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BAD NEUSTADT
Fantastische Tondichtungen vor toller Kulisse
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Von unserer Mitarbeiterin Antonia Kritzer
 |  aktualisiert: 19.10.2020 09:01 Uhr

Unter dem diesjährigen Motto „Weiße Nächte“ fand der siebte Salzburg-Klassiker am Samstag- und Sonntagabend auf der stimmungsvoll erleuchteten Salzburg statt. Weiße Nächte – jene mystischen Nächte in Russland und Skandinavien, wenn im Juni die Tage zwanzig Stunden dauern und die Nacht selbst dann nicht dunkel wird.

Die magische Atmosphäre der Weißen Nächte, die ihren ganz eigenen Zauber verströmt, spiegelt sich in vielen Werken skandinavischer und russischer Komponisten wider. Diesen war der Klassikabend gewidmet – mit Musik von Peter Tschaikowsky bis zu Edvard Grieg. Leider war die Nacht auf der Salzburg eher kalt und verregnet statt weiß, doch musikalisch war dafür umso mehr geboten. Auch für stilecht russisches und schwedisches Essen („Köttbullar“!) war durch den SV Herschfeld gesorgt.

Durch den Abend führten Carolin Fritz-Reich von der Kulturagentur Rhön-Grabfeld und Stefan Kritzer, Vorsitzender des Vereins „Kultur … FÜR … humanitäre Hilfe“ stellvertretend für die weiteren Veranstalter Stadt Bad Neustadt und Berufsfachschule für Musik Bad Königshofen.

Im Vorprogramm hieß es zunächst Bühne frei für Nachwuchskünstler aus der Region. Die durften erstmals auf die riesige Bühne und Open Air-Luft schnappen. Arina Klassen und Jenny Rachmetov spielten auf dem Klavier Werke russischer Komponisten. Der 13-jährige Clark Rubinshtein aus Boston, USA, kam als „special guest“ und beeindruckte mit seinem Gesang.

Im großen Konzert dann folgten fantastische Tondichtungen auf romantische Soli, fulminante Chöre auf wunderbare Instrumentalmusik. Den Anfang machte die Junge Philharmonie unter der Leitung von Ernst Oestreicher mit der kraftvollen, pompösen „Cortege“ von Nikolai Rimski-Korsakow. Oestreicher war es wieder einmal gelungen, die Junge Philharmonie eigens für den Salzburg-Klassiker zu formieren und Nachwuchsmusiker wie alte Hasen in einem Orchester zusammenzuführen.

Sie spielten das Unspielbare

Es folgte die „Erzählung des Pimen“ aus Mussorgskys „Boris Godunow“, gesungen von der beeindruckenden Bassstimme Pawel Izdebskis. Aus Russland ging die musikalische Reise weiter nach Finnland, genauer, in die Region „Karelia“, die den Komponisten Jean Sibelius durch die landschaftliche Schönheit zur „Karelia-Suite“ inspirierte. Die Junge Philharmonie Rhön-Grabfeld versetzte das Publikum mit wunderbaren Klängen direkt nach Finnland.

Der Rest der ersten Hälfte war Peter Iljitsch Tschaikowsky gewidmet. Eines der absoluten Highlights des Konzertabends: Die 25-jährige Anne Riegler, die gerade ihr Musikstudium mit Bestnote abschließen konnte, spielte ein Klavierkonzert. Aber nicht irgendeines, sondern das weltberühmte erste Klavierkonzert von Tschaikowsky, das zunächst als „unspielbar“, weil zu schwer, galt. Eine riesige Herausforderung für jeden Pianisten, unglaublich gemeistert von Anne Riegler im Zusammenspiel mit der Jungen Philharmonie – eine wahrhaft atemberaubende Vorstellung.

Der überwiegende Teil des Publikums, der trotz saftiger Regenschauer tapfer auch nach der Pause das Konzert genoss, durfte im zweiten Teil ein Highlight nach dem anderen erleben. Drei Chöre, die Evangelische Kantorei Bad Neustadt, der Sängerverein Mellrichstadt und der Chor der Berufsfachschule für Musik Bad Königshofen, bilden den Projektchor für den Salzburg-Klassiker. Damit war die Open-Air-Bühne voll besetzt mit über 200 Beteiligten Musikern aus Chor und Orchester. Mystisches, skandinavisches Flair folgte mit Auszügen aus „Peer Gynt“ des norwegischen Komponisten Edvard Grieg. Die weltberühmte „Morgenstimmung“ verzauberte das Publikum ebenso wie das wunderbar zarte, romantische „Solveighs Lied“, gesungen von Radka Loudová-Remmler. Die Sopranistin ließ noch den letzten Ton mit Zärtlichkeit durch die Burgmauern schweben.

Die explosive und furiose Suite „In der Halle des Bergkönigs“ war ein weiteres Highlight. Noch fulminanter war die stürmische dritte Szene aus dem Drama „Olav Tryggvason“ von Grieg, das die Chöre mit der Philharmonie fantastisch und überaus mitreißend darboten. Bass Pawel Izdebski musste sich krankheitshalber unter Wert verkaufen und begeisterte lediglich noch einmal in der Zugabe aus einer unterhaltsamen Zusammenstellung russischer Werke, die das Publikum mit stehenden Ovationen quittierte.

Ein phänomenaler Konzertabend auf der bunt erleuchteten Salzburg trotz des schlechten Wetters. Doch das sind die Besucher des Salzburg-Klassikers ja bereits seit einigen Jahren gewohnt. Welche Kulisse wäre besser für dramatisch-wunderbare Musik geeignet als die alten Burgmauern der Salzburg? Mitreißend entführte die Junge Philharmonie die Gedanken des Publikums zu Mittsommernächten und Polarlichtern, zu skandinavischen Landschaften und russischen Städten. Unter Decken, Jacken und Regenschirmen ließ die Musik das Wetter fast vergessen.

Wie jedes Jahr engagiert sich der mitveranstaltende Verein „Kultur … FÜR … humanitäre Hilfe“ auch für Hilfsprojekte: In der nunmehr siebten Auflage des Konzertabends fließt das Spendengeld von Publikum wie Sponsoren zum einen in die Haustechnik eines Seniorenheims in Rumänien, zum anderen in ein Projekt zur musikalischen Bildung und Förderung junger Asylsuchender in der Region.

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