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WECHTERSWINKEL
Energische wie zarte Momente
Entspannt nach einem umjubelten Konzert im Kloster Wechterswinkel: Pianistin Eva Smirnova.
Foto: Kritzer | Entspannt nach einem umjubelten Konzert im Kloster Wechterswinkel: Pianistin Eva Smirnova.
Von unserem Mitarbeiter Stefan Kritzer
 |  aktualisiert: 05.05.2012 12:02 Uhr

Bereits zum dritten Mal hat die Kulturagentur des Landkreises die aus Russland stammende Pianistin Eva Smirnova für ein Solokonzert in Kunst und Kultur Kloster Wechterswinkel gewinnen können. Diesmal mit einem Programm bestehend aus Kompositionen von Debussy, Ravel und Liszt. Und wie schon bei den vergangenen beiden Konzerten hinterließ die in Bad Kissingen lebende Weltklassepianistin bei ihrem Publikum einen bleibenden Eindruck ihrer hohen Kunst des Klavierspiels.

Die aus Russland stammende Eva Smirnova wurde erst nach Öffnung des Eisernen Vorhangs dem klavierbegeisterten Publikum der westlichen Welt richtig bekannt. Zu überzeugen wusste die Ausnahmepianistin ihr Publikum von Beginn an. Die Pianistin, die in früheren Jahren Arthur Rubinstein beeindruckte und in ihrer Spielweise zwischen dem großen Meister und Swjatoslav Richter einzuordnen ist, gilt als Romantikerin aus tiefster Seele.

Für ihr Programm in Wechterswinkel hatte sie Werke von Debussy, Ravel und Franz Liszt („Meine große Liebe!“) mitgebracht. Die Musikgeschichte weist bei allen drei Komponisten in diesem, im Falle von Liszt im vergangenen Jahr, Gedenktage auf. Claude Debussy zum 150. Geburtstag, Maurice Ravels 75. Todestag und im Jahre 2011 der 200. Geburtstag von Franz Liszt.

Im sehr gut besuchten Konzertsaal in Wechterswinkel spielte Eva Smirnova auf dem Steinway-Flügel, den sie selbst kurz nach Eröffnung des Kulturzentrums vor einigen Jahren mit einem großen Konzert seiner Bestimmung übergeben hatte.

Zart, poetisch der Beginn mit Debussys „Mondglanz“ aus der „Suite bergamasque“. Aus den berühmten Préludes des Komponisten wählte Eva Smirnova sorgsam den Kontrast zwischen energischen Momenten und unglaublicher Zartheit in „La Puerta del Vino“ über das lyrische „Mädchen mit den flachsfarbenem Haar“, um in einem Feuerwerk („Feux d'artifice“), jenem Glanzstück aus Debussys Feder, den Komponisten in virtuoser und überaus gefühlvoller Weise zu feiern. Erst zum Ende des gesamten Konzertkapitels Debussy gestattete Eva Smirnova den Beifall des Publikums, das sich nach diesem ersten Teil bereits in eine andere Welt fern des Hier und Jetzt transferiert sah.

Anschließend Ravel. Eine ganz andere Musik. Als wäre es ihr ein Leichtes, präsentierte die Pianistin eine diffizile Interpretation, gepaart mit ihrem hochtechnischen Vermögen in den ausgewählten Werken. Die Abgründe der romantischen Literatur werden auf diese Weise in „Ondine“ ebenso in ein neues Klanggewand überführt wie die von Eva Smirnova so überaus elegant gespielten „Jeux d'Eau“, in denen Ravel die Wasserspiele der Villa d'Este in ein farbenfrohes Klangbild zu hüllen vermochte. In der Interpretation der Werke Ravels offenbarte sich einmal mehr die ganze Klasse dieser Ausnahmepianistin.

Ihrer großen Liebe Franz Liszt widmete Eva Smirnova den zweiten Teil des Konzertes und wusste auch hier mit Anmut und Verve ihr Publikum zu überzeugen. In der „Gondoliera“ und der „Tarantella“ aus „Venezia e Napoli“, in denen Liszt seine italienischen Wanderjahre verarbeitete, zeigte Eva Smirnova die Klangfarben Südeuropas wunderbar auf. Wohlklingend auch die Rigoletto-Paraphrase nach der Verdi-Oper wie auch die feinfühlige „Widmung“ nach Schumann. In der Consolation Nr. 3 gestattete Eva Smirnova einen Einblick in ihre tiefe Sympathie für die Werke Liszts, um schließlich im Mephisto-Walzer Nr. 1 das Konzert zu seinem Höhepunkt in der dramatischen Ausgestaltung zu führen.

Dem dritten Konzertereignis mit der „Grande Dame“ des Klaviers sollen weitere folgen. Jedenfalls kündigte Eva Smirnova dies mit Nachdruck im Kerzenschein des Konzertsaals in Wechterswinkel an.

 
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