
"Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden" – dieses Bibelzitat ist zum geflügelten Wort geworden und wird besonders bei Friedensbewegungen im Hinblick auf den ersehnten Völkerfrieden häufig gebraucht. Der Bastheimer Tobias Schrenk stellt aus Zinnsoldaten Faschingsorden her, was nicht ganz so nützlich für den Weltfrieden ist, aber dennoch auch sein Gutes hat.
Denn damit werden alljährlich die Akteure des beliebten Faschings der Bastheimer Karnevalsgesellschaft (Ba-Ka-Ge) ausgezeichnet, die mit ihren Tänzen, Büttenreden oder sonstigen Darbietungen ihren Beitrag zu den Prunksitzungen leisten, um für Heiterkeit und Frohsinn sowie für den so nötigen Ausgleich zum grauen Alltag und dem Durcheinander in der Welt zu sorgen.
Orden zu kaufen, würden die Bastheimer viel Geld kosten
Weit und breit dürfte Tobias Schrenk einer der wenigen "Ordensschmiede" sein, denn natürlich kann man auch Faschingsorden fertig kaufen. Doch die Bastheimer Faschingsorden sind Unikate, eigenhändig aus Zinn gegossen, bemalt und ausgeschmückt. 200 Orden stellt Tobias Schrenk her, der sich als Ba-Ka-Ge-Präsident und Ordenskanzler engagiert und mit viel Idealismus als gutes Beispiel vorangeht.
"Wenn wir unsere Orden kaufen würden, müssten wir einen vierstelligen Betrag hinlegen. Durch die Herstellung in Eigenleistung sind die Orden für uns finanziell leistbar", macht Schrenk deutlich. Der Entwicklungsingenieur im Bereich Mechatronik hat Gefallen an seiner Tätigkeit im Vorfeld des Faschings gefunden. "Ich entwerfe und entwickle gerne, bin interessiert an der Technik, die dahinter steckt", was ihn auch motiviere.
Ein 3-D-Drucker erstellt die Grundform für die Orden
Die Arbeit des Ordenskanzlers beginnt damit, mehrere Entwürfe für den anstehenden Sessionsorden zu erstellen. Die Auswahl trifft dann die Ba-Ka-Ge-Präsidentschaft mit den beiden Sitzungspräsidenten Jutta Fatt und Sebastian Landgraf, Hofmarschall Harald Fatt und ihm selbst. Heuer entschied man sich in Anspielung auf das diesjährige Motto "Jedes Jahr der gleiche Zirkus" für ein stilisiertes, geöffnetes Zirkuszelt mit den Anfangsbuchstaben der Vornamen des Prinzenpaares Laura und Bernd, der Jahreszahl und den Initialen BA-KA-GE.
Mithilfe eines 3-D-Druckers wird die Grundform, der sogenannte "Grünling", erstellt, der die Basis für die folgende Negativform aus einem Zweikomponenten-Hochtemperatur-Kautschuk bildet. Diese Gießform, die auch einen Angusstrichter enthalten muss, in den das heiße Zinn eingegossen wird, muss enorm temperaturbeständig sein, da das flüssige Zinn auf 400 Grad Celsius erhitzt werden muss.

Etwa 20 Kilogramm Zinn benötigt der Ordensschmied für die 200 Orden, also 100 Gramm pro Orden. Rund 1.200 Euro würde technisch reines Gießzinn kosten. Günstiger kommt man über Gebrauchtwarenbörsen an das benötigte Zinn. Zumeist sind es Zinngeschirr, Zinnsoldaten und Ähnliches. "Über Zinnspenden freuen wir uns besonders und sind dafür sehr dankbar", betont der Ordensschmied.
Elferrat und Helfer unterstützen in Bastheim bei der Ordensherstellung
Nur kurz bleibt das flüssige Zinn in der Negativform, da es rasch abkühlt und fest wird. Tobias Schrenk löst den Rohling aus der Form, prüft, ob alles in Ordnung ist und bricht den Angusstrichter ab, der wieder im Zinnbad landet. Dort kommen auch alle Fehlformen wieder für einen zweiten Anlauf hinein. Etwa zwei Minuten dauert die Herstellung eines Rohlings, der dann aber noch weiter bearbeitet werden muss.

Er muss nun entgratet, mit Löchern für die Kordel versehen, poliert und anschließend bemalt und mit Strasssteinen besetzt werden. Dabei unterstützen der Elferrat und weitere Helfer. Aufgetragen werden die Acrylfarben mit Nadelflaschen, während die Strasssteine (sieben Steine je Orden) mit ruhiger Hand und einem Stift mit Wachsspitze eingeklebt werden. 200 große und 1.200 kleine Strasssteine hat die Ba-Ka-Ge für den 2025er Orden beschafft.
Die ersten Bastheimer Orden waren aus Holz
Damit der Orden von den Akteuren des Faschings getragen werden kann, muss noch die Kordel eingefädelt werden. Insgesamt 160 Meter Kordel (je 80 Zentimeter pro Orden lang) werden benötigt, bevor dann der Orden zur vor allem bei den jüngsten Gardetänzerinnen heiß begehrten "Medaille" wird.
Seit weit über 50 Jahren werden im "Bostemer Fasching" Orden verliehen. Anfangs aus Holz oder Blei, seit längerem nun aus Zinn. Tobias Schrenk hat die Aufgabe 2021 übernommen, als er im Rathaus eine abgestellte Holzkiste mit den Gießutensilien vorfand. Er hat damit die Nachfolge von Herbert Franz und der Familie von Armin Dickas angetreten, die früher als "Ordensschmiede" der Ba-Ka-Ge tätig waren und diese Tradition begründet haben. Seine Arbeit ist zwar zeitaufwändig, aber sie macht ihm Spaß und so wird er auch weiterhin jährlich im Winter in der väterlichen Werkstatt stehen, um aus Zinnsoldaten Faschingsorden zu gießen.