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Bad Königshofen
Flurnamen im Grabfeld: Wo Mönche versanken und der Hunger herrschte 
Eine riesige Sammlung von Flurnamen aus den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts verarbeitet Kreisheimatpfleger Reinhold Albert derzeit zu einem Buch.
In welchem Flurstück  wohl dieser Acker liegt, den dieser Bauer bei der Gemeinde Saal in den 60er Jahren mit einem Kuhgespann pflügt? Vielleicht finden sich ja im neuen Buch von Kreisheimatpfleger Reinhold Albert Hinweise.  
Foto: Wiili Schober | In welchem Flurstück  wohl dieser Acker liegt, den dieser Bauer bei der Gemeinde Saal in den 60er Jahren mit einem Kuhgespann pflügt?
Michael Petzold
 |  aktualisiert: 12.02.2024 11:02 Uhr

"Name ist wie Schall, und Rauch" - lässt Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe in seinem wohl berühmtesten Werk Faust sagen. Womit unter anderem gemeint ist, dass Namen allein wenig über eine Person aussagen. Der Wahrheitsgehalt dieses geflügelten Wortes trifft zumindest auf Flurnamen nur bedingt zu, sind mit ihnen doch oft frühere Begebenheiten, Sagen oder Örtlichkeiten verbunden. Aus diesem Grund gründete sich schon 1920 in Bayern ein Verband, der Flurnamensforschung betrieb. "Ziel war es, die mundartlichen und historischen Formen von Siedlungsnamen möglichst lückenlos zu erfassen", schreibt Kreisheimatpfleger Reinhold Albert in seinem Text für den Vortrag, den er bei der jüngsten Sitzung der Grabfeld-Allianz gehalten hat.           

Denn  Albert verfügt über die Aufstellung, die zwischen 1920 und 1940 von Dorfschullehrern aus dem Altlandkreis von Königshofen ermittelt, zusammengetragen und schließlich zu dem Verband nach München geschickt wurden. Zusammen mit den Aufstellungen der Flurnamen, die nach den Flurbereinigungen in den 50er und 60er Jahren vergeben wurden, sammelten sich so rund 900 Seiten an, die Albert schließlich auf gut 220 Schreibmaschinen-Seiten übertragen hat. "Diese Sammlung ist ein außerordentlicher heimatgeschichtlicher Schatz, der gar nicht hoch genug zu bewerten ist" betont der Kreisheimatpfleger. An diesen Schatz gekommen ist er durch die Vermittlung des Bezirksheimatpflegers, Professor Dr. Klaus Reder, der den Kontakt zu Dr. Hans Bauer vom Verband für Flurnamensforschung hergestellt hat.        

Viele Geschichten ranken sich um die Flurnamen

Ganz abgesehen von der Tatsache, dass heute Flurnamen durch die Änderung der Agrarstruktur, der Zersiedlung der Landschaft oder des technischen Fortschritts in der Kartografie kaum noch benötigt werden und deshalb in Vergessenheit geraten, sind die Namen oft mit Informationen verbunden, die mit ihnen auch verloren gehen. Wie etwa der Flurname "Mühlpfad" in Breitensee. Dieser stellte die Verbindung mit einer Öl-und Brettermühle her. Welcher Einwohner des Dorfes weiß schon noch, dass "Mühlpfad" und "breiter Rain" einst den Anfang eines Weges markierten, der einst von den katholischen Wolfmannshäusern  in Thüringen als Kirchweg nach Trappstadt benutzt wurden.    

In den 60er Jahren war es noch üblich, mit einem Tiergespann die Felder zu bestellen. 
Foto: Willi Schober | In den 60er Jahren war es noch üblich, mit einem Tiergespann die Felder zu bestellen. 

Viele der beigefügten Geschichten zu den Flurnamen sollte man nicht allzu ernst nehmen, wie etwa der Name für die Wiesengrundstücke "Im Unteren See" in Großbardorf. Hier befand sich tatsächlich einmal ein See. Und als der im Winter zugefroren war, sollen dort einmal Bildhäuser oder Münnerstädter Mönche samt ihrem Gefährt darin versunken sein. Bekannt war die Flur auch unter dem Namen "Mürschter Loch".   

Ein Waldstück für einen Spottpreis  

Eine Ahnung von der Not nach dem 30-jährigen Krieg vermittelt die Geschichte, die sich um den Namen "Hainholz" in der Gemarkung Eyershausen rankt. Dieses Wäldchen gehört der Stadt Bad Königshofen. Der Sage nach sollen während der Hungernot die Grundstücke heimlich für sechs Käse und sechs Laibe Brot  verkauft worden sein.    

Andere Namen wiederum fußen auf handfesten historischen Begebenheiten. Der Flurname "Am Siechhause" hat seinen Ursprung in dem Armen-Krankenhaus, das einmal Ortsausgang von Alsleben gestanden haben muss. Urkunden oder andere schriftliche Aufzeichnungen dazu fanden die mit der Flurnamensuche betrauten Lehrer zwar schon in den Zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts nicht, doch aber  immerhin Hinweise auf Reste des Baus, die bei der Herrichtung des Grundstücks 1850 aufgetaucht waren.       

Geschichten wie diese, die sich um Flurnamen ranken, wird es in dem Buch, das Albert derzeit zusammenstellt, eine ganze Menge geben. Zudem befindet sich bei jeder Flurnamen-Beschreibung eine Karte, in der die jeweiligen Flurnamen mit Nummern gekennzeichnet sind. Bei seinem Vorhaben darf Albert auf die Unterstützung der Allianz bauen. Dort will man die Druckkosten und den Vertrieb übernehmen.      

 
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