
Die angespannte Finanzlage in Kommunen und Landkreisen hat auch Auswirkungen auf die Freiwilligen Feuerwehren. Darauf wie Landrat Thomas Habermann hatte bei der Segnung des neuen Löschgruppenfahrzeug LF 10 in Brendlorenzen hin. Nicht alles sei in Zukunft so einfach finanzierbar.
Zuvor hatte Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner bereits die Kostenexplosion bei der Anschaffung von Feuerwehrfahrzeugen genannt: 2010 kostete ein Löschgruppenfahrzeug LF 10 knapp 190.000 Euro, aktuell ist es bei einem LF 10 mehr als das Doppelte. Für das Löschfahrzeug der Brender Feuerwehr mussten 532.000 Euro aufgewendet werden.
Dass nicht mehr alle Wünsche erfüllt werden können, sieht auch Kreisbrandrat Stefan Schmöger so. In einem Gespräch mit dieser Redaktion gab er Landrat Thomas Habermann recht. Die Preise stiegen und da sei es verständlich, dass Kommunen und Landkreis, die für den Feuerschutz verantwortlich sind, bereits jetzt darauf verweisen. Immerhin gibt es im Landkreis Rhön-Grabfeld 114 Feuerwehren und an die 180 Feuerwehrfahrzeuge. Diese müssen im Turnus von 20 bis 30 Jahren durch Fahrzeuge, die dem aktuellen technischen Stand entsprechen, ersetzt werden.
Fuhrparks sind unterschiedlich groß
Der Kreisbrandrat macht in diesem Zusammenhang deutlich, dass die Feuerwehren der Stadt Bad Neustadt mit den Stadtteilen zum Beispiel mehr als 20 Fahrzeuge vorhalten. Auch die Wehren in Mellrichstadt, Bischofsheim und Bad Königshofen hätten einen großen Fuhrpark.
Das sind Großfahrzeuge ebenso wie die Mannschaftstransportwagen, Gefahrguteinsatzfahrzeuge oder, wie in Bischofsheim, ein spezieller Schlauchwagen. Zu den enormen Preissteigerungen der Feuerwehrfahrzeuge sagt der Kreisbrandrat, dass noch vor Jahren der Fahrzeugbau Hochkonjunktur hatte. Das sei zurzeit nicht mehr der Fall. So beträgt die Lieferzeit für ein Feuerwehrauto bis zu zwei Jahren. Der Grund: Feuerwehrfahrzeuge sind ein "Sonderbau".
In diesem Zusammenhang nennen er und sein Stellvertreter, Kreisbrandinspektor Michael Omert, die Bürokratie und das langwierige Prozedere bei der Beschaffung. "Da müssen Anträge gestellt, Genehmigungen eingeholt und Angebote verschiedener Fahrzeugbauer eingeholt werden." Ganz anders sei das bei Werksfeuerwehren, wie zum Beispiel Siemens oder Preh. Sie können ihre Autos auf dem freien Markt kaufen.

Brandschutz muss gewährleistet sein
Zur Zukunft der Feuerwehren und Ersatzbeschaffungen sagt Kreisbrandrat Stefan Schmöger, dass die Wehren die "Bedarfe anpassen müssen." Das bedeute: In Zukunft etwas kürzertreten und versuchen, mit dem zurechtzukommen, was vorhanden ist.
Trotzdem müssen die Gemeinden die nötigen Maßnahmen und Beschaffungen tätigen, um den Brandschutz sicherzustellen. Zudem müssen sich die Feuerwehren weiterhin für neue oder geänderte Anforderungen wappnen.
Die 114 Feuerwehren im Landkreis Rhön und Grabfeld sind, bis auf wenige Ausnahmen, mit Löschfahrzeugen ausgestattet. Um diese Fahrzeuge auch fahren zu dürfen, sind "Feuerwehrführerscheine" erforderlich. Früher, als es noch die Bundeswehr gab, sei das kein Problem gewesen, da dort viele Lkw-Führerscheine erworben wurden, sagt Kreisbrandinspektor Michael Omert. Damit konnte man auch Feuerwehrautos fahren.
Ausweichen auf den Gebrauchtwagenmarkt
Für Kommunen sei es erfreulich, wenn Feuerwehrleute, wie kürzlich die Wehrleute in Irmelshausen, selbst auf die Suche nach einem gebrauchten Fahrzeug im Internet gehen und fündig werden, auch wenn die Gemeinde dann die Kosten übernimmt.
Oftmals gebe es einen Feuerwehrverein, der finanziell noch mit unterstützen kann. Diese Freiwilligkeit zeige sich ebenfalls beim Bau neuer Feuerwehrgerätehäuser, womit Kosten eingespart werden können. "Wir haben zurzeit viele Freiwillige, die sich engagieren."
Wie wichtig Feuerwehrhäuser sind, habe die Corona-Pandemie und das Problem des Strom- oder Heizungsausfalls gezeigt, sagt Kreisbrandrat Stefan Schmöger. Da wären die Feuerwehrhäuser Anlaufstellen für die Bevölkerung gewesen. Die Umrüstungen wurden von den Kommunen eigenständig durchgeführt, das Landratsamt lieferte Vorgaben, Vorschläge und Arbeitspapiere.
Schließlich nennt der Kreisbrandrat das dörfliche Leben. Hier sei die Feuerwehr ein fester Bestandteil und sehr wichtig, vor allem auch in den kleinsten Ortschaften.
Boom bei den Kinderfeuerwehren
Angesprochen auf den Boom bei der Kinderfeuerwehr sagte Stefan Schmöger, dass es hier einen enormen Zulauf gibt, sodass man zurzeit sogar einen Aufnahmestopp andenke. Diese Kinderfeuerwehren seien aber für den Erhalt der Ortswehren unabdingbar, da hier der Grundstock für den Einstieg in die Wehr gelegt wird. "Wenn auch nicht alle der Jugend- und dann der aktiven Wehr beitreten, so ist es doch ein gewisser Teil, der den Erhalt der Ortswehr fortführt und damit auch den Bürgerinnen und Bürgern Sicherheit bietet."