kinderhauses, und Kinder- und Jugendarzt Wolfram Schmidt treten für Kinderrechte ein.
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 15.07.2024 16:15 Uhr

Kinder sind die Zukunft jeder Gesellschaft, sie prägen die Entwicklungen in Politik, Wirtschaft, Umwelt und Kultur in den nächsten Generationen. Nicht ohne Grund betonen alle Parteien im Wahlkampf, wie wichtig Bildung und Erziehung in einer angemessenen Umgebung sind. Anlässlich des Weltkindertags luden Ulrike Bensching, Leiterin des Kinderhauses (Mutter-Kind-Kurhaus des Paritätischen) und Kinder- und Jugendarzt Dr. Wolfram Schmidt zu einem Gespräch über Kinderrechte und ihre Folgen ein.

Kinder haben ein Recht auf elterliche Fürsorge

Von Anfang an sind Kinder auf die Versorgung durch verlässliche Bezugspersonen angewiesen. Schmidt wies auf Experimente an Babys in der Vergangenheit hin, die nur gefüttert und gewindelt wurden, ohne Ansprache und Zuwendung – sie starben.

Kinder sind besonders schutzbedürftig und können nicht selbst für ihre Rechte einstehen. Das wichtige Urvertrauen entsteht durch positive Erfahrungen in der frühen Kindheit. Fehlendes Urvertrauen kann unter anderem zu Bindungsängsten, Kontrollzwängen oder übertriebene Härte gegen sich selbst führen.

Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung

Nur selten haben die Betreuerinnen in der Kurklinik den Verdacht auf Misshandlungen der Frauen und Kinder. Wo der Verdacht besteht, wird das Problem behutsam angesprochen und ein möglicher Ausweg aufgezeigt. Bei Gewalt in der Familie geben sich Kinder oft selbst die Schuld ("Weil ich nicht brav war…"), manche wollen zum Beschützer der Mutter werden, eine Rolle, in der sie scheitern müssen, sie fühlen hilflos und ohnmächtig, berichtet Schmidt aus seinen Erfahrungen.

In Großfamilien hat manchmal die Oma etwas abgefangen. Erlebte Gewalt wird oft an die eigenen Kinder oder Schutzbefohlene weitergegeben. Man müsse den Kindern eine Struktur geben und das Richtige vorleben, sagt Schmidt dazu.

Kinder haben das Recht auf Gesundheit

Es gibt immer mehr übergewichtige Kinder, bemerken Bensching und Schmidt. Anfangs freut man sich, wenn das Kind gut isst, aber dann muss eine Balance gefunden werden zwischen verbrauchten und zugeführten Kalorien.

Das eingeübte falsche Essverhalten bestimmte das ganze Leben, bestätigt Schmidt. Das Vorbild der Eltern spiele eine große Rolle. Früher spielten die Kinder besonders auf dem Land fast den ganzen Tag draußen, heute herrscht Bewegungsmangel und die Freizeit wird hauptsächlich von Bildschirmen aller Art verbracht. Übergewichtige Kinder werden oft in der Schule gehänselt, haben wenig Selbstvertrauen und ein schlechtes Selbstwertgefühl.

Bensching berichtet, dass manche Kinder mit der Aufforderung im Kinderhaus "Geht nach draußen spielen" nichts anfangen können. Erst mit der Zeit, entdecken sie, dass es dort auch spannende Beschäftigungsmöglichkeiten gibt. Was viele Kinder nicht wissen: Sie haben ein Recht auf Spiel und Freizeit außerhalb der Hausaufgaben, denn das gehört zu einer gesunden Entwicklung dazu: sich ausprobieren, von anderen Kindern etwas abschauen, Erfolge genießen und die eigenen Grenzen erkennen.

Kinder haben das Recht auf Bildung

In Deutschland gibt es die Schulpflicht, jedes Kind erhält unentgeltlichen Unterricht. Aber alle Eltern von schulpflichtigen Kindern wissen, dass vieles trotzdem finanziert werden muss, von der Schultasche über Hefte bis zur Sportkleidung.

Der Schulunterricht sollte die Kinder weder überfordern noch unterfordern, sagte Schmidt. Nicht alle Schüler werden zu Gymnasiasten. Manche brauchen mehr Unterstützung bei den Hausaufgaben, andere weniger. Wichtig sei, dass den Kindern außerhalb der Schule noch Zeit bleibt für Spiel und Spaß.

 
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  • margarete wuestner
    Geehrte Frau Bensching, geehrter Herr Dr. Schmidt,
    Elterliche Fürsorge, verlässliche Versorgung, Schutzbedürftigkeit, Rechte, Urvertrauen,
    positive Erfahrungen können im Kleinkindalter/Kita nur von Eltern und Familie geleistet werden.
    Kinder in Ganztags-Kita/KIGA und Schuleinrichtung fremdbetreut führt zu Bindungsängsten, Kontrollzwängen oder übertriebener Härte gegen sich selbst.
    Überforderung der Eltern im Alltag/Beruf/Haushalt führt zu Stress in der Familie und nicht selten zu ungerechtem Verhalten/Gewalt der Erziehungsberechtigten.
    Kinder die heutzutage am spätnachmittag mit Schul/Kita/KIGA-Rucksack nach Hause kommen haben meiner Mg nach keine Rechte auf selbst gestaltete freie Nachmittage mit Freunden, "Runterkommen" aus diesen stressigen Eindrücken ist somit für Kinder kaum noch möglich.
    Kinder werden heute wieder in ein politisch-gesellschaftliches System gepresst und somit werden sie ihrer Rechte beraubt.
    Buchempfehlung: Die beschädigte Kindheit, von Florian von Rosenberg
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  • Das ist nicht fundierter, nahezu hanebüchener Unsinn. Frühkindliche Bildung ist wichtig und darf gut und gerne auch außerhalb des Elternhauses stattfinden. Es gibt ohnehin mehr als genug Elternhäuser, die gar keine Bildung und Bindung an ihre Kinder vermitteln können.
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