Wie kann die Energiewende gelingen und wie kann die ländliche Bevölkerung vom Einsatz Erneuerbarer Energien profitieren ? Beim Themenabend der CSU wurden Wege aufgezeigt und diskutiert, wie für den Landkreis Rhön-Grabfeld mit Erneuerbaren Energien mehr Wert geschaffen werden kann.
Marco Siller, der Geschäftsführer der GUT (Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte im Landkreis Haßberge) zeigte auf, welchen Weg der Nachbarlandkreis beschritten hat, um die Energiewende in seinen Gemeinden hinzubekommen. Dabei sei es gelungen, über einen "Energienutzungsplan" auf Landkreisebene Standortkonzepte für große Freiflächen-Photovoltaikanlagen auf Gemeindeebene bei gleichzeitiger Steuerung durch die Kommunen zu entwickeln und damit die Wertschöpfung in der Region zu belassen. Dies würde die Gemeinden in ihrer Daseinsvorsorge stärken und auch die Bürger mitnehmen. Am Ende steht der Aufbau einer regionalen Struktur in Form eines Kommunalunternehmens "Regionalwerk", das dazu beiträgt, die Ziele der Energiewende zu erreichen. Der Fachmann eindringlich: "Wir haben von allen erneuerbaren Energien noch zu wenig. Hören Sie bitte nicht auf, anzufangen und zu tun. Das ist meine wichtigste Botschaft !"
Möglichst schnell autark sein
In der anschließenden Podiumsdiskussion, die Hubert Büchs moderierte, machte Landrat Thomas Habermann deutlich, dass man bereits mit der Überlandwerk Rhön GmbH über ein derartiges "Regionalwerk" verfügt. Natürlich wolle man möglichst schnell energieautark werden. Die Energiegewinnung aus Wasserkraft oder Biomasse werde nicht die Lösung sein, sondern vielmehr Sonne und Wind. "Die Industrie wird dort sein, wo auch die Energie erzeugt wird." Zentrales Problem für ihn sind allerdings die noch fehlenden Speicherkapazitäten, die Übertragungs- und Verteilernetze. "Hier muss es einfach schneller vorangehen !"
Als "Chance für den ländlichen Raum" sieht MdL Steffen Vogel die Energiewende. Denn nicht in der Stadt, sondern auf dem Land werden erneuerbare Energien erzeugt. Mit verstärkten finanziellen Bemühungen wolle der Freistaat den Umstieg weiter vorantreiben. Dass Bayern vor allem bei der Windkraft hinterherhinkt, ist für den Geschäftsführer der Agrokraft, Michael Diestel, ein Dorn im Auge. Seit 2006 engagiere sich die Agrokraft für den Einsatz von erneuerbaren Energien. Sie seien die "größte Chance für den ländlichen Raum". 450.000 Euro habe beispielsweise Großbardorf an Gewerbesteuer aus dem Betrieb der PV-Freiflächenanlage auf den acht Hektar seit 2005 erhalten. Wichtig ist es, "das Potenzial an erneuerbaren Energien in seiner ganzen Vielfalt für uns zu sichern. Denn wenn uns das nicht gelingt, dann träumen wir nur von einer erfolgreichen Wirtschaftlichen Entwicklung auf dem Land." Eindringlich forderte er dazu auf, Arbeitskreis zu bilden, das Potenzial zu ermitteln und selbst weiterzuentwickeln.
Versäumnisse der Landespolitik
Das erfolgreiche Beispiel "Großbardorf" stellte JU-Kreisvorsitzende Juliane Demar vor. Sie betonte, das 70 Prozent der Haushalte am Gemeinschaftsprojekt angeschlossen sind. "Das Genossenschaftliche nimmt die Bürger mit und schafft breite gesellschaftliche Akzeptanz !" Während sich CSU-Kreistagsfraktionssprecher Bastian Steinbach als Fan von Dach-PV-Anlagen outete, forderte CSU-Kreisvorsitzender und Landwirt Christof Herbert dazu auf, im Landkreis "zusammenzukommen" und gemeinsam die Energiewende voranzutreiben.
Lebhaft wurde unter den Teilnehmern der Podiumsdiskussion, aber auch mit den Besuchern der Veranstaltung diskutiert. Die Teilnehmer kritisierten neben den Versäumnissen der Landespolitik auch die bisher so starre Abwehrhaltung des Denkmalschutzes gegenüber PV-Anlagen auf den Dächern denkmalgeschützter Häuser. Gewarnt wurde vor der aufkommenden "Goldgräberstimmung" und übereilten Entscheidungen in den Gemeinden angesichts der vielen Investorenanfragen für PV-Freiflächenanlagen.