
Zweiundvierzig Jahre bei der Polizei, 22 davon bei der Mordkommission in München und davon sieben Jahre als deren Leiter. Wenn sich jemand mit dem Bösen in der bajuwarischen Hauptstadt auskennt, dann Josef Wilfling. Nach seinem Polizeidienst startete er eine zweite und erfolgreiche Karriere: als Buchautor. Inhalt seiner Bücher: Verbrechen in München. Jetzt hat der pensionierte Polizist sein neues Buch in der Buchhandlung Rupprecht vorgestellt.
„Ab heute Abend werden Sie Krimis im Fernsehen mit anderen Augen sehen“, sagte Josef Wilfling dem erwartungsvollen Publikum. Rund 70 Zuhörer konnte Buchhändlerin Maria Rupprecht in ihrem neuen Geschäft am Marktplatz begrüßen. Wilfling warnte sein Publikum durchaus vor: „Das ist keine leichte Kost heute Abend!“
Als Mordkommissar war Josef Wilfling jahrzehntelang erfolgreich in der Verbrechensbekämpfung unterwegs. Polizisten wie Wilfling ist es zu verdanken, dass beinahe alle Morde in Deutschland aufgeklärt werden. „Das ist die größte Abschreckung für mögliche Täter“, weiß er. Trotz alledem werden noch weit mehr als 1.000 Menschen auch in Deutschland Jahr für Jahr ermordet. Die Dunkelziffer – wenn ein Mord gar nicht als Mord erkannt wird - liegt aber weitaus höher.
Josef Wilfling nimmt am kleinen Lesetisch Platz und erzählt. Aus seinem neuen Buch mit dem Titel „Verderben – Die Macht der Mörder“ liest er keine einzige Seite vor. Wozu auch? Wenn man so viel mörderische Erlebnisse im Kopf hat. Also erzählt Wilfling. Von dem Mann, der mit seiner Frau zum Urlaub in die Alpen gefahren ist. In einem unbemerkten Moment stieß er seine Frau dann in den Abgrund und schaute anschließend nach, ob sie auch wirklich tot war. War sie aber nicht. Da trug der Mann sie wieder nach oben und warf sie nochmals in den Abgrund. Als sie immer noch nicht tot war, nahm er schließlich einen Stein. Die Tat hätte natürlich auch als Unfall durchgehen können, wenn Josef Wilfling nicht genau hingeschaut hätte: Der Mann war geizig gewesen und hat für seine Frau nur die Hinfahrt mit der Bahn gebucht...
Josef Wilfling war als Polizist überaus erfolgreich. Er hat die Morde an Walter Sedlmayr und Rudolph Moshammer aufgeklärt und den berüchtigten Frauenserienmörder Horst David überführt. Letzterer schreibt ihm bis heute skurrile Postkarten aus dem Gefängnis, bedankt sich für die seinerzeit faire Behandlung durch Wilfling und beschwert sich darüber, dass er mit so vielen Verbrechern in einem Haus untergebracht ist.
„Es gibt nichts, was es nicht gibt“, sagt Josef Wilfling und erzählt solcherlei Geschichten ganz sachlich. Gerne zieht er Vergleiche zum Fernsehkrimi. „An den Krimis stimmt nur, dass man nachts oft angerufen wird und dann raus muss“, sagt er. Sonst hinken die Vergleiche meistens. „Einen Schimanski gibt es nicht. Und einen Til Schweiger, der morgens drei Leute erschießt und nachmittags vier ohne einen Bericht zu schreiben auch nicht.“ Statt Einzelkämpfern setzte Wilfling zu aktiven Zeiten auf ein Team aus Spezialisten. Dazu, wie er sagt, „Kommissar Computer und DNA“ und die Aufklärungsrate bei Morden steigt immer weiter an. Was potenzielle Täter eben durchaus abzuschrecken weiß. Wenn da nur nicht die Dunkelziffer wäre: „Auf einen entdeckten Mord kommt ein unentdeckter“, ist sich Wilfling sicher.
Darum sind seine Bücher auch so wichtig. Sie öffnen den Lesern die Augen für das Verbrechen. Letzteres kommt aber praktisch nie nachts auf dem dunklen Nachhauseweg. Sondern zu Hause in den eigenen vier Wänden und zumeist durch Familienangehörige. Mit diesen Worten entließ Josef Wilfling seine Zuhörer nach zwei Stunden in die dunkle Novembernacht.
Das neue Buch von Josef Wilfling mit dem Titel „Verderben – Die Macht der Mörder“ ist im Heyne-Verlag erschienen, hat 320 Seiten: ISBN 978-3-453-19443-4