Vor allem den Ortsbewohnern sagen oftmals Flurbezeichnungen wie "Die dürre Aspe", "das Bauchgärtlein" oder "Säuhügel" und "Hädstrick" noch etwas. Wo aber liegen die und was hat es mit den Bezeichnungen auf sich. "In Oberburghausen" verweist zum Beispiel auf die Sage von einem versunkenen Ort Burghausen, nördlich der Riedmühle. Beim "Bildstöcklein" geht es um ein Unglück und die Zusage für ein "Beetchen an der Unglücksstelle, das Bildstöckchen geheißen wird."
Interessante Nachforschungen, die Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert in der Flurnamensammlung im Altlandkreis Königshofen angestellt hat. Auf Vermittlung des unterfränkischen Bezirksheimatpflegers Professor Klaus Reder erhielt er von Dr. Reinhard Bauer, Geschäftsführer des Verbandes für Flurnamenforschung in München, im April 2021 sämtliche Unterlagen, die die Lehrer in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Königshofen und den Gemeinden des damaligen Bezirksamts Königshofens mit Hilfe ihrer Schüler, der Landwirte und Feldgeschworenen ihres Schulortes erarbeiteten.
Auf Karte sind Flurbezeichnungen markiert
In diesen Flurnamenverzeichnissen waren neben den jeweiligen Flurnamen, ihrem mundartlichen Ausdruck, der Kulturart (Acker, Wiese, Wald) auch eventuelle Besonderheiten aufgeführt. Zusätzlich befanden sich in den Aufzeichnungen auch Aufstellungen der Flurnamen, die nach der Flurbereinigung in den 1950er/60er Jahre vergeben wurden oder erhalten blieben.
Nahezu alle Berichterstatter fügten ihren Beschreibungen eine Karte bei, auf der die jeweilige Flurbezeichnung markiert ist. Für den Heimatpfleger war diese Sammlung ein außerordentlicher heimatgeschichtlicher Schatz, der nicht hoch genug zu bewerten ist. Viele der mitunter jahrhundertealten Flurnamen sind spätestens seit der Flurbereinigung, die in nahezu allen Orten im Königshöfer Grabfeld in den 1950er Jahren durchgeführt wurde, vollständig verloren gegangen, sagt Reinhold Albert.
Über 900 Seiten eingescannt und transkribiert
Vergessen wurden in der Regel nicht nur die Flurnamen, sondern auch die jeweiligen Besonderheiten. Der Kreisheimatpfleger hat die rund 900 übersandten Seiten eingescannt und anschließend transkribiert. Der Vorsitzende des Verbandes für Flur- und Ortsnamen in Bayern, Dr. Michael Henker, zeigte sich begeistert und bat ihn in die Aufstellungen ebenfalls seinen eigenen Wissensschatz mit einzupflegen, und zwar unter Bemerkungen in kursiv, "damit deutlich wird, was früher geschrieben und in unseren Tagen von ergänzt wurde."
Aus seiner umfangreichen Sammlung historischer Fotografien aus den Grabfeldgemeinden konnte der Kreisheimatpfleger zur Illustrierung zahlreiche Fotos anfügen. In dem umfangreichen Werk geht es um die Flurnamen und was sie aussagen. Das alles war nur möglich durch die Unterstützung des Verbands für Flurnamenforschung in München.
Geschichte der Flurnamen ist auch Geschichte der Bürger
Die Allianz Fränkischer Grabfeldgau unter ihrem Vorsitzenden Bürgermeister Jürgen Heusinger hatte sich bereit erklärt das Buch herauszugeben. Finanzielle Unterstützung gab es durch den Bezirk Unterfranken, die Sparkassenstiftung, die Volks- und Raiffeisenbank Rhön-Grabfeld, Raiffeisenbank im Grabfeld, den Landkreis Rhön-Grabfeld und den Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld, in dessen Schriftenreihe das Buch aufgenommen wird. Dank sagt Albert den Gemeinden des Altlandkreises Königshofen sowie Silvia Schmitt von der Grabfeld-Allianz und den Feldgeschworenen Walter Damm (Aubstadt) und Manfred Seufert (Althausen). Reinhold Albert: "Besonderes Lob verdienen die Fotografen, die in den zurückliegenden Jahrzehnten zahlreiche Aufnahmen fertigten, die den enormen Wandel in der Landwirtschaft im Bild dokumentieren."
Landrat Thomas Habermann nennt die Geschichte der Flurnamen auch die Geschichte der Bürgerinnen und Bürger im Grabfeld. Es zeige, wie wichtig es ist, die Heimat wert zu schätzen. Bezirksheimatpfleger Klaus Reder verweist auf Viktor von Scheffel und sein Frankenlied, in dem das Grabfeld genannt ist. Reinhold Albert habe einen Meilenstein in Flurnamenforschung gesetzt.
Laut Bürgermeister Jürgen Heusinger sind Flurnamen für viele Menschen ein Teil ihres Heimatgefühls. Der Allianz Grabfeldgau sei der Erhalt von Kultur, Heimat und Brauchtum wichtig. Das zeige das Flurnamenbuch, das durch zahlreiche Bilder, Dokumente und Landkarten aufgelockert wird und seltene Einblicke in die Geschichte des Grabfelds bietet.
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