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OSTHEIM
Familie Wasnick: Die Lust auf Mode ist immer da
Simone Stock
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:04 Uhr

Wolfgang Wasnick und seine Frau Heike leben der Zeit voraus. Im Herbst haben sie schon die modischen Trends für das nächste Frühjahr im Blick. Jeden Monat ist das Paar ein- bis zweimal unterwegs, um neue Ware zu entdecken und für ihr Geschäft zu ordern. Die Wasnicks können auf viele Stammkunden setzen und wissen oft schon beim Einkauf, wem die ausgesuchten Teile gefallen könnten.

Familienunternehmen besteht seit 125 Jahren

Das Modehaus Wasnick in Ostheim kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Seit 125 Jahren wird hier Mode verkauft. Das ist kein alltägliches Jubiläum im Einzelhandel, und Wolfgang und Heike Wasnick denken noch nicht ans Aufhören. Sie führen das Geschäft in der vierten Generation. 1892 hatte Urgroßvater Max Wasnick das Unternehmen als Textil- und Manufakturenwarengeschäft in Osterwieck im Harz gegründet. In den folgenden Jahrzehnten wurde kräftig expandiert. Sein Sohn Max stieg ins Geschäft mit ein. Dann kam der Krieg, die Familie musste flüchten und fand in Ostheim eine neue Bleibe. „Mein Großvater ist nach dem Krieg mit einem Fahrrad und einem Koffer hier angekommen“, weiß Wolfgang Wasnick. Aber der Unternehmergeist war ungebrochen. Max Wasnick belebte die alten Kontakte zu Lieferanten neu und gründete die Firma „Textil-Wasnick“ direkt gegenüber dem heutigen Modegeschäft.

Die Verkaufsfläche wurde schnell zu klein. 1964 baute das Unternehmen am jetzigen Standort aus, weitere Erweiterungen folgten in den Jahren 1974, 1985 und 1992. In den vergangenen 16 Jahren wurden zudem die Verkaufsflächen zweimal neu gestaltet. Wolfgang Wasnick ist quasi im Laden aufgewachsen, er kennt das Geschäft aus dem Effeff. „Früher war unser Sonntagsausflug immer um 16 Uhr beendet, weil dann die Schneidermeister kamen, um noch Stoffe und Knöpfe abzuholen“, erinnert sich der Ostheimer an die Wirtschaftswunderjahre.

Drei Generationen im Betrieb

Zwar hat Wolfgang Wasnick eine Banklehre absolviert, doch eigentlich stand außer Frage, dass er den Familienbetrieb übernehmen wird. Zusammen mit Vater Werner und Großvater Max führte er das Geschäft, das früher nicht nur Kleidung, sondern auch Stoffe, Handtücher und Bettwäsche im Sortiment bereithielt. Die Zusammenarbeit klappte gut, auch wenn es verschiedene Meinungen gab. „Der Mittelweg war immer der Beste.“

Heute führt der 65-Jährige das Unternehmen mit seiner Frau Heike. Auf Messen in Berlin und München informiert sich das Paar über die neuesten Modetrends, in München und Frankfurt kaufen sie ihre Kollektionen ein. Was heute gar nicht mehr so einfach ist. „Früher gab es eine Frühjahr-Sommer-Kollektion und eine für Herbst und Winter.“ Das hat sich in den letzten 15 Jahren immens geändert, viele Hersteller bringen zwölf Kollektionen und mehr im Jahr heraus. „Da muss man immer up to date sein“, sagt Wasnick, der Damen- und Herrenmode auf zwei Etagen anbietet.

Individuelle Kollektionen statt Massenware

Um am Markt bestehen zu können, versuchen die Wasnicks, mit einer individuellen Auswahl an Kleidungsstücken zu punkten. „Wir stellen unsere Kollektionen selbst zusammen, um uns von der Massenware abzuheben“, sagen sie. Bewusst wollen sie sich so von den gängigen Marken, die in Einkaufscentern angeboten werden, abgrenzen. „Wir sind auch immer auf der Suche nach Firmen, die nicht überall vertreten sind.“ Das Konzept passt für das Familienunternehmen im kleinen Ostheim. „Manche Urlauber sind Stammgäste und kaufen gezielt bei uns ein, weil wir uns von der Masse abheben“, freut sich Wolfgang Wasnick.

So kommen Kunden eigens aus Zella-Mehlis nach Ostheim, um sich einzukleiden. „Und wenn man die Vorlieben der Stammkundschaft kennt, hat man das natürlich auch beim Einkauf im Hinterkopf.“

Für die Wasnicks ist zudem die Beratung das A und O. „Man muss auch mal sagen, dass etwas nicht passt, das ist besser als nur auf das kurzfristige Geschäft zu schauen.“ Dass die Zeiten immer schwieriger werden, die Einzelhändler unter dem massiven Druck der Online-Shops ächzen, ist kein Geheimnis. Diese Entwicklung macht auch vor der Ladentür in Ostheim nicht Halt. Der Trend zu immer größeren Geschäften, Plattformen wie Ebay und ein geändertes Einkaufsverhalten machen Flexibilität erforderlich. „Dem kann man nur entgegentreten, wenn man 120 Prozent gibt und versucht, den Zeitgeist schnell zu erfassen und mitzunehmen.“ Gut ist da, dass Wolfgang Wasnick auf den Austausch mit Kollegen im Einkaufsverband zählen kann. „Manche Tipps sind Gold wert“, sagt er, zum Beispiel, wenn es um Warenqualität, Bezahlsysteme und Einkaufsstrategien geht.

Die Trends im Herbst

Und was trägt Mann beziehungsweise Frau nun so im Herbst und Winter? Jeans gehen natürlich immer. Bei den Farben dominieren Bordeaux- und Grautöne. Frauen kuscheln sich gerne in flauschige Cardigans, dazu passen schmale Hosen und gemusterte Tuniken. „Und natürlich sind Pailletten und Glitzer schwer angesagt.“ Gedanklich sind Wolfgang und Heike Wasnick aber schon im Mai, bei der nächsten Kollektion, dem Trend der nächsten Saison auf der Spur. Der Zeit voraus, um aktuell zu sein. Und die Familientradition noch ein paar Jahre aufrecht zu erhalten. „Wir haben an der Arbeit noch viel Spaß.“

Schaufenster-Dekoration im Modehaus Wasnick im Jahr 1963: Schicke Kleider und Mäntel lagen damals im Trend, wie ein Foto aus dem Archiv von Wolfgang Wasnick beweist.
Foto: Wasnick | Schaufenster-Dekoration im Modehaus Wasnick im Jahr 1963: Schicke Kleider und Mäntel lagen damals im Trend, wie ein Foto aus dem Archiv von Wolfgang Wasnick beweist.
Seit 125 Jahren gibt es das Modehaus Wasnick. Heike und Wolfgang Wasnick (von rechts) sowie Mitarbeiterin Stefanie Chlebowy beraten die Kunden im Geschäft in Ostheim.
Foto: Simone Stock | Seit 125 Jahren gibt es das Modehaus Wasnick. Heike und Wolfgang Wasnick (von rechts) sowie Mitarbeiterin Stefanie Chlebowy beraten die Kunden im Geschäft in Ostheim.
 
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