
Auf dieses Fest freut man sich in Mellrichstadt das ganze Jahr. Die Erlebnisnacht am letzten Samstag im Oktober lockt alljährlich mehrere tausend Menschen in die Innenstadt, die dann im Schein unzähliger Kerzen strahlt. Seit 16 Jahren ist die sogenannte Lichternacht ein Besuchermagnet im Altlandkreis. Im 17. Jahr fällt sie aus. Wegen der Corona-Pandemie sind nach jetzigem Stand bis Ende Oktober keine Großveranstaltungen erlaubt. Die Erlebnisnacht war auf den 24. Oktober datiert.
Für Geschäfte, Vereine und alle, die sich bei der Veranstaltung einem breiten Publikum präsentieren, eine bittere Pille, ebenso für den Stadtmarketingverein Aktives Mellrichstadt, der das Großereignis alljährlich organisiert. Doch es ist bei weitem nicht die Einzige. Corona bestimmt das Jahr 2020, das in die Geschichte eingehen wird als eine Zeit der abgesagten Feste.

Dabei hätten die Menschen im Streutal in diesem Frühjahr und Sommer allerorten wieder gern zusammen gefeiert. Beim Stadtfest "Mellrichstädter Leckerbissen" mit Chorfestival wäre Mellrichstadt am letzten Juni-Wochenende der Treffpunkt in der Region gewesen. In Ostheim wären die Gäste eine Woche zuvor gern beim Stadtfest flaniert oder hätten sich beim Blumenmarkt in der Kirchenburg Ende Mai mit Blumen und Accessoires für Haus und Garten eingedeckt. Statt dessen heißt es Abstand halten und Hygieneregeln beachten. Die Pandemie nimmt auf Veranstaltungskalender keine Rücksicht.
Keine leichte Situation für alle
Für Geschäftsinhaber und Markthändler ist die Situation derzeit keine leichte. Und auch für die Veranstalter nicht. "Ohne unser Stadtfest hat einfach etwas gefehlt", macht Brigitte Proß, Geschäftsführerin des Vereins Aktives Mellrichstadt, bei einem Pressegespräch deutlich. Aber es kommt noch schlimmer: Die Mellrichstädter Musiknacht im Juli wurde gestrichen, ebenso der Herbstmarkt mit Modelleisenbahnausstellung im September. Und eben auch die Erlebnisnacht. Hinter den nostalgischen Weihnachtsmarkt Mitte Dezember macht Proß noch ein großes Fragezeichen. "Wir müssen die Situation im Winter abwarten. Und Gespräche mit den Händlern führen. Bevor wir einen Weihnachtsmarkt veranstalten, der den Erwartungen der Besucher nicht gerecht wird, setzen wir heuer lieber aus."

Und liegt dabei mit Bürgermeister Michael Kraus auf einer Linie. "Wenn wir unsere bekannten Veranstaltungen nur auf Sparflamme kochen können, bleibt nur eine Mogelpackung übrig. Also stricken wir in diesen Zeiten lieber ein neues, kleineres Angebot", so der Stadtchef. Im Sommer wollen die Aktiven des Stadtmarketingsvereins nun mit kleinen Veranstaltungen für etwas Leben in der Stadt sorgen. Seit Mitte Juli gibt es sonntags wieder Standkonzerte, vielleicht lässt sich auch ein Hockese im kleinen Rahmen oder eine Veranstaltung in der Reihe "Sommer in der Stadt" stemmen. Bei alledem ist natürlich die Mitverantwortung der Besucher gefragt.
"Eine langfristige Planung ist derzeit einfach nicht möglich, das ist ein Dilemma, in dem alle Veranstalter gerade stecken", weiß Wolfgang Pfeiffer, Vorsitzender des Vereins Aktives Mellrichstadt. "Es ist eine Extremsituation für uns alle", fügt Geschäftsführerin Brigitte Proß an. "Doch wir hegen die Hoffnung, dass wir 2021 wieder durchstarten können."
Rasentraktorrennen: Das Matschloch bleibt heuer trocken
Das hoffen auch andere, die ihre Veranstaltungen bereits abgesagt haben. Wie etwa das Mellerschter Räumle. Das Matschloch muss heuer trocken bleiben. "Großveranstaltungen bleiben bis Ende Oktober untersagt! Wir müssen also schweren Herzens unser Rasentraktorrennen Anfang September absagen! Wir hoffen, im nächsten Jahr wieder starten zu können! Keep racing und bleibt alle gesund!", heißt es auf der Facebookseite. Am Frickenhäuser See bleibt es heuer auch ruhig. Das Seefest kann leider nicht stattfinden, heißt es bei Facebook, "aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben". Der neue Termin steht schon: 17. Juli 2021.

Auch die beliebten Stockheimer Kulturtage fallen der Pandemie zum Opfer. "Aufgrund der Verordnungen zur Coronakrise müssen die vom 27. Juni bis 20. Juli geplanten Veranstaltungen inklusive der Oldtimertage zu den vorgesehenen Terminen abgesagt werden. Sollten die Verordnungen soweit gelockert werden, dass die Oldtimertage logistisch umsetzbar wären, halten wir uns für Anfang September noch die theoretische Möglichkeit offen, die Oldtimertage in irgendeiner Form abzuhalten. Die Oldtimertage 2021 sind – soweit dann möglich – für den 16. bis 18. Juli geplant", heißt es dazu auf der Internetseite der Gemeinde Stockheim.
Kein Strand und kein Rennfeeling
Abhängen am Ostheimer Statt-Stand? In diesem Jahr ebenfalls gestrichen. Vom 17. Juli bis 2. August hätten sich Jung und Alt am Tretbecken an der Streu getroffen. Rennfeeling am Hauenstein in Hausen im August? Dröhnende Motoren, der ganze Ort ein einziges großes Fahrerlager? Hoffentlich wieder im nächsten Jahr. Das Brauhausfest in Oberstreu? Findet laut Musikkapelle Oberstreu voraussichtlich erst wieder vom 8. bis 11. Oktober 2021 statt. Auch wer sich auf viele andere Festlichkeiten im ganzen Streutal gefreut hat, schaut heuer buchstäblich in die Röhre.
Und der Rhöner Wurstmarkt? Der muss heuer virtuell stattfinden, sprich im Internet und den sozialen Netzwerken. Statt vor Ort die Spezialitäten in der Ostheimer Marktstraße zu kosten, können sich Genießer diesmal Schlemmerpakete nach Hause bestellen. Not macht eben auch erfinderisch.

In der nördlichsten Stadt Bayerns wurde das Marktfest am 20. September zwar offiziell noch nicht abgesagt, kann angesichts der hohen Besucherzahlen aber auch nicht in gewohnter Form stattfinden. Auch das große Museumsfest im Fränkischen Freilandmuseum Fladungen am letzten Augustwochenende wurde bereits vor geraumer Zeit abgesagt. "Aber die Saison läuft ja noch bis 8. November. Wir werden sehen, welche kleineren Veranstaltungen in welcher Form bis dahin möglich sind", blickt Pressesprecherin Patricia Linsenmeier voraus.