Wie wirken sich der Chipmangel und die coronabedingten Unterbrechungen bei den Lieferketten auf die heimische Geschäftswelt aus? Am Beispiel von drei Betrieben in Bad Königshofen wird deutlich, wie die Engpässe letztendlich beim Verbraucher ankommen.
Udo Hart, gemeinsam mit seiner Schwester Geschäftsführer beim Autohaus Hölzer in Bad Königshofen, gibt nicht nur den Herstellern von Chips und wichtigen elektronischen Teilen die Schuld an der jetzigen Mangel-Situation. Eine Fehlplanung der Einkäufer spiele eine wichtige Rolle.
Denn zu Beginn der Pandemie seien die Bestellungen von Neuwagen stark rückläufig gewesen, entsprechend weniger Elektronik wurde für die Produktion geordert. Anscheinend rechnete man nicht mit einer schnellen Erholung des Marktes, somit seien die Elektronikteile in die boomende IT-Branche gewandert, so die Erklärung. "Wir müssen den Kunden mitteilen, dass es bis zu einem Jahr dauern kann, bis sie ihren gewünschten Neuwagen erhalten", berichtet Udo Hart.
Preisspirale zwischen Neu- und Gebrauchtwagen
Das Autohaus bekomme von den Herstellern keine verbindlichen Auskünfte, um sie an die Kunden weiterzugeben. Kein Wunder, dass manche Käufer auf hochwertige Gebrauchtwagen umsteigen, statt auf den Neuwagen zu warten, was wiederum die Preise auf dem Gebrauchtwagenmarkt in die Höhe treibt. "Ich bin momentan mehr Einkäufer als Verkäufer", sagt Udo Hart. Er ist in ganz Deutschland auf der Jagd nach guten Gebrauchtwagen zu vernünftigen Preisen.
Im Oktober 2021 gab es eine um ein Drittel niedrigere Auslieferungsquote bei der VW-Gruppe im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahrs, teilt der Geschäftsführer mit. Die Elektroauto-Herstellung, für die aber noch mehr und noch speziellere Halbleiter gebraucht werden, komme ebenfalls ins Stocken, obwohl hier mit hohen Zuwachszahlen gerechnet wurde. Allerdings laufen die momentanen Zuschüsse für E-Autos am 31. Dezember 2022 aus. Über eine eventuelle Verlängerung gibt es noch keine Informationen.
Neue Küchen ohne hochwertige Backöfen, Kühlgeräte und Geschirrspüler? In Corona-Zeiten haben sich viele Kunden für eine neue Küche entschieden, gerade jetzt haben sie genug Zeit, sich um die Verschönerung ihrer vier Wände zu kümmern. "Wir haben Engpässe und versuchen mit viel Kommunikation den Kunden klarzumachen, dass wir nichts dafürkönnen", sagt Marina Kraus, die gemeinsam mit ihrem Bruder Jens Weigand den "Der Küchenladen-Möbel Weigand" in Großeibstadt führt. Mit Leihgeräten versucht man die Zeit zu überbrücken, bis die gewünschten Geräte geliefert werden können. Arbeitstechnisch und planerisch muss Mehrarbeit geleistet werden. "Die Kollegen sind alle frustriert", hat sie vom Musterhaus-Küchen-Fachverband gehört. Die Auftragsbücher sind voll, aber man könne die Kunden nicht so zufriedenstellend bedienen, wie man es gewohnt sei. Mit einer Entspannung der Lage wird laut Elektrogeräte-Lieferanten erst Mitte oder Ende 2023 gerechnet.
Dieter Harth vom Toyota-Autohaus in Bad Königshofen hat ebenfalls Lieferengpässe, sieht sie aber nicht so negativ. "Toyota hat stabile Beziehungen zu Lieferanten, deshalb ist die Lage bei uns nicht so dramatisch, wie sie in den Medien dargestellt wird", berichtet er. Er hat beobachtet, dass das Steigen der Preise für Gebrauchtwagen bei den Kunden den Eindruck erweckt habe, das eigene Gebrauchtauto würde immer mehr an Wert gewinnen, je länger sie es behalten. Die aktuell hohen Preise würden aber abstürzen, sobald es keine Lieferengpässe mehr gibt. Damit rechnet Harth im nächsten halben Jahr.
Hart: Müssen in Europa unabhängiger werden
"Die Auftragsrückstände müssen erst abgearbeitet werden", sagt Udo Hart. Bis eine unterbrochene Lieferkette wieder hochfahre, dauere es eine Weile. In dieser Situation räche sich die Abhängigkeit von ausländischen Erzeugern der Elektronikteile. "Wir müssen in Europa viel unabhängiger werden", ist Fazit vom Hölzer-Geschäftsführer.