Über das Bayerische Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) wird die schonende Bewirtschaftung von ökologisch wertvollen Wiesen, Weiden, Äckern, Teichen und Wäldern gefördert. Waldbesitzer, Landwirte sowie sonstige Landbewirtschafter verpflichten sich dabei, fünf Jahre lang die Flächen naturschonend zu bewirtschaften – und werden für zusätzliche Kosten und Einkommensverluste honoriert. Ziel sei der Erhalt der Biodiversität, in erster Linie die Umsetzung des Europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000 sowie der Bayerischen Biodiversitätsstrategie, heißt es in einer diesbezüglichen Pressemitteilung des Landratsamtes.
Das VNP wird gemeinsam von der Naturschutzverwaltung, der Landwirtschafts- und Forstverwaltung sowie den beteiligten Landbewirtschaftern umgesetzt. Bei Maßnahmen im Offenland berät die Untere Naturschutzbehörde die Antragsteller und begutachtet zunächst die geplanten Maßnahmen. Bei Maßnahmen im Wald schlagen Waldbesitzer und Forstverwaltung gemeinsam Maßnahmen vor. Gestellt werden die Anträge beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bad Neustadt. Landrat Thomas Habermann und die Leiterin des Umweltamts Rhön-Grabfeld, Doris Dellert, wissen das Engagement der zuständigen Mitarbeiter zu schätzen: „Für den unermüdlichen Einsatz unserer Fachkräfte in der Unteren Naturschutzbehörde möchte ich mich herzlich bedanken. Trotz einer knappen Personalausstattung, konnte im vergangenen Jahr die enorme Anzahl von Anträgen vollständig begutachtet und verlängert werden“, so Habermann.
Die VNP-Flächen konnten 2020 in ganz Bayern gesteigert werden. Im Landkreis Rhön-Grabfeld werden derzeit eine Vielzahl von Vertragsnaturschutz-Maßnahmen umgesetzt, sowohl im VNP Offenland als auch im VNP Wald.
Vertragsnaturschutzprogramm Offenland
In der Kulisse der Naturschutz- und NATURA-2000-Gebiete, der gesetzlich geschützten Grünlandlebensräume, der ökologisch wertvollen, biotopkartierten Flächen und der Flächen mit besonderen Artvorkommen, konnten im Rahmen der letzten Antragstellung im Landkreis Rhön-Grabfeld insgesamt 608 landwirtschaftliche Betriebe als Partner im Naturschutz berücksichtigt werden. Auf insgesamt 4930 Feldstücken und 5146 Hektar konnten Maßnahmen zum Erhalt magerer Blumenwiesen mit speziellen Schnittzeitpunkten und Düngeverzicht, zur extensiven Bewirtschaftung von Äckern, Streuobstbeständen und Weiden neu abgeschlossen werden.
Aufgrund der kleinen Felder und Wiesengrundstücke, dementsprechend vielen Randstrukturen und der oft ertragsschwachen Böden, ist in der Rhön eine höhere Artenvielfalt erhalten geblieben. In dieser landwirtschaftlich eher benachteiligten Region seien die in diesem Jahr über das VNP-Programm ausbezahlten Fördermittel in Höhe von insgesamt 3,8 Millionen Euro an die Landwirte ein finanzieller Ausgleich verbunden mit biodiversitätsfreundlicher Bewirtschaftung. "Mit mehr als 6500 Hektar Fläche ist der Anteil von 13 Prozent der geförderten Flächen an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche im Landkreis damit bereits jetzt weit über das von der bayerischen Staatsregierung gesteckte Ziel von sechs Prozent hinausgewachsen", wird in der Presseerklärung hervorgehoben.
Der operative Vollzug – Antragstellung und Auszahlung der Fördergelder – wird am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bad Neustadt geleistet. „Dabei funktioniert die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Behörden hervorragend", betonen Landrat Thomas Habermann und Oliver Kröner, der Leiter der land- und forstwirtschaftlichen Verwaltungsbehörde übereinstimmend.
Vertragsnaturschutzprogramm Wald
Ebenso in enger Zusammenarbeit zwischen den beiden Behörden erfolgt der Vollzug des Förderprogramms Vertragsnaturschutz Wald. Es verfolgt das Ziel, vor allem in der Kulisse der FFH-Gebiete (Gebiete, die für das europäische Schutzgebietssystem "Natura 2000" ausgewählt wurden) für den Artenschutz wertvolle Strukturen in Kommunal- und Privatwäldern zu fördern. Antragsberechtigt sind private und körperschaftliche Waldbesitzer. Gefördert werden in Abstimmung mit Naturschutz, dem zuständigen Forstrevierleiter und dem Antragsteller bzw. Waldeigentümer Waldumweltmaßnahmen wie z. B. der Erhalt von Biotopbäumen, das Belassen von Totholz, der Nutzungsverzicht in ökologisch besonders wertvollen Wäldern oder der Erhalt von Nieder-und Mittelwälder im Grabfeld. Im Haushaltsjahr 2020 werden im VNP Wald insgesamt 296 426 Euro im Landkreis Rhön-Grabfeld umgesetzt.
Ziel des VNP-Wald sei es, sowohl in den Wäldern in den FFH-Gebieten als auch in so genannten „Trittsteinwäldern“ zwischen den Schutzgebieten wertvolle Habitatstrukturen und damit wertgebende und bedrohte Arten wie Vögel (Greifvögel, Spechte, Kleineulen, Singvögel), Insekten sowie Pilze auf möglichst großer Fläche zu erhalten und zu fördern.
Die Leiterin des Umweltamtes Rhön-Grabfeld, Doris Dellert, macht deutlich: „Die Kooperation zwischen engagierten Akteuren in Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Naturschutz zum Erhalt unserer Kulturlandschaft und der Biodiversität ist im Landkreis Rhön-Grabfeld bereits langjährig ein überregional beachtetes Erfolgsmodell.“