
Früher überwiegend Arbeitstier, heute Gefährte für Sport und Freizeit: In vielen Gemeinden leben Pferdebesitzer, die sich diesem Hobby mit viel Engagement widmen. Es gibt aber auch die andere Seite: Pferde, die mit Schlägen und Medikamenten zu Höchstleistungen gezwungen werden, Stuten, denen wegen ihrer Schwangerschaftshormone Blut abgezapft wird, Tiere, die wegen ihres Fleischs und der Gewinnung von Pelzen und Leder gezüchtet werden. Gegen alle Arten von Tierquälerei richtet sich eine europaweite Bürgerinitiative "End The Horse Slaughter Age" (Schluss mit der Schlachtung von Pferden), die von italienischen Tierliebhabern ausgeht.
Wie die Initiative informiert, werden jährlich weltweit ungefähr fünf Millionen der sensiblen und intelligenten Tiere geschlachtet, Italien halte einen traurigen Rekord. Die Tiere würden nicht nur auf den Schlachthöfen leiden, sondern auch auf Langstreckentransporten dorthin. Was sagen Pferdebesitzer aus dem Grabfeld dazu?
Pferdebesitzer halten sich bedeckt
Erstaunlich, dass nur wenige der angesprochenen Pferdebesitzer bereit waren, ihre Meinung offen zu bekunden. Es mangele gerade im Hinblick auf das Tierwohl an einer sachlichen Diskussionskultur, wurde geäußert. Die kommerziell-industrielle Haltung von Pferden als Nutztiere zur Fleisch-, Arznei- und Lederproduktion wird allgemein abgelehnt, ebenso quälende Langstreckentransporte.
Allerdings würden die nationalen Tierschutzgesetze, wenn sie durchgesetzt werden, hier schon greifen, ebenso bei dem Schutz vor hartem Training und übermäßiger Arbeit, wurde gesagt. Deutschland habe ein starkes Tierschutzrecht, das eine angemessene Haltung gewährleiste. In anderen europäischen Ländern gebe es ähnliche Gesetze, deren Kontrolle und Ahndung liege jedoch bei den einzelnen Ländern nicht im Einflussbereich der EU.
"Ab zum Metzger nach Polen"
Pferdebesitzerin Stephanie Heintze aus Sulzdorf würde ihre Unterschrift unter die Petition setzen. Sie kritisiert die Haltungsbedingungen der Pferde, die oft in zu engen Boxen stehen, ebenso wie die anderen großen Säugetiere, die Kühe und Schweine. "Wir haben kein Respekt und kein Wertegefühl mehr", ist ihre Meinung. Was mit den Tieren in schlechter Haltung und auf den Transporten geschehe, sei unvorstellbar.
Sie ist zur Vegetarierin geworden. Sie weiß von Kindern, die ein Pferd oder Pony geschenkt bekommen und keine Ahnung von dessen Bedürfnissen haben. Auch zu touristischen Zwecken werden Stuten gedeckt, damit die Urlauberkinder etwas zum Streicheln haben. "Nach der Saison oder wenn das Pferd nicht mehr den eigenen Interessen entspricht: ab zum Metzger nach Polen", empört sie sich.
Zu abstrakt formuliert?
Dr. Marie-Theres Geller aus Eyershausen würde die Bürgerinitiative nicht unterschreiben, weil sie zu abstrakt formuliert ist. "Grundsätzlich halte ich das Verbot der Pferdeschlachtung für überzogen. Viele Pferde werden schon jetzt eingeschläfert, wenn sie kein lebenswertes Leben aufgrund von Alter oder/und Krankheit mehr haben können. Teilweise dürfen sie auch gar nicht mehr geschlachtet werden, weil sie während ihres Lebens Medikamente erhalten haben, die einen Verzehr ausschließen, das wird im Equidenpass dokumentiert. Gegen eine sachgemäße Schlachtung, am besten im gewohnten Umfeld spricht nichts, das wäre auch für andere Schlachttiere wünschenswert. Das Verbot des Schlachtpferdetransports über längere Strecken (über 100 km) und natürlich noch mehr quer durch Europa oder sogar per Schiff unterstütze ich vollumfänglich, allerdings sollte das auch für andere Schlachttiere gelten."
Es sei kaum möglich, objektiv zu beurteilen, ob ein Pferdetraining- oder die Arbeit zu hart oder übermäßig ist. Was wünschenswert wäre, sei ein Verbot der Körung von jungen Hengsten, die bereits mit weniger als zwei Jahren in die Mühlen der professionellen, auf Gewinn ausgelegten Ausbildung geraten, ebenso Wettbewerbe mit extrem jungen Pferden, die bei seriöser Ausbildung noch gar nicht auf dem präsentierten Stand sein könnten, das gelte für deutsche Turnierpferde, aber mehr noch für Westernpferde bei Futurities, Traber und Galopper. Auch diese Ziele werden in der EU-Bürgerinitiative nicht genannt.
Wie geht es jetzt weiter? Die EU-Kommission hat die Bürgerinitiative bereits zugelassen. Die Initiatoren müssen innerhalb eines Jahres eine Million Unterschriften aus mindestens sieben verschiedenen Mitgliedstaaten einreichen, dann ist die EU-Kommission verpflichtet, darauf zu reagieren.
https://ec.europa.eu/newsroom/representations/newsletter-archives/view/service/188.
Kein Tier möchte auf dem Teller landen.
Gerade "früher" wurden Pferde auch häufig geschlachtet und verzehrt. Es hat auch etwas mit unserer Wohlstandsgesellschaft zu tun das dies einfach nicht mehr unbedingt nötig ist.
Grundsätzlich ist es nicht verurteilenswert wenn man sich dafür einsetzt das Tiere nicht geschlachtet werden. Aber es ist scheinheilig wenn dies nur für Pferde gelten soll, nicht aber auch für andere Tiere.
Daraus erkennt man, dass es den Initiatoren nicht um die Sache an sich geht sondern "nur" um Pferde. Der kulturelle Wandel hierzulande hat doch eh schon dafür gesorgt, dass europaweit nur noch relativ wenig Pferdefleisch verzehrt wird.
Ich esse Fleisch, würde aber wenn es um die Sache geht keinen Unterschied zwischen Rind, Schwein, Pferd etc. machenh wollen. Alles andere ist unglaubwürdig.