Wer am Wochenende seinen Rhönausflug Richtung Fladungen geplant hatte, fühlte sich in den Glanz der Wirtschaftswunderjahre zurückversetzt. Schon bei der Anfahrt musste man an Vehikeln aus längst vergangener Zeit hinterher zuckeln. Zu den „Fladungen Classics“ hatte man die Stadt wieder so hergerichtet, als hätte sich seit Konrad Adenauer nichts geändert. Aus ganz Deutschland kamen die Besucher zu dem Event, sogar aus Luxemburg konnte man Teilnehmer begrüßen. Allesamt waren hellauf begeistert vom Flair der Veranstaltung, die heuer ihre fünfte Auflage feierte und dabei mit Neuerungen überraschte.
Der frische (Auf)Wind der Aufbaujahre wehte durch alle Straßen und Gassen, überall war die Leichtigkeit der „guten alten Zeit“ zu spüren. Die Zeitreise war perfekt inszeniert, man hatte viel Aufwand walten lassen, auch die Geschäfte waren mit Werbeschildern von früher dekoriert und enthielten Auslagen wie anno dazumal.
Mit viel Enthusiasmus haben die Fladunger das Wochenende vorbereitet, das Nostalgiefieber steckte an, die Besucher schlenderten fröhlich durch die Altstadt. Zu den bewährten Attraktionen gehörten das „Feldmann Riesenrad“, Baujahr 1918 und die Sonderfahrten mit Oldtimerbussen und Dampfzug. Scharen von Schaulustigen zogen die Modenschauen an, denn die „Klamotten“ der Kultzeit liegen voll im Trend, so waren auch viele der Besucher im stilechten 50er- oder 60er-Jahre-Look gekommen, aber auch modische Streifzüge in die „Flower-Power“-Zeit der 70er Jahre waren gerne gesehen.
Neuerungen waren das Autokino am Samstagabend oder die Sonderschau historischer Fahrräder. Dazu hatte das Deutsche Fahrradmuseum Bad Brückenau einen sehenswerten Zubehör-Laden eingerichtet. Die „kleinen Helden“ des Wirtschaftswunders waren aber die Motorräder, mit denen die Handwerker in den Nachkriegsjahren zu Baustellen gefahren sind, waren ebenso zu sehen, wie Kleintransporter dieser Zeit und große Nobelkarossen.
500 historische Fahrzeuge waren im Vorfeld angemeldet, doch darüber hinaus hat sich eine große Zahl von Oldtimerfreunden spontan am Samstag und Sonntag dazu gesellt. Nach Schätzung von Bernhard Link, dem Leiter des Fladunger Verkehrsamtes, dürften es so mehr als 600 Oldtimer gewesen sein.
Der verregnete Sonntagvormittag konnte die Stimmung nicht trüben, die Musikgruppen hielten die Besucher bei Laune. Mehrere Hundert Oldtimer und mehrere Tausend Besucher – die Veranstalter sind überaus zufrieden. Dass zeitgleich an dem Wochenende auch das Stockheimer Oldtimertreffen stattfand, hat dem Besucherzulauf offenbar keinen Abbruch getan. Beide Oldtimer-Veranstaltungen haben inzwischen ihre Fangemeinde und viele Liebhaber historischer Fahrzeuge haben sogar beiden Treffen einen Besuch abgestattet.
Bernhard Link zeigte sich am Montag erfreut über den Ablauf der „Classics“. Im Vorfeld hatte die Großbaustelle Rathaus Kopfzerbrechen bereitet, doch die beteiligten Firmen haben dafür gesorgt, dass zum Wochenende alles sauber aufgeräumt und die Container abgeholt wurden und so die Baustelle ein ordentliches Bild abgegeben hat. Link äußerte sich besonders glücklich über das außerordentliche ehrenamtliche Engagement. Die Fladunger haben großen Zusammenhalt bewiesen, überall, wo Unterstützung gebraucht wurde, waren Helfer zur Stelle.
Der Gemeinschaftsgeist der Fladunger und die familiäre Atmosphäre, die der Veranstaltung trotz ihrer inzwischen beachtlichen Größe zueigen ist, imponiert auch den Teilnehmern. „Die Fladunger sind freundliche Gastgeber, wir fühlen uns sehr wohl hier“, lobte ein Ehepaar aus dem Badischen, das mit seinem Wohnwagen-Gespann das Nostalgie-Camping an der Stadtmauer genoss und sich gleich einig war, „beim nächsten Mal wollen wir unbedingt wieder dabei sein!“