
Weil es die „Fladungen Classics“ nicht mehr gibt, sind die „Rüdenschwinden Classics“ entstanden. Bereits zum vierten Mal hat die Feuerwehr die Veranstaltung am Samstag ausgerichtet. In der Hoffnung, dass die Fladungen Classics irgendwann wieder auferstehen, wie es Wolfgang Hesse ausdrückte.
Etwas Besonderes waren die vierten Rüdenschwinden Classics. Denn das Dorf besteht heuer seit genau 1111 Jahren. Ein Jubiläum mit dieser Zahl weist darauf hin, dass diese Veranstaltung nicht ganz so „bierernst“ abgelaufen ist. Wie viele Besucher werden wohl in das kleine Dorf kommen? 100 oder 500? Das waren Fragen, die sich die Veranstalter stellten. Eine Zahl irgendwo dazwischen war's dann wohl gewesen. Unter den Gästen war auch Fladungens Bürgermeisterin Agathe Heuser-Panten und der stellvertretende Landrat Peter Suckfüll. Der war fasziniert, was die Veranstalter in so einem kleinen Dorf „auf die Beine gestellt haben“.
Musik der besonderen Art
Livemusik war angesagt. Neben routinierten Gruppen, die zur Unterhaltung aufspielten, traten auch ungeübte Musikanten auf. Hesse warnte scherzend die Besucher, ihre Erwartungen nicht all zu hoch zu schrauben und bat um Verständnis für die Guten sowie für die „fast Guten“. Denn es spielten Gruppen, die es zuvor noch nie gegeben hat. Der Dorfkapellmeister Willi Wetzel hat es geschafft, jeden, der irgendwann einmal ein Instrument gespielt hat, zu „reaktivieren“. Mit der Eurovisionsmelodie wurden die Besucher in Rüdenschwinden musikalisch begrüß. Das hat gut gepasst, denn einige waren sogar aus den Niederlanden angereist.
Natürlich gehören Oldtimer zu den Rüdenschwinden Classics: Traktoren, Motorräder und Autos. Auffällig waren ein Ford, Modell T, auch als „Tin Lizzie“ (Blechliesel) bekannt. Passt auch zum humorvollen Konzept der Rüdenschwinden Classics. Das T-Modell war wohl die bekannteste Requisite bei den Filmen mit Stan Laurel und Oliver Hardy.
Alfred Allgeier wollte einen Vorkriegsklassiker, um damit bei den Rüdenschwinden Classics vorzufahren. Im Internet hat Allgeier die Tin Lizzie gefunden. Das Auto, Baujahr 1926, ist eines der letzten dieses Typs und eines der ältesten im Landkreis zugelassenen Autos. Allgeiers Ford stand seit 1957 in einem Museum in Dänemark, das aufgelöst wurde.
Ein echtes Fluchzeuch
Aus einem vierzylindrigen Motor mit 2,9 Litern Hubraum gehen laut Allgeier ganze 13 PS an die Hinterachse. Rund 60 Kilometer in der Stunde schafft die Tin Lizzy. Das Zweiganggetriebe wird mit dem linken Fuß über ein Pedal geschaltet. Auch der Rückwärtsgang wird per Fußpedal eingelegt. Gas wird an einem Hebel an der Lenksäule gegeben. Allgeier bezeichnet sein Auto als „Fluchzeuch“, weil es ihn auf der Fahrt von Ostheim nach Rüdenschwinden oftmals zum Fluchen angeregt hat.
Einen Allgaier-Schlepper hat Steffen Scheidler aus Oberfladungen ausgestellt. An Scheidlers Bulldog, Baujahr 1950, ist noch das Kennzeichen für die Amerikanischen Zone Bayern (AB). Die heute üblichen Nummernschilder mit Städtekürzeln wurden 1956 eingeführt. Einen McCormic 324, Baujahr 1960, hat Patrick Leier aus Hausen nach Rüdenschwinden gebracht. Und einen Kolben mit verbogener Pleuelstange. Was auf einen großen Motorschaden hinweist. Wegen Frost sind Zylinderkopfdichtung und der ganze Motorblock gerissen. Die aufwendige Reparatur hat Leier in Eigenregie durchgeführt.
Oft bei Oldtimertreffen in hiesigen Gefilden anzutreffen ist der einzige in Deutschland zugelassene Hudson 112 aus dem Baujahr 1938. Udo Maly aus Wülfershausen hat diesen Wagen im Internet entdeckt und gekauft. Sechs Zylinder, 2,8 Liter Hubraum und 80 PS sind die Daten des 112. Hudson Motor Car Co. in Detroit bezeichnete die Typen nach dem Radstand. Der natürlich in amerikanischen Zoll gemessen wird. Malys Wagen ist ein Rechtslenker; ursprünglich wurde der Hudson von Detroit nach Neuseeland exportiert.
Hufeisen geschmiedet
An einer Schmiede, die nahe der Kirche aufgebaut war, durften interessierte Besucher glühendes Eisen mit kräftigen Hammerschlägen unter anderem zu kleinen Hufeisen formen. Eine gute Gelegenheit, die viele ausgiebig nutzten.