Lachen, wenn es um ein ernstes Thema wie den nahen Tod geht? Es klingt unwahrscheinlich, aber Petra Afonin ist das Kunststück gelungen, sensible Wahrheiten aus dieser Phase direkt anzusprechen und dabei so zu verpacken, dass der Zuschauer einen heiteren Abend erlebt.
Nicht zum ersten Mal hat der Hospizverein Rhön-Grabfeld zum Welthospiztag ein hochkarätiges Theaterprogramm in den Bildhäuser Hof geholt, aber wie meist scheute die breite Öffentlichkeit auch diesmal die Berührung mit dem Lebensende – die Hospizler blieben zahlreich unter sich. Jammerschade für all die anderen, denn sie haben wirklich was verpasst.
Mit einem grandiosen Einstieg gab Petra Afonin die Richtung vor. Sie ließ die kleine Ramona ungeniert darüber plappern, was sich die kindliche Fantasie so alles vorstellt, wenn sie das allgegenwärtige Wort Lebensabend hört. Das muss etwas Wunderbares sein und die Erwachsenen scheinen sich sehr darauf zu freuen. Würden sie sonst so durch den Alltag rennen?
Ganz gleich, welchen Punkt Petra Afonin herausgriff aus dem Komplex, der sich ergibt, wenn ältere Menschen ihre sehr alten Eltern pflegen, sie stellte ihn mit Witz, einem Schuss Ironie und im Stil einer etwas verschrobenen Gouvernante dar und erzielte damit eine komische Wirkung. Die schweren, in der Realität nur schwer zu tragenden Inhalte bekamen zudem Leichtigkeit durch die schöne Singstimme, für die Pianistin Susanne Hinkelbein die passende Tonfolge fand. So gestaltete sich selbst der Abschied von einem viel zu jungen Leben als bereicherndes Adieu.
Viel Spaß machte es dem Publikum, von Petra Afonin zu hören, wie sehr das Poesie-Album vergangener Tage sein Weltbild geprägt hatte: „Üb immer Treu und Redlichkeit“, tugendhaft leben, damit man im Alter den Lohn dafür bekommt…
Mit den beiden Künstlerinnen auf der Bühne ließ sich sogar die Zerrissenheit aushalten, die entsteht, wenn die sehr alte Mutter nie genug Besuche bekommen kann und auf der anderen Seite die Mitmenschen dazu ermahnen, an sich selbst zu denken. Fürs eigene Alter empfahl Petra Afonin einen Einkaufszettel, auf dem aufgelistet sind: Zuversicht, Selbstbestimmung, Würde, Humor, Optimismus, dazu ein Glas Wein.