Endlich wieder ein Konzert mit einem Profi-Musiker im "Kloster Wechterswinkel". Und das nach einer Durststrecke von mehr als acht Monaten. Kein Wunder, dass die Freunde der klassischen Musik nach einem Live-Auftritt schier lechzten und in großer Zahl und mit riesiger Vorfreude ins Kreiskulturzentrum kamen. Zumal mit dem jungen Amadeus Wiesensee ein trotz seiner Jugend bereits mit zahlreichen Meriten versehener Künstler sein erstes Gastspiel gab.
Schweigeminute für die Opfer von Würzburg
Premiere auch für Dr. Guido Böhm, der seit 1. Februar Kulturmanagerin Carolin Fritz-Reich vertritt, und erstmals das Publikum willkommen hieß. "Die zurückliegenden Monate waren für die Kulturschaffenden eine verrückte, eine schlimme Zeit", betonte er. Umso größer sei nun die Freude auf eine "analoge und nicht gestreamte Musikdarbietung". Gerne kamen die Besucher, die auch diesmal das Konzert nur mit Maske, ohne Pause und unter Einhaltung der Abstandsvorschriften miterleben durften, der Aufforderung nach, zum Gedenken an die Opfer des Messer-Attentats von Würzburg eine Schweigeminute einzulegen.
Pianist Amadeus Wiesensee selbst widmete sein erstes Stück den Opfern der Pandemie und des Attentats in seiner Heimatstadt Würzburg und ließ damit "die Musik für sich selbst sprechen". Bewusst wählte er den zentralen, den zweiten Satz, das "Allegretto" aus der 7. Sinfonie A-Dur op. 92 von Ludwig van Beethoven aus. Er ist mit seinem "feierlich schreitenden Rhythmus" nach den Worten des weltberühmten Komponisten "allen gewidmet, die uns so viel geopfert haben". Damals hatte er damit die napoleonischen Befreiungskriege vorweggenommen. Mit der ernsten, düsteren, melancholischen Stimmung zog Amadeus Wiesensee eine Parallele zu den aktuellen Ereignissen.
Lange Zeit der musikalischen Stille
In seiner Moderation zwischen den einzelnen Stücken gab der Künstler und studierte Philosoph zu, dass der Lockdown auch für ihn eine "lange Zeit der musikalischen Stille und des Atemholens war". Für ihn lebt "die Musik von der Begegnung". Und diese erstmalige Begegnung nach vielen Monaten genossen die Besucher an diesem Abend sichtlich. Entspannt zurückgelehnt, die Augen geschlossen tauchten sie mit Amadeus Wiesensee, der sein Talent auf dem Steinway-Flügel eindrucksvoll unter Beweis stellte, ein in zauberhafte Klangsphären, so auch in die Welt des genialen, bereits mit 46 Jahren verstorbenen Komponisten Robert Schumann (1810 – 1856) und dessen Werk "Fantasie C-Dur op.17". Ursprünglich sollte mit dieser Komposition Ludwig van Beethoven geehrt und Geld für dessen geplantes Denkmal in Bonn eingespielt werden. Einfühlsam, mal schwermütig, mal spielerisch, energisch und versehen mit zahlreichen Stimmungswechseln und traumhafter Poesie trug der Künstler die drei Sätze der bekannten Klavierkomposition vor.
Ein Abend zu Ehren Ludwig van Beethovens
Der Konzertabend war dem 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens (1770 -1827), der im letzten Jahr hätte gefeiert werden können, gewidmet. Er zählte zweifellos zu den ganz Großen der abendländischen Musikgeschichte und gilt als Wegbereiter der Musik der Romantik. Als Hommage an diesen herausragenden Komponisten und Pianisten, dessen Kunst eine befreiende Wirkung ausübte, trug Amadeus Wiesensee zum Abschluss des Konzertes Beethovens letzte Sonate, das Spätwerk "Klaviersonate Nr. 32 c-Moll op.111", wiederum in traumwandlerischer Sicherheit und ebensolchem Einfühlungsvermögen vor. Ein faszinierender Klangteppich, dem das Publikum fast atemlos lauschte, bis auch der letzte Ton sanft aus dem Konzertsaal entschwunden war.
Langanhaltender, begeisterter Applaus waren am Ende der verdiente Lohn für einen mitreißenden und magischen Klavierabend zum Gedenken an Ludwig van Beethoven und die Folgen seines Wirkens.