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MELLRICHSTADT
Entführungsversuch: Ist mehr Sicherheit möglich?
Aufarbeitung: Die versuchte Entführung eines zehnjährigen Mädchens in Mellrichstadt bewegt noch immer die Menschen. Eltern, Polizei und Stadt stellen die Frage nach der Sicherheit.
Unvorstellbar: Dass ein Waldstück nahe der Mellrichstädter Schulen einmal wegen eines Entführungsfalles abgesucht werden muss wie Ende Oktober geschehen, gibt vielen Menschen in Mellrichstadt und der Region zu denken.
Foto: Archiv Gerhard Fischer | Unvorstellbar: Dass ein Waldstück nahe der Mellrichstädter Schulen einmal wegen eines Entführungsfalles abgesucht werden muss wie Ende Oktober geschehen, gibt vielen Menschen in Mellrichstadt und der Region zu denken.
Bearbeitet von Gerhard Fischer
 |  aktualisiert: 11.12.2019 14:41 Uhr

Der 25. Oktober 2016 war in Mellrichstadt nicht vorstellbar. Ein 40-jähriger Mann versucht, ein zehnjähriges Mädchen in ein Auto zu zerren. Mitten auf dem viel besuchten Schulberg. Am helllichten Tag.

Doch es geschah. Das Mädchen wehrte sich. Die Entführung misslang. Aber das Entsetzen war in den Tagen nach der Tat groß, und bis heute bewegt der Fall die Gemüter von Schülern, Eltern, Lehrern und anderen Verantwortlichen.

Kann man sich in der Stadt und in der Region sicher fühlen? Was kann man tun, damit Kinder unbekümmert ihren Schulweg gehen können? Wie nimmt man die Ängste, wie macht man Kinder stark? Was fehlt für einen sicheren Weg zur Schule?

Viele Fragen, die sich die Menschen in der Stadt stellen. Klemens Damm, Elternbeiratsvorsitzender des Martin-Pollich-Gymnasiums, lud aus diesem Grund am Freitagmorgen zur Diskussionsrunde mit Eltern, Inspektionsleiter Elmar Hofmann und Bürgermeister Eberhard Streit in den VG-Sitzungssaal.

„Der schnelle Erfolg ist nicht selbstverständlich“, dankte Damm der Polizei. Elmar Hofmann konnte berichten, dass es dem Mädchen so weit gut gehe und es vom Weißen Ring noch 100 Euro für ein neues Handy bekommen habe.

Der Täter sei zufällig in Mellrichstadt gelandet, er sei am Tattag viele Kilometer in der Gegend herumgefahren. „Bayern ist das sicherste Bundesland, Unterfranken ist sicherer als der Bayern-Durchschnitt. Es ist ein schlimmer Vorfall, wie er in den letzten 50 Jahren nicht vorgekommen ist“, bemühte sich der Dienststellenleiter der Polizei Mellrichstadt, den Fall einzuordnen.

„Letztendlich zählt so etwas zum Lebensrisiko“, so Hofmann. Gerade um die Tatzeit herum sei die Polizei mit einer Streife am Schulberg gewesen. Und ausgerechnet an diesem Tag sei das Mädchen alleine gelaufen, wo es in der Regel immer mit der Freundin den Weg gehe.

„Was wir nicht machen dürfen: Wir dürfen keine Angsthasen aus den Kindern machen“, ergänzte der Erste Polizeihauptkommissar. Sabrina Schärtel, Elternbeiratsvorsitzende der Grundschule, zeigte Verständnis für die Sorgen der Eltern. Aufgewachsen in Hamburg, sei sie mit viel mehr Alltagskriminalität aufgewachsen. Der Vorfall in Mellrichstadt erschüttere viel mehr. „Unsere Kinder haben aber gut aufgepasst“, freute sich Bürgermeister Eberhard Streit über die Aufmerksamkeit namentlich von Jonas Mahr, der Tags zuvor geehrt worden war.

„Was ist aber möglich, um die Sicherheit noch zu erhöhen“, fragte Klemens Damm in die Runde. Mehr Schulungen durch Polizeibeamte in den Klassen sah Inspektionsleiter Hofmann kritisch. „Bei allen Schulen im Altlandkreis ist das personell nicht möglich. Aber wir stehen als Ansprechpartner immer zur Verfügung, wenn es einen konkreten Bedarf gibt“, ergänzte der Beamte.

Wenn Schulen besondere Projekttage erarbeiten, stehe die Polizei mit ihrem Wissen gerne zur Verfügung. Bernd Küchler, Elternbeiratsvorsitzender der Mittelschule, sah solche Projekttage jedenfalls als sinnvoller an. „Wir hatten solche Projekte schon, zum Beispiel zum Thema Mobbing und Gewalt“, so Küchler. Die Zusammenarbeit mit der Polizei sei hier sehr gut, der Lerneffekt für die Jugendlichen bei solchen außergewöhnlichen Terminen größer.

Klaus Graf, Elternbeiratsvorsitzender der Realschule, könnte sich eine Unterrichtsstunde für Eingangsklassen wie die 5. Klasse gut vorstellen. Letztlich waren sich die Diskussionsteilnehmer aber einig, dass selbstbewusste Kinder mit einem gesunden Maß an Vorsicht der beste Weg sind.

Klemens Damm fragte nach konkreten Maßnahmen, um das Schulen-Umfeld und insbesondere den Waldweg, der als Abkürzung in die Neubausiedlungen genutzt wird, sicherer zu machen. Eine Ausleuchtung sah Bürgermeister Streit kritisch. „Da wiegen sich die Kinder in falscher Sicherheit. Und die Tat ist gar am helllichten Tag geschehen. Mit einer Beleuchtung würde ich mir schwertun“, so Streit.

Einen deutlichen Rückschnitt der Büsche will Streit jedoch überprüfen, um den Waldweg einsehbarer zu machen. Im Winterhalbjahr werde der Weg im Bedarfsfall auch vom Bauhof gestreut, das solle beibehalten werden.

Worüber sich alle Diskussionsteilnehmer einig waren. Die Abkürzung für die Schüler durch den Friedhof müsse unterbunden werden, aus Pietätsgründen. Der Vorfall mit der Schmiererei an der Aussegnungshalle untermauere dies. Nach einer Anregung von Klemens Damm soll eine alternative Abkürzung geschaffen werden, die ebenfalls auf den Waldweg führt, aber den Friedhof außen vor lässt.

 
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