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Bad Königshofen
Feuerwehr rückte wegen Schutznebel in der Sparkasse aus: Wie sichern Banken ihre Geldautomaten gegen Einbruch?
Starke Rauchentwicklung in der Sparkasse Bad Königshofen ließ die Feuerwehr ausrücken. Der Schutznebel war aktiviert worden. Was hat es damit auf sich?
Rauch quoll vor kurzem aus dem Servicebereich der Sparkasse in Bad Königshofen. Dabei stellte sich heraus, dass der sogenannte Schutznebel aktiviert worden war.
Foto: Hanns Friedrich | Rauch quoll vor kurzem aus dem Servicebereich der Sparkasse in Bad Königshofen. Dabei stellte sich heraus, dass der sogenannte Schutznebel aktiviert worden war.
Hanns Friedrich
Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:41 Uhr

Einen "Brand in der Sparkasse Bad Königshofen" meldete Anfang Januar die Integrierte Leitstelle Schweinfurt. Dichter Rauch quoll zu diesem Zeitpunkt aus dem Servicebereich der Bank. "Das war so dicht, dass man nichts sehen konnte", sagten Feuerwehrleute, die im Einsatz waren. Letztendlich stellte sich heraus, dass, bedingt durch einen Stromausfall, die Sicherungsmaßnahmen im Bereich der Geldautomaten aktiviert wurden.

"Damit hat sich gezeigt, dass die eingebauten Absicherungen funktionieren", meint Gebietsdirektor Peter Lindemann auf Nachfrage dieser Redaktion. Allerdings sollte dieser sogenannte Schutznebel erst beim gewaltsamen Öffnen der Bank-Eingangstüren reagieren, was zu diesem Zeitpunkt aber nicht der Fall war. Weshalb durch den Stromausfall dennoch die Vernebelung im Bereich der Geldautomaten aktiviert wurde, überprüfen laut Lindemann derzeit die Techniker.

Die Banken im Landkreis Rhön-Grabfeld haben sich in den vergangenen Monaten dem Vorschlag des Bundesministeriums des Innern und für Heimat angeschlossen. Deshalb ist der SB-Bereich in den Nachtstunden geschlossen.
Foto: Hanns Friedrich | Die Banken im Landkreis Rhön-Grabfeld haben sich in den vergangenen Monaten dem Vorschlag des Bundesministeriums des Innern und für Heimat angeschlossen. Deshalb ist der SB-Bereich in den Nachtstunden geschlossen.

Seitdem ist der Vorfall Thema in Bad Königshofen. Immer wieder tauchen bei den Menschen Fragen auf, wie so etwas funktioniert und wann diese Nebelaktion eigentlich ausgelöst wird. "Ist das, wenn die Bankräuber am hantieren sind? Oder bereits, wenn sie den Raum gewaltsam öffnen?" oder "Wie ist das mit der Sicherheit der Einsatzkräfte im Ernstfall?"

Erst kommt der Nebel, dann werden die Scheine bunt eingefärbt

"Um solche Einbrüche zu vermeiden oder zumindest zu erschweren, reagieren die Geldinstitute auch im Landkreis Rhön-Grabfeld bereits seit einigen Monaten", sagen Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Georg Straub und der Vorstandssprecher der VR-Bank Main-Rhön, Markus Merz

Sollte die in den Nachtstunden verschlossene und gesicherte Türe zum SB-Bereich der Bank mit Gewalt geöffnet werden, erwarten den ungebetenen Gast einige Überraschungen: Nicht nur die Alarmanlage wird ausgelöst, sondern der gesamte Raum regelrecht vernebelt. Sollte es trotzdem gelingen, den Bankautomaten zu knacken, ist dort eine weitere Sicherung eingebaut. Dann nämlich würden die Scheine eingefärbt und sind damit nicht zu verwenden.

Servicebereich der Banken ist von 23 bis 6 Uhr geschlossen

Das und einiges mehr geht auf eine sogenannte Risikobewertung des "Bundesministerium des Innern und Heimat" zurück, wonach der SB-Bereich der Bankinstitute und auch die Automaten entsprechend nachgerüstet wurden. Dazu sagt Gebietsdirektor Peter Lindemann in Bad Königshofen, dass die Banken in der Zeit vom 23 Uhr bis 6 Uhr ihren Servicebereich geschlossen haben. Als das noch nicht der Fall war, sei es Einbrechern zum Beispiel gelungen, in den Servicebereich der Raiffeisenbank im Grabfeld am Ortsrand von Oberessfeld einzudringen und dort zu versuchen, den Geldautomaten zu sprengen.

Im vergangenen Jahr drangen Einbrecher in die Raiffeisenbank im Grabfeld in Oberssfeld (Archivbild) ein. Sie wurden durch den dabei ausgelösten Alarm gehindert, den Geldautomaten zu knacken.
Foto: Hanns Friedrich | Im vergangenen Jahr drangen Einbrecher in die Raiffeisenbank im Grabfeld in Oberssfeld (Archivbild) ein. Sie wurden durch den dabei ausgelösten Alarm gehindert, den Geldautomaten zu knacken.

Allerdings wurden die Täter durch die Alarmanlage gestört und flüchteten. Deshalb findet man in den Banken entsprechende Hinweise, dass der Bereich an den Automaten und Kontoauszugsdruckern in den Nachtstunden geschlossen ist. "Aus sicherheitstechnischen Gründen" liest man. Andere Bankinstitute haben ihre Kunden per Post oder Mail informiert.

Mehrere Absicherungen gegen Einbrecher in den Banken

Sparkassendirektor Georg Straub erläutert, dass in den vergangenen Monaten mehrere technische Absicherungen eingebaut wurden, die die Einbrecher von ihrem Vorhaben, einen Geldautomaten zu sprengen, schon im Vorfeld abbringen sollen. Bereits seit einigen Monaten wenden Banken solche Maßnahmen an. Die Zeitspanne, in der die Banken geschlossen sind, wurde aufgrund der Nutzung durch Kunden in dieser Zeit ermittelt.

Die Leiter der Banken im Landkreis Rhön-Grabfeld verweisen auf einen "Runden Tisch" des Bundesministeriums des Innern und für Heimat zum Thema Geldautomatensprengungen. Hier seien entsprechende Maßnahmen mit Vertretern der Deutschen Kreditwirtschaft, dem Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft, der Deutschen Bundesbank sowie Bundeskriminalamt und der Bundespolizei ausgearbeitet worden. Bundesinnenministerin Nancy Faeser habe auf die häufige Nutzung hochgefährlicher Sprengstoffe durch die Täter verwiesen. Dabei könnten auch Bewohner in der Bank oder im nahegelegenen Umfeld gefährdet werden.

Weniger Bargeld in den Geldautomaten

Ziel sei es, den Tätern die Arbeit so zu erschweren, dass sich ein Angriff auf Geldautomaten nicht mehr lohnt. Dazu zählt die nächtliche Schließung von Selbstbedienungs-Foyers. Hinzu kommt die verstärkte Videoüberwachung sowie der Einsatz von Einbruchmeldetechnik, Nebel- und Einfärbe-Systemen. Außerdem eine Reduzierung des Höchstbestandes an Bargeld sowie eine vermehrte Sensibilität bei der Auswahl der Geldautomatenstandorte.

Der Statistik zufolge gab es im Jahr 2021 insgesamt knapp 400 Fälle, in denen Geldautomaten überwiegend mithilfe fester Explosivstoffe gesprengt wurden. Die Sprengungen unter Einsatz von Explosivstoffen sind damit im Vergleich zum Jahr 2020 um mehr als 100 Prozent gestiegen, wurde am "Runden Tisch" bekannt.

Das Bundesministerium des Innern und für Heimat beobachtet die Entwicklung des Kriminalitätsphänomens Geldautomatensprengungen mit großer Besorgnis. Durch gemeinsame Kraftanstrengung werde nun alles darangesetzt, Deutschland als Zielort für die überwiegend aus den Niederlanden einreisenden Tätergruppen so unattraktiv wie möglich zu gestalten.

 
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  • Ingrid Reichelt-Schölch
    Aufgrund meiner Compliance und Risikomanagement-Erfahrungen im Finanzbereich mit über 100 Filialen in D muss man da nur sehr aufpassen, dass die früher üblichen Methoden nicht wieder zur Anwendung kommen, Gewalt, Geiselnahmen usw. Das ist aufgrund ebenfalls hier vorgenommener Vorkehrungen sicher viel schwieriger geworden, aber wir sehen auch in anderen Gebieten, dass sich das gewaltbereite Täterklientel verändert hat, andere Strukturen und Gruppen etc. Natürlich ist ein Großteil in das Internet, in digitalen Betrug „umgezogen“.

    Wichtig ist auch die Sensibilisierung von Mitarbeitern bzgl. der „Walk Ins“. Ähnlich wie gerade hier auf dem Land gern noch verbal davon geträumt wird, dass „das“, z.B. Einbruch, hier im Ort nicht vorkommen wird, „weil das ja noch nie vorkam und wir das schon immer so gemacht haben“, sind das alles nicht unbedingt geübte Verhaltensweisen.

    Schwierig und wird ein Dauerbrenner bleiben. Viel Glück und Erfolg!
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