
Eine Frau zündete eine Kerze vor der Muttergottes an und strahlte. "Ich bin sehr froh, dass wir wieder hierher kommen dürfen." Dass die Wallfahrtskirche Maria Ehrenberg über die Wintermonate geschlossen ist, ist normal. Keineswegs selbstverständlich war es, dass sie nun in Zeiten der Pandemie rechtzeitig zu Beginn der Wallfahrtssaison am 1. Mai geöffnet werden konnte. Im vorigen Jahr war aus diesem Grund die Zufahrt zur Kirche und die Feier der Gottesdienste lange nicht möglich.

Um so herzlicher dankte Bad Brückenaus Pfarrer Hans Thurn dem Truppenübungsplatzkommandeur Oberstleutnant Kai Schulze für das Entgegenkommen und die Möglichkeit, zumindest an Sonn- und Feiertagen Gottesdienst unter Auflagen zu feiern. Gerade in diesem Jahr, in dem das 500. Jubiläum zu feiern ist, sei es ein besonders Geschenk. So gesehen war die Wallfahrtskirche voll besetzt. Natürlich mussten die Teilnehmer die notwendigen Abstände einhalten, sodass in der Summe nicht so viele Menschen in der Kirche Platz fanden wie in normalen Jahren, zudem sind auf dem gesamten Gelände FFP2-Masken zu tragen.
Kontrollen an der Einfahrt und den Parkplätzen
Dass der Maria Ehrenberg trotz Corona-Pandemie wieder zugänglich ist, das sei auch den über 50 ehrenamtlichen Helfern zu verdanken, die vielfältige Dienste übernehmen. Das bezieht sich nicht nur auf das Mähen und Instandhalten der Anlage. Vor allem in diesem Jahr fallen verstärkt Ordnerdienste an, sei es zur Kontrolle an der Einfahrt, den Parkplätzen oder in und vor der Kirche selbst.
Diakon Kim Sell war von Motten zum Maria Ehrenberg gelaufen und lud am Fuße der Treppenanlage zu einer privaten Prozession ein, der sich nach und nach weitere Ehrenberg-Besucher anschlossen. Dabei war es aber nur möglich, einzeln die "Himmelsleiter" hochzugehen. Mit dem Satz "Zum Glück dürfen wir wieder zu unserem geliebten Wallfahrtsort Maria Ehrenberg", sprach er vielen aus dem Herzen.

Pfarrer Thurn griff in seiner Predigt die Ehren- und Hoheitstitel der Gottesmutter Maria auf. Königin, Herrscherin, Herzogin, Patronin des Landes Bayern – diese Titel seien zeitbedingt und bedürfen heute längerer Erklärung, warum man sie noch immer hoch schätze. 1638 wurde vor der neuen Residenz in München, weithin sichtbar, eine Marienstatue errichtet, und zwar als Dank für die Errettung von München und Landshut vor den Plagen des Krieges. Damals galt der Titel dem klassischen Altbayern, ohne Schwaben und Franken. Erst 1916 wurde der Titel "Patrona Bavariae" ganz Bayern geschenkt, also auch den fränkischen Diözesen.
Auf dem Ozean der Hoffnungslosigkeit nicht alleingelassen
Scharen von Betenden suchen Orte auf, an denen sie Hilfe erwartet. Auch der Maria Ehrenberg sei so ein Ort, wo Not und Elend vor Gott, vor Maria gebracht werde, stets in der Hoffnung "auf dem Ozean der Hoffnungslosigkeit nicht alleingelassen" zu sein.
Als eine Brücke zum heute bezeichnete Pfarrer Thurn diese Titel der Königin, Herzogin und Schutzfrau. Wer auf seinem Lebensweg aufmerksam, forschend und gläubig Ausschau halte, der finde Gottes Spuren und Spuren Mariens. Ihre Fürbitten: Sie haben keinen Wein mehr, erklinge heute noch – vielmehr denn je. Und so lud Pfarrer Thurn alle, die zum Maria Ehrenberg gekommen waren, ein, in den jahrhundertealten Chor derer einzustimmen, die Maria einen Ehrenplatz in ihrem Leben schenken.