Die Atmosphäre in einem altehrwürdigen Rittersaal stellt man sich etwas anders vor: Rauhaardackeldame „Holla“ bellt freudig-temperamentvoll den Besucher an, bis der Hausherr sie mit strengem Ton in das Hundekörbchen schickt.
Überall liegt Spielzeug rum, das Xaver, dem kleinen Sohn von Karl Graf von Stauffenberg, gehört. Xaver wuselt im Zimmer umher und wählt schließlich den Teppich unter dem Saaltisch als Aufenthaltsort, nachdem er eine ordentliche Portion Gummibärchen verdrückt hat. Ruhender Pol in der Szene ist „Ginger“. Die 13 Jahre alte Vizsla-Drahthaar-Hündin hält tief schnaufend ihren Mittagsschlaf.
Leben im Schloss ist Lust und Last
Es muss eine Lust sein, in einem Schloss zu wohnen. „Mal eine Zeit lang hier zu leben ist schon traumhaft – man hat eine Menge Platz“, stimmt von Stauffenberg zu. Der Enkel des Hitler- Attentäters war erstmals 2001 mit seiner ersten Frau für drei Jahre in den Sitz seiner Ahnen gezogen. Seit vier Jahren lebt er mit seiner zweiten Frau Anna wieder hier. Das Schloss aus dem 16. Jahrhundert, das er sich mit dem Freiherrn Hans von Bibra teil, kann aber auch zur Last werden, wie jetzt gerade. Der Sandstein an der Frostgrenze des Ostteils, des so genanten Hansenbaus, muss kostspielig saniert werden.
Das nicht immer einfache Verhältnis zur FDP
Mit der FDP geht es von Stauffenberg ähnlich wie mit dem Schloss. In die Partei, für die er jetzt als Direktkandidat im Stimmkreis 604 bei der Landtagswahl am 14. Oktober antritt, ist er vergangenes Jahr zum zweiten Mal eingetreten, nachdem er sie 2009 verlassen hatte. Damals habe der damalige und mittlerweile verstorbene Parteivorsitzende Guido Westerwelle „alle liberalen Forderungen über den Haufen geworfen hat, nur um Außenminister zu werden“, ärgert sich Stauffenberg noch heute.
Die Freiheit des Einzelnen
Drei politische Schwerpunkte hat sich Stauffenberg, dessen Vater übrigens von 1972 bis 1984 für die CSU im Bundestag saß, auf die blau-gelben Fahnen geschrieben. Zum einen die Verteidigung des Rechtsstaates gegen Extremismus und Populismus, wie er es ja auch schon durch die Gründung des Vereins „Mittendrin statt extrem daneben“ zum Ausdruck gebracht hat. „Die Freiheit des Einzelnen ist das höchste Gut eines Menschen“, ist von Stauffenberg überzeugt und nennt den ersten Bundespräsidenten Theodor Heuß (FDP) als sein politisches Vorbild.
Die gegenwärtige politische Entwicklung macht ihm Sorge. „Die Meinungshoheit haben die Rechten und die Linken“, bedauert er. Dabei sichere nur der Rechtsstaat den Frieden in Europa. Deshalb vermisst von Stauffenberg schmerzhaft einen Aufschrei der demokratischen Mitte gegen den immer lauter werdenden Populismus und Extremismus von links und von rechts.
Chancen für den ländlichen Raum
Dann geht es ihm um die Angleichung des ländlichen Raumes. „Wir müssen die Lebensverhältnisse und Chancen der Landbevölkerung an die städtischen Verhältnisse angleichen, um Landflucht und Dorfsterben zu verhindern“, fordert der Kandidat. Zum Dritten will er sich für undogmatischen und intelligenten Naturschutz einsetzen, ohne die Bevölkerung und das Kulturland auszuschließen.
Ein anregendes Gespräch kann anstrengend sein, auch für Zuhörer. Wie man deutlich an Sohneman Xaver merkt. Der ist nämlich mittlerweile unbemerkt auf dem Teppich eingeschlafen.
Steckbrief
Name: Karl Graf Stauffenberg
Alter: 47
Wohnort: Irmelshausen
In der Partei engagiert: Wieder seit 2017.
Ausbildung/Beruflicher Werdegang: Hotelfachmann, heute selbstständiger Eventmanager.
Familienstand: Verheiratet, vier Kinder.
Soziale Medien: Facebook: FDP Stauffenberg, Homepage: www.karlgrafstauffenberg.net
Ehrenämter: Vorsitzender des Vereins „Mittendrin statt extrem daneben e.V.“.
Hobbys/Interessen: Jagd, Kochen, Fußball-Bundesliga.
Schwerpunkte Ihrer politischen Arbeit: Verteidigung des Rechtsstaats gegen Extremismus und Populismus jeglicher Art. Die Schaffung gleicher Lebensverhältnisse in Stadt und Land, Umweltschutz für Natur und Mensch.