Walter Reuter, Abwassermeister der Kläranlage Ebern, steht vor einem Regal voller unterschiedlichster Alltagsgegenstände. Unterwäsche, Hygieneartikel, Putzlappen und ein Handy kann der Abwassermeister beispielsweise zeigen. Oder aber Bauabfälle. Dies alles findet man immer wieder in den Auffangrechen der Kläranlage. „Ich bin erstaunt, was die Leute so alles wegschmeißen“, berichtet Reuter und meint dabei vor allem auch die Menge an Essensresten, die oft durch die Toilette in das Abwasser geleitet werden.
Auch in der Kläranlage Haßfurt kennt man dieses Problem. Matthias Langguth, Betriebsleiter des Klärwerks erzählt schmunzelnd: „Wenn zum Beispiel Spargelzeit ist, können wir das in unserer Anlage genau feststellen.“ Alles Abfälle, die die Leute die Toilette hinunterspülen.
Diese Art von Müll sei für die Anlage und das ganze Abwassersystem jedoch schädlich. Schließlich wirken die Bioabfälle vor allem auf Ratten anziehend. Zum Verständnis spricht Reuter bildlich. „Das muss man sich vorstellen wie einen gedeckten Tisch.“ Für die Ratten sei es so am einfachsten, an Nahrung zu kommen. Dann beginne zudem eine Art Teufelskreis, wie auch Langguth sagt: „Diese Ratten fressen dann die Kabel in der Anlage an“, die dann wieder aufwendig repariert werden müssen.
Wie in Ebern, wurde auch im Klärwerk Haßfurt ein Schaukasten mit kuriosen Fundsachen errichtet. Dieser hat vor allem eine Funktion: Die Bürger zu sensibilisieren. Zwar würde dies vor allem bei Kindern funktionieren, doch könnten „diese den Eltern dann daheim auf die Finger hauen“, sagt Reuter – und lacht.
Zufällig ein Gebiss gefunden?
Auch Langguth weiß: „Man muss den Leuten vor Augen halten, was hier ankommt.“ Wer dies nicht wisse, könne den Ernst der Lage nicht einschätzen. Vielen Menschen sei dies einfach nicht bewusst. Sie sähen die Toilette als günstige Entsorgungsmöglichkeit, für fettige Bratensoße zum Beispiel.
Manchmal jedoch gelangten die Abfälle unabsichtlich ins Abwasser. „Ich erinnere mich, als mal ein Sicherheitsschuh bei uns angekommen ist“, erzählt Langguth. Dann meldete sich einmal eine Dame bei ihm und erkundigte sich, ob zufällig ein Gebiss gefunden worden sei. Ihr Vater habe seines auf der Toilette verloren. Matthias Langguth konnte der Frau leider nicht weiterhelfen. Manchmal könnten solche Dinge eben doch nicht rausgefiltert werden.
Kollege Reuter von der Kläranlage in Ebern nennt eine Zahl: „21 Tonnen gefilterter Abfall muss jedes Jahr von uns entsorgt werden.“ Es wäre für die Stadt und die Allgemeinheit wesentlich billiger und weniger aufwendig, würde diese Menge an Müll einfach über die Rest- und Biomülltonnen entsorgt.
Aber das größte Problem sind nach wie vor die durch die Abfälle verursachten Verstopfungen im System. Jede einzelne bedeutet einen enormen personellen und finanziellen Aufwand. Oft müssen dann Spezialfirmen die Kanalrohre reinigen.
Matthias Langguth berichtet, dass die Abfälle immer mehr werden. „Seitdem mehr Gemeindeteile ihr Abwasser in das Klärwerk Haßfurt leiten, bekommen wir sowieso noch mehr Müll ab.“
Um dies zu verhindern, bieten die Kläranlagen viele Führungen – vor allem für Schulklassen – an und verteilen Faltblättchen an Haushalte. Übrigens: Sogenannte Feuchttücher dürfen nicht ins Abwasser. „Diese Tücher lösen sich erst sehr spät im Klärvorgang auf“, sagt Langguth aus Haßfurt. Bis dahin blieben zu viele Möglichkeiten, um sämtliche Pumpen zu verstopfen.