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Entkernt, saniert, modernisiert
Es ist teurer geworden und hat länger gedauert als geplant. Jetzt aber ist die Sanierung der ältesten Gebäudeteile beendet. Im März steht ein Festakt an.
Von unserem Redaktionsmitglied Roland Pleier
 |  aktualisiert: 15.12.2020 16:40 Uhr

Die nackten Zahlen werfen nur ein schmales Schlaglicht auf das Pflegeheim Römershag: Die Sanierung der beiden ältesten Gebäudeteile hat länger gedauert und mehr gekostet als ursprünglich geplant. Beim Sanierungsauftakt Ende Juni 2009 war noch von 4,4 Millionen Euro die Rede gewesen. Jetzt, da alle Zimmer bezogen sind und sich der Betrieb eingespielt hat, gibt Heimleiter Roberto Ranelli die tatsächlichen Kosten mit 5,7 Millionen Euro an. Am 26. März um 14.30 Uhr wird Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel diese Sanierungsphase mit einem Festakt offiziell beenden.

Für den Bezirk ist das Schloss Römershag das das nördlichste der insgesamt sechs vergleichbaren Pflegeheime. Die anderen fünf sind an Bezirkskliniken angedockt: drei in Werneck und zwei in Lohr.

Für die Leute vom Bau ist die Sanierung solch alter Gebäude stets ein Wagnis. Trotz Voruntersuchungen ist man nie gegen Überraschungen gefeit. Dass die Sanierung nötig war, stand außer Frage: Die Anforderungen an Pflegeplätze verändern sich, der Brandschutz stellt heute wesentlich höhere Ansprüche. Wie sich herausstellte, gab es auch noch massive Mängel – Pfusch am Bau beim Einzug von Decken in den 1970er Jahren.

Dies war der Hauptgrund für die Steigerung bei den Kosten und die Verzögerung bei den Arbeiten, die laut ursprünglicher Planung bereits vor einem Jahr hätten abgeschlossen sein sollen. Architektin Sandra Räder (Haßfurt) und ihre Experten hatten keine andere Wahl: Ein Teil des Westflügels musste total entkernt und das Treppenhaus neu aufgebaut werden.

Jetzt ist jedes Zimmer mit einer Nasszelle ausgestattet. Geheizt wird mit einer Anlage, die im Keller des Schwesternwohnheims untergebracht ist und mit Pellets geschürt wird. Heizungskörper in den Zimmern sind nicht mehr nötig: Die Wärme kommt praktisch aus den Rohren in der Wand, deren Außenseite speziell isoliert ist.

Für derzeit 91 pflegebedürftige Menschen im fortgeschrittenen Alter ist das Pflegeheim ein behüteter Wohnort, in dem sie bisweilen kurzzeitig, meist aber auf Dauer betreut werden. 19 von ihnen leben in Einzelzimmern, 36 in Doppelzimmern. Gut die Hälfte von ihnen sind jener Gruppe zuzuordnen, auf die das Haus spezialisiert ist: pflegebedürftige Menschen mit psychisch chronischen Erkrankungen, insbesondere mehrfach beeinträchtigte Abhängigkeitskranke.

Mit einem Durchschnittsalter von 65 Jahren liegt das Heim deshalb um 20 Jahre niedriger als andere Pflegeheime, verdeutlicht Ranelli. Zu den Abhängigkeitskranken zählen vor allem auch Alkoholiker, die im Heim unter relativ strenger Kontrolle stehen.

Nicht nur ihretwegen ist die Schlossanlage „beschützend“ gestaltet. Dieser Schutz hilft auch bei der Betreuung jener Demenzkranken, die bekanntlich dazu neigen, einfach drauflos zu marschieren und dann orientierungslos herumzuirren. Die langen, breiten Gänge ermöglichen diesen schon im Haus einen gewissen Bewegungsspielraum. Im Sommer wird dieser erweitert durch den ebenfalls gesondert geschützten Innenhof.

Eine alte Nähmaschine, Küchenutensilien aus den 1950er Jahren, ein altes Radiogerät – Alltagsgegenstände aus früheren Zeiten zieren die Gänge, in denen sie unterwegs sind. Sie schaffen Bezugspunkte zu der Vergangenheit, an die sich auch Demente noch erinnern. Und unterwegs sind sie gerne. „Das Wandern ist des Müllers Lust“ ist einer der acht Lektionen der „Unordnung“, die in einer Tafel aufgeführt sind. Sie erleichtern den Umgang mit Menschen, die extrem schnell vergessen und sich anders verhalten. „Die Bewohner brauchen viel Bewegung und können daher Tag und Nacht im Wohnbereich spazieren gehen“, so die Regelung. Bisweilen legen sie sich auch in fremde Betten. Wie damit umgehen? „Das macht nichts“, so die Empfehlung. „Für die Bewohner ist jedes Bett ein Platz zum Ausruhen.“

Für 75 Beschäftigte ist das Pflegeheim schlichtweg Arbeitsplatz. Viele von ihnen arbeiten in Teilzeit. Umgelegt ergibt dies rund 50 Vollzeitstellen, schätzt Roberto Ranelli. Der 45-jährige aus Schraudenbach (Lkr. Schweinfurt), gelernter Pfleger und Qualitätsmanager im Gesundheitswesen, leitet das Heim seit 2005. Seine Stellvertreterin und verantwortliche Pflegefachkraft, Kerstin Kolosser, stammt aus Cottbus und ist seit 2003 in Römershag tätig.

45 Monate lang war das Schloss eine Dauerbaustelle. Und doch war es die ganze Zeit über voll belegt. „Dadurch, dass Bewohner und Mitarbeiter Hand in Hand gearbeitet haben, war es eine richtig tolle Leistung, ein richtig tolles Teamwork“, sagt Ranelli. „Das hat hervorragend geklappt.“

 
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