
Die Welt der Miniaturen hat ihren eigenen Reiz. In ihr lebt der Krippenbaumeister Alois Wehner. Eine seiner Arbeiten erhielt jetzt durch das Freilandmuseum Fladungen eine besondere Würdigung. Die von ihm angefertigte naturgetreue Nachbildung seines Elternhauses ging in das Eigentum der Einrichtung über und ziert als Foto weihnachtliche Glückwunschkarten, die an Freunde und Gönner herausgingen. Ein noch aufwendigeres Werk ist jedoch dem Wohnzimmer in Windshausen vorbehalten – bis Mariä Lichtmess, wenn die Weihnachtszeit endet.
In der gemütlichen Umgebung von altdeutschen Möbeln, Kaminofen und künstlerischen Holzarbeiten wirkt die Krippe, als ob sie ein Teil der Einrichtung wäre. Auf einer Fläche von 2,5 mal 1,25 Meter befindet sich eine Landschaft mit verschiedenen Bestandteilen wie Bäume, Brücke und Gebäude, die einer vergangenen Zeit entnommen sind.

Jedes Jahr eine neue Figur
Schon in den 1970er Jahren hat Wehner während seiner Zeit an der Krippenbauschule in Innsbruck mit dem Aufbau begonnen. Dazu hat er eine Landschaft aus natürlichen Materialien modelliert und Jahr für Jahr mit einer neuen Figur von Gebhard Kessler ausgestattet, seinem Ziehvater und renommierten Bildhauer aus ihrem gemeinsamen Heimatort Stangenroth, dessen Arbeiten auf dem gesamten Globus zu finden sind.
Kaum weniger verteilt sind die Arbeiten von Alois Wehner, vor allem in vielen Rhöner Kirchen und Wohnzimmern sind Produkte seines Schaffens zu sehen. "Jetzt geht nicht mehr viel", bedauert der 78-Jährige, "die Nachfrage nach Krippen ist vollkommen eingebrochen". Dafür freut sich Wehner darüber, dass eines seiner wichtigsten Werke vor kurzem eine besondere Würdigung erfuhr.
Vor einiger Zeit war das Freilandmuseum Fladungen auf das Modell seines Elternhauses in Stangenroth aufmerksam geworden und hat es ihm abgekauft. Der im Maßstab 1 zu 20 angefertigte Nachbau überzeugte nicht nur durch seine Authentizität, "das Modell hat auch eine Geschichte mit persönlichem Bezug", freut sich Museumsleiterin Anne Weidlich über ihr neues Ausstellungsstück. Aus diesem Grund wurde der Nachbau auch als Fotomotiv verwendet und ziert als "Objekt des Monats" Glückwunschkarten des Museums.
Die Geschichte des Hauses kennt natürlich Alois Wehner am besten, zumal er in dem Anwesen seine Kindheit verbracht hatte. Das Wohnhaus ist im typischen Stil der Region gebaut und war "nichts Besonderes". Bauweise und Material waren einfach, teilweise war das Haus mit Holzschindeln verkleidet, aber überwiegend verputzt. Bewohnt war das Gebäude bis ins Jahr 1981, nach dem Verkauf wurde es 2011 abgerissen.
Das Modell fertigte Wehner 1992 anlässlich der 750-Jahr-Feier seines Heimatorts an. Innerhalb von etwa drei Monaten baute er sämtliche Bestandteile des Zustands der 1950er Jahre originalgetreu nach und präsentierte das Modell pünktlich zu den Feierlichkeiten. Dazu war auch das inzwischen unbewohnte Anwesen aufgehübscht worden und die verschiedenen Zimmer samt der noch vorhandenen Einrichtung zur Besichtigung freigegeben.
Musiker trafen sich in der Küche
Fotos von damals zeigen außerdem, dass sich Musiker in der Wohnküche trafen und in zünftiger Tracht, mit Akkordeon und Gitarre für die Leute aufspielten und so ein stimmiges Bild vom einstigen Landleben lieferten.
Diese Atmosphäre findet Anne Weidlich auch im Modell wieder. Die Hofanlage mit Wohnhaus und Stall erzeuge einen Eindruck "von einem umschlossenen Raum, der Menschen und Tieren ein Dach über dem Kopf bietet und Schutz gewährt". In welcher Form das Modell präsentiert wird, steht allerdings noch nicht fest.