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MELLRICHSTADT
Elf Texte von neun Autoren
Finale für Rautenberg: Zum letzten Mal hatte Rautenberg (rechts) das Vorlesen bei „Mellrichstadt liest“ organisiert und geleitet. Nach der Lesung unterhielt er sich bei einem Glas Wein mit seinen Mitstreitern Barbara Böhm(Zweite von rechts) und Ulrich Bucher. Mit am Tisch saß Carolin Fritz-Reich, die Kulturmanagerin des Landkreises. Sie hatte Rautenberg den Dank der Kulturagentur überbracht für seinen mehrjährigen Einsatz. Peggy Geßner, die zweite in diesem Team, konnte an der Juli-Sitzung aus beruflichen Gründen nicht teilnehmen.
Foto: Rautenberg | Finale für Rautenberg: Zum letzten Mal hatte Rautenberg (rechts) das Vorlesen bei „Mellrichstadt liest“ organisiert und geleitet.
Fred Rautenberg
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:21 Uhr

Nicht gerade reumütig, aber doch gern kehrte die Bürgeraktion „Mellrichstadt liest“ nach ihrer literarischen Weltreise in die Heimat nach Deutschland und Franken zurück. Nach vielen Stationen, die die Literaturfreunde durch zahlreiche Länder führte, ging am Sonntag die Saison 2013/14 zu Ende mit einer Lesung, bei der deutsche Autoren zum Zuge kamen. Fred Rautenberg, Co-Moderator mit Peggy Geßner, kündigte an, was einige Freunde schon wussten: Nach fünfeinhalb Jahren Leitung und Mitwirken bei „Mellrichstadt liest“ wird er seine Aufgabe an einen jüngeren Literaturfreund abgeben. Wie es im Einzelnen in der neuen Saison weitergeht, wird das neue Team unter Geßners Führung noch ausarbeiten und die Öffentlichkeit rechtzeitig informieren.

Für den Sonntag hatte Rautenberg mit Barbara Böhm und Ulrich Bucher zwei bewährte Vorleser gewonnen, die schon früher die Literaturfreunde mit ihren Beiträgen erfreut hatten. Neun Autoren und elf Texte aus deren Feder hatten die drei sich für dieses Mal ausgesucht, von Gottfried August Bürger bis Wilhelm Wolpert. Rautenberg hatte die Texte in vier Gruppen eingeteilt: Unheimliches, Besinnliches, Lustiges und Gereimtes zum Ausklang.

Barbara Böhm begann mit der gespenstischen Geschichte „Das Bettelweib von Locarno“, ein Text in der typischen Erzählweise von Heinrich von Kleist. Darin geht es um einen Spuk in einem Schloss, den ein hartherziger Graf verursacht hat, weil er am Tod einer gebrechlichen, Schutz suchenden alten Frau schuldig geworden war. Rautenberg schloss sich mit der gruseligen Ballade „Lenore“ von Bürger an: Eine junge Frau hadert wegen des Todes ihres Geliebten so hartnäckig mit Gottes Vorsehung, dass sie den Verstorbenen aus dem Totenreich ruft. Der nimmt sie zu einem Höllenritt unter Begleitung von schrecklichen Geistern mit zu seinem Grab, in das er mit Lenore schließlich hineinstürzt.

In einer seiner berühmt gewordenen Kalendergeschichten erzählt Johann Peter Hebel von einem klugen Richter, der mit einem salomonischen Urteil einen Betrüger bestraft und die Ehre eines redlichen Mannes rettet. Das trug Barbara Böhm vor, ebenso die Anekdote über den Bischof von Ketteler, der aber seine Kritik an einem allzu leutseligen Gemeindepfarrer wegen dessen Ge-witztheit zurückziehen muss. Viel Spaß hatte Böhm nach ihrem Geständnis auch mit dem Gedicht von Heinrich Heine vom „Tugendhaften Hund“, der seine Tugendhaftigkeit im Augenblick der Prüfung vergisst und sich von der Fressgier anderer „Lumpenhunde“ anstecken lässt – zweifellos eine Parabel auf das Verhalten der Menschen.

Ulrich Bucher las den Text „Von der Scholle zum Parkett“ von Peter Bamm vor. Launisch und mit skurrilen Vorstellungen lässt sich der Autor darin über unser Verhalten in verschiedenen Jahreszeiten aus und verbindet das mit einem Lob des Herbstes, der Jahreszeit, in der wir nach Bamms Meinung am eigentlichsten unser Menschsein er- und ausleben können. Erich Kästners Gedicht „Die Sache mit den Klößen“, ebenfalls von Bucher vorgetragen, schildert in Versform die Blamage eines Aufschneiders. Der hatte behauptet, dass er 30 Klöße auf einmal essen könne. Doch als er den Beweis antreten soll, muss er nach 15 Klößen aufgeben und wird mit vier von den Objekten seiner Wette noch im Hals schleunigst in ein Krankenhaus gebracht.

Fred Rautenberg machte keinen Hehl aus seiner Sympathie für den unterfränkischen Mundartautor Wilhelm Wolpert aus Haßfurt. Von ihm las er zwei Erzählungen vor: „Beim Zahnarzt“ und „Husten“ sowie ein kurzes Gedicht mit dem Titel „Lebensversicherung“. Wolpert ist ein Meister im Konstruieren von urkomischen Situationen, in denen die Menschen in ihrer Alltäglichkeit dem Gelächter preisgegeben werden. Die Angst vor dem Zahnarzt, ein Gespräch unter Hemmnissen bei der Zahnbehandlung und gleichwohl ein gelungener Informationsaustausch, sind der Inhalt der ersten Geschichte. In der zweiten kommt es zu einer grotesken Verwechslung von zwei schrecklich erkälteten Männern, die mit ihrem Husten- bzw. Niesreiz ein Konzert stören und dabei unfreiwillig die Frauen tauschen. In dem abschließenden Gedicht „Lebensversicherung“ schimpft eine Frau ihren Mann einen „alten Deppen“, weil er bei einem Waldunfall vor einem stürzenden Baum zur Seite gesprungen ist und ihr damit die Chance auf satte 100 000 Euro aus der Lebensversicherung vorenthalten hat.

Carolin Fritz-Reich, Kulturmanagerin des Landkreises, überreichte dem scheidenden Rautenberg ein Präsent und sprach ihm den Dank der Kulturagentur aus.

 
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