Bereits vor fünf Jahren gab es im Niklasheim mit Josef Hein einen 100. Geburtstag. Nun war es wieder mal so weit: Martha Harms feierte am vergangenen Freitag bei guter Verfassung hier ihren 100. Geburtstag.
Schon am Morgen hatten Pfarrer Andreas Werner und Schwester Meinrada Böhnlein die kirchlichen Glück- und Segenswünsche überbracht. Der offizielle Gratulationsreigen setzte sich am Nachmittag fort. Der stellvertretende Bürgermeister Frank Vetter überbrachte die Glückwünsche von Stadt und Bevölkerung und hatte ein Glückwunschschreiben des Bayerischen Ministerpräsidenten mit Silbermedaille mitgebracht. Josef Demar beglückwünschte als stellvertretender Landrat die Jubilarin und richtete die Glückwünsche von Landrat Habermann und der Landkreisbevölkerung aus. Erstaunt war er, dass ihn die Jubilarin schon an der Haustür in Empfang genommen hat, sie sei noch voller Tatendrang, lobte er.
Auch Isolde Faulstich, Kundenberaterin der Sparkasse, gratulierte Martha Harms, einer sehr langen Kundin, im Namen des Geldinstituts. Rudi Mebesky, ein Verwandter aus München - seine Frau ist eine Nichte der Jubilarin - erinnerte sich in seiner Laudatio an die Hilfsbereitschaft und Großzügigkeit der Tante. Nie seien sie ohne ein "Carepaket" mit guten Gaben aus ihrem Garten von einem Besuch wieder nach Hause gefahren. Keine Falte in ihrem Gesicht würde auf die 100 Lebensjahre hindeuten. Sie könne stolz auf ihre Lebensleistung sein und auf das, was sie erlebt habe. Gemeinsam mit den Verwandten, dazu gehören in erster Linie die Familien Buchert in Rappershausen, wurde dann in gemütlicher Kaffeerunde gefeiert und auf den Geburtstag angestoßen.
"Ich bin e alts Fräle, noch gesund, kann noch alles gelaff", damit empfing Martha Harms einige Tage zuvor ihre Besucher. Am 7. Juni 1919 ist sie als Martha Buchert in Rappershausen geboren, zehn Geschwister waren sie, verriet sie in einem Gespräch. In Rappershausen ist sie auch aufgewachsen. Nach der Schule ging sie zu den Schwestern nach Hendungen und hat nähen und stricken gelernt und ist auch immer in den Gottesdienst gegangen, das war ihr ein Leben lang wichtig. Vielmals ist sie über Nacht in Hendungen geblieben, denn sie hatte ja immer eine Stunde Fußweg nach Hause. Von den zehn Geschwistern sind drei Brüder im Krieg geblieben, da hat die Mutter gar arg getrauert. Die Eltern waren fleißige Bauersleute und besaßen einen schweren Gaul. Martha hat in der Landwirtschaft mit geholfen, sie musste immer den Gaul ausschirren. Ein treuer Gaul war es, weiß sie noch heute. Er hat immer schönes Brot bekommen. Sie hatten nämlich selber Brot gebacken. Das Getreide haben sie nach Waltershausen geliefert und dafür Mehl mit nach Hause genommen.
Einen großen Hof haben sie gehabt mit Kühen und Ziegen für die Milch. Im Frühjahr und im Herbst wurde immer geschlachtet. Hunger leiden mussten sie jedenfalls nie. Aber sie mussten immer schwer schaffen. Die Ehe mit ihrem ersten Mann, Erhard Dod, war eine Kriegsehe, die nur kurzen Bestand hatte. Ihr zweiter Mann, Karl Harms, war Witwer und hat Tochter Gudrun mit in die Ehe gebracht. Sie lernten sich bei der Firma Reich kennen, wo sie beide arbeiteten. Mit ihm wohnte sie in Mellrichstadt im Sonnenland, im eigenen Haus "mit Autogarage, einem großen Garten und vier Apfelbäumen mit guten Äpfeln", erzählte sie stolz.
In der evangelischen Kirche ist sie fest beheimatet. Bis vor einigen Jahren waren sie auch regelmäßig im evangelischen Altenclub. Da hat es guten Kaffee gegeben und ist viel erzählt und dabei gestrickt worden, erinnerte sie sich. Seit einiger Zeit nun verbringt sie ihren Lebensabend im Niklasheim. "Fleißig und fromm", bezeichnet sie sich selber und sagt, dass der liebe Gott immer gut zu ihr sei.