Als Wolfgang Stingl und Volkmar Scheuring "ihre alte Post" in Bad Königshofen mit ausräumten, kamen manche Raritäten zum Vorschein: Schneeketten für die Schuhe, eine alte Geldtasche, Stempel und Formulare, die einst ausgefüllt mussten, wenn Pakete zugestellt wurden. "Lang, lang ist’s her", sagen die beiden Postler. 1983 und 1984 kamen sie zur Deutschen Bundespost, absolvierten ihre Ausbildung und waren in verschiedenen Poststellen.
"Damals sind wir viel gelaufen oder waren mit dem gelben Postfahrrad unterwegs", sagt Wolfgang Stingl. Drei Fahrräder und ein Ersatz standen der Poststelle in Bad Königshofen zur Verfügung. "Da gab es noch die Telegramm- oder die Eilbotenzustellung." Über eine Fernmeldeleitung kamen die Daten und wurden auf einem Schmucktelegram ausgedruckt. Dann gings direkt zum Kunden. "Das war in den 1980er Jahren das Schnellste, was wir hatten."
Briefe für die einzelnen Ortschaften zusammengebunden
Einer der bekanntesten Postboten dieser Zeit war Georg Kurz, bekannt als "der Schorsch," der solche Aufgaben erledigte. Dann zeigt Wolfgang Stingl auf Schnüre mit einer blauen Schließe und erklärt, dass damit Briefe für die jeweiligen Ortschaften zusammengebunden und in einen Postbeutel geworfen wurden. Das so geschnürte Paket musste den Wurf aushalten, ohne dass sich die Schnur löste.
Dann taucht eine weitere Schnur mit einer Schließe, vergleichbar einem Fahrradschloss, auf. Damit wurden die Postsäcke verschlossen, und nur der jeweilige Zusteller hatte einen Schlüssel, um dieses wieder zu öffnen und damit an den Inhalt zu gelangen. "Es gab die Flugpost, aber auch die Eisenbahnpost", fügt Volkmar Scheuring an. Entsprechend farblich waren die Säcke angepasst.
Eine schwarze Handtasche mit vielen Fächern liegt bei den Gegenständen. Die hatten die Paketzusteller. Die Fächer waren für das Geld, Postquittungen und Unterlagen. In einer weiteren Tasche waren die sogenannten Wertbriefe eingeordnet. Wolfgang Stingl kramt alte Formblätter heraus. Benachrichtigungen für Expresszustellung und die Information, wann und wo das Paket abholbar ist. Hinzu kam ein sogenanntes Paketbüchlein, in das die Zahlungen eingetragen wurden.
"Wir haben damals ja noch die Zustellgebühr und die Kosten der Nachnahmen kassiert." Danach ist am Abend abgerechnet worden. Zur Postuniform weiß Volkmar Scheuring, dass die Hose grau, die Jacke blau war. Hinzu kamen die Postmützen mit dem Postemblem. Später wechselten die Farben in magenta, grün, rosa und grau. Dann kamen die blauen Hemden der Zusteller mit grauer Hose, später die schwarze Hose.
Postbeamte waren einst auch eine Art Respektsperson
Was heute weniger wird, ist die Briefzustellung. "Es kommt schon vor, dass Ansichtskarten von einem Urlaubsort geschrieben werden, aber Briefe werden immer seltener." Zurück in die alte Zeit. Da gab es größere und kleinere Schiebewagen mit den gelben Taschen und dem Postzeichen darauf. Postbeamte waren einst auch eine gewisse Respektsperson und sie hatten auch Zeit für ein kurzes Gespräch oder wurden, wenn geschlachtet wurde, zum Kesselfleischessen eingeladen.
Besonders in den Sommermonaten hatten manche Kunden, besonders auf den Ortschaften, für "ihren Postboten" auch mal frisches Obst oder ein kleines Geschenk an Weihnachten. Wolfgang Stingl bekam sogar einmal ein gemaltes Bild von einem Kind, als Dankeschön. Im Grabfeld und in der Rhön gab es verschiedene Zustellstützpunkte in den Gemeinden. In Bad Königshofen waren es zwölf Zusteller, drei Postbeamte am Schalter und ein Postamtsleiter. Hermann Friedrich aus Wülfershausen war der letzte Postamtsleiter.
Den beiden Postbeamten ist klar: "Der Arbeitsplatz Post wird sich weiterentwickeln." Dazu gehören heute die sogenannten Streetscooter, das sind Elektrofahrzeuge, die auch in Bad Königshofen künftig eingesetzt werden. Die Besonderheit: Es sind teilweise Rechtslenker. Der Vorteil ist die Sicherheit für den Postler, der nicht mehr an der Straßenseite aussteigt. Die Zukunft der Post? "Es ist ein abwechslungsreicher Beruf, der dich fordert, der auch Freude bereitet, bei dem man fit bleiben muss."