Weihnachtszeit ist Harfenzeit. Gerade in diesen Tagen berühren einen die wunderschönen, zart dahinschwingenden Töne, tun sie dem Gemüt so gut. Nicht zu Unrecht wird die so schwierig zu spielende und bereits 3000 vor Christus erwähnte Harfe gerne als das Instrument der Engel und Feen bezeichnet, kann ihr himmlischer Klang doch jedermann verzaubern.
Dieser Zauber legte sich auch über das Publikum im Konzertsaal des Klosters Wechterswinkel, als Cecilia Schwen ihr großes Talent an der Harfe nachdrücklich unter Beweis stellte. An die 200 Besucher waren an diesem Abend "zwischen den Jahren" ins Kreiskulturzentrum geströmt, um ein ebenso anspruchsvolles wie faszinierendes Harfenkonzert zu genießen.
17 Jahre jung und schon eine großartige Virtuosin, so präsentierte sich die Gymnasiastin Cecilia Schwen, die trotz ihres jungen Alters schon reichlich Meriten gesammelt hat und bereits als Jungstudentin im PreCollege der Würzburger Hochschule für Musik studiert.
Beruhigend und entspannend
Ihr Programm an diesem Abend ist breit gefächert. Die von ihr präsentierten Werke reichen vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis in die Moderne der heutigen Zeit, von Nicolo Paganinis "Caprice 24" bis beispielsweise hin zum auch von südamerikanischen Stilelementen geprägten Werk des zeitgenössischen Harfenisten David Watkins.
Das Spiel Cecilia Schwens wirkt ungeheuer beruhigend und entspannend. Man schließt bei Marcel Grandjanys "Bearbeitung von Bachs Etude Nr.1" die Augen und sieht vor dem geistigen Augen, die zarten Harfentöne wie Schneeflocken zu Boden schweben.
Sehr harmonisch, melodiös, ja tänzerisch verspielt die "Sonatina II" von Johann L. Dussek, während bei David Watkins' "Petite Suite" die "vertonte" Morgen- und Gewitterstimmung als Bilder vor dem geistigen Auge vorüberziehen. Auch Albert Zabel arbeitet in seinem Werk "Marguerite au rouet" mit einem Bild. Dank Cecilia Schwens flinken Fingern und Füßen auf den 47 Saiten und sieben Pedalen konnte man das Spinnrad förmlich vor sich hinsurren hören, an dem das unglücklich verliebte Gretchen in Goethes Faust sitzt.
Springbrunnen sprudeln "hören"
Nicht weniger eindrucksvoll lässt die junge Künstlerin auch musikalisch den Springbrunnen in Albert Zabels Werk "La Source" sprudeln. Stimmungsvoll mit einem Hauch Melancholie garniert die "Serénade melancolique" des belgischen Harfenisten Alphonse Hasselmans.
Mit dem mitreißenden "Impromptu" von Reinhold Gliere zieht Cecilia Schwen die Besucher nach der Pause gleich wieder in ihren Bann. Einen musikalisch interessanten Ausflug in die Schöpfungsgeschichte bietet das mit einigen jazzigen Elementen geschmückte "Towards the Light" der aus Indien stammenden Harfenistin Skaila Kanga, das sich anfangs aus dunklen Farben hin zum hellen Licht zu entwickeln scheint.
Gunda Schwen, die mit interessanten Informationen über Komponisten und Werke an diesem Abend durch das Konzert ihrer Tochter führt, bezeichnet ihn als "Grandseigneur der russischen Harfenschule": Mikhail Mchedelov, mit dessen "Variationen über Caprice Nr. 24" des "Teufelsgeigers" Nicolo Paganini Cecila Schwen das Publikum restlos begeistert. Das Werk hätte den Konzertabend beschließen sollen.
Das "Aschenbrödel"-Thema
Doch der brausende Applaus und die Standing Ovations sorgten dafür, dass Cecila Schwen ein zweites Mal an diesem Abend – diesmal als Zugabe – jene Filmmusik anstimmte, die für viele Menschen zum Weihnachtsfest einfach dazugehört: "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" von Karel Svoboda. Nicht wenige träumten dabei von einem winterlichen Ausritt im Schnee auf einem Schimmel. Ganz so, wie es Gunda Schwen angekündigt hatte.
Und Michaela Haidu von der Kreiskulturagentur hofft wie alle Besucher an diesem Abend , dass Cecilia Schwen während ihres Aufstiegs auf der Karriereleiter immer wieder mal zu einem Gastspiel ins Kloster Wechterswinkel kommen wird.