
In diesem Jahr wäre der in Trappstadt beheimatete Künstler Erich Husemann 85 Jahre alt geworden. Aus seinem umfangreichen Oeuvre, das er über mehrere Jahrzehnte seines Schaffens erstellt hat, zeigt die Kreisgalerie im obersten Stockwerk im Frühling und Sommer eine Retrospektive und würdigt damit einen Maler, der weit über die Grenzen seiner Heimat hinaus bekannt geworden ist.
Sei es die Wiedereinführung der Wehrpflicht oder ein Dachdecker, sei es die nahe Dorfstraße, ein Bahnübergang in den 50er Jahren oder eine Mutter mit ihrem Kind in der Straßenbahn, ebenfalls schon vor vielen Jahrzehnten. Die Ausstellung der 71 Werke Erich Husemanns in der Kreisgalerie liefert einen fulminanten Querschnitt über dessen Lebenswerk. Dazu gehört auch das Bild eines Schachspiels, dessen beigefügter weiblicher Akt von der Figurenstellung des Spiels ablenkt.
Ein repräsentativer Querschnitt des Künstlers ist allerdings gar nicht einfach zu bewerkstelligen, hat Erich Husemann doch in seinem langen Leben Tausende von Bildern gemalt. Kulturmanagerin Astrid Hedrich-Scherpf hat aus dem umfangreichen Werk ausgewählt, hat Gemälde und Grafiken ebenso in die Retrospektive eingefügt wie Tuschzeichnungen, Skizzen, Bühnenbilder und Gebrauchsgrafiken. Bei der Wahl der gezeigten Bilder hat Hedrich-Scherpf auf die Hilfe von Helena Eberlein bauen können, die Lebensgefährtin des 2008 gestorbenen Künstlers. „Sie ist ein wandelndes Lexikon in Sachen Husemann“, sagte die Kulturmanagerin bei der Eröffnung der Ausstellung.
Erich Husemann kam 1928 im hessischen Friedberg zur Welt. Als junger Mann lernte er die Schrecken des Krieges kennen, überstand Gefangenschaft und begab sich danach auf eine langjährige Suche nach seinem künstlerischen Selbst. In dieser Zeit beeindruckte ihn eine Frankfurter Ausstellung der Werke von Max Beckmann nachdrücklich.
Der Erfolg Husemanns stellte sich in den 60er Jahren ein, als er endlich öffentliche Großaufträge bekam. Nach der Ausgestaltung der Berufsschule in Haßfurt kommt Husemann Ende der 60er Jahre nach Trappstadt und lässt Frau und Sohn in Frankfurt zurück. Die Landschaft der Rhön und die nahe innerdeutsche Grenze sind immer wieder Themen seiner Bilder. Die Darstellung der Landschaft gerät immer mehr zu einer Deformation derselben.
In seinen „Landschaftsmutationen“ verschmelzen landschaftliche und körperliche Elemente ineinander. „Die Verschmelzung geht so weit, dass man bei den Landschaftsmutationen nicht mehr die menschliche und die florale Körperform unterscheiden kann“, so Astrid Hedrich-Scherpf.
Die Retrospektive des Werks von Erich Husemann ist bis 31. Oktober im zweiten Obergeschoss der Kreisgalerie zu sehen. Öffnungszeiten sind dienstags bis donnerstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr.