
Ein bisschen war's so wie früher, in den 70er Jahren am Samstagabend, wenn im Fernsehen „Musik ist Trumpf“ lief. Die Melodien . . . ach, da schmolzen die Herzen dahin. Aber irgendwie war's im Alten Amtshaus auch anders, eigentlich noch viel schöner. Denn zu den Träumen der Vergangenheit schenkte das „Trio Palazzo“ seinem Publikum eine witzig-spritzige Show der Gegenwart.
Groß war die Wiedersehensfreude mit Peter Frankenfeld, als er seinen Titelsong zur musikalischen Unterhaltungssendung in der Gestalt von Andreas Barth präsentierte. Sein typisches Auftreten, da war es wieder. Aber zusätzliche Faszination kam dem Auge mit dem roten Anzug entgegen, das Ohr durfte sich über einen Tenor freuen, der den Schlager mit seinem ausgebildeten stimmlichen Vermögen in höhere Sphären hob. Nicht zu vergessen die grandiose schauspielerische Leistung, die Andreas Barth bot.
Sein Trompeter-Kollege Jonathan Beisiegel, ebenfalls eher Symphonie-tauglich, stellte Barth etwas nebenhin als „Damen-Imitator“ vor. Klar, musste er ja auch sein, denn mit „Seemann, deine Heimat ist das Meer“ erkannte die Dame Lolita, dass sie keine Chance gegen Sterne und Ferne hat. Und Richtung Downtown ging es ebenfalls nur in der weiblichen Begleitung von Petula Clark. Immer schimmerte hinter der Fassade aber die ganz eigene Interpretation von Andreas Barth durch.
Die richtige Stimmung im Saal, der schon durch die Anordnung auf den Kopf gestellt war, heizte vom Klavier her Uwe Kohls an, dessen Konzerte in seiner Heimatstadt fast so legendär sind wie die Ursprungsversion von „Musik ist Trumpf“.
Als Arrangeur des Trios Palazzo schaute er versunken nach dem schönen Mädchen, das in seiner Ente vor ihm fuhr und schließlich mit entnervtem „Ratata“ abbog, spitzte seinen Mund zur Pfeifeinlage und begleitete alle Szenen, in denen das Publikum selber im Rampenlicht stand – gar nicht so aufgeregt, wie es Katja Ebstein in ihrem Theater-Song besang.
Andreas Barth pickte sich mal hier, mal dort eine Dame heraus, die er zum Tanze holte und mit donnerndem Applaus belohnt wurde. Er veranstaltete sogar ein Quiz, bei dem es weder einen VW Käfer, noch einen Fernseher zu gewinnen gab, sondern zwei Freikarten für den nächsten Trio-Palazzo-Auftritt, der nach dieser fantastischen Premiere folgen wird – aber bitte mit Udo.
Schon am beschwingten Freitagabend war es nicht ohne Udo Jürgens gegangen, er hatte gewissermaßen im Vorgriff einspringen müssen. Wie anders hätten sich die drei Musiker sonst retten können, wo sonst noch eine Zugabe hernehmen sollen? Drei an der Zahl forderten die Menschen, die sich trotz ihrer Jahre herrlich jung fühlten und nicht nur „Merci Chérie“ noch einmal in sich aufsaugen durften, sondern jedem Interpreten mit einem süßen Merci dankten.