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Bad Neustadt
Elektroautos gehören besonders in Bad Neustadt längst zum Straßenbild
So fing es an. Bei der ersten Fahrzeugschau Elektromobilität im Oktober 2011 stellte Moderator Hanns Friedrich einen City-EL auf dem Marktplatz vor.
Foto: Stefan Kritzer | So fing es an. Bei der ersten Fahrzeugschau Elektromobilität im Oktober 2011 stellte Moderator Hanns Friedrich einen City-EL auf dem Marktplatz vor.
Stefan Kritzer
 |  aktualisiert: 12.07.2020 02:10 Uhr

Vor zehn Jahren gab es lediglich eine überschaubare Palette an Elektroautos mit sehr beschränktem Nutzwert und geringer Reichweite. Bisweilen glichen diese Fahrzeuge, wie es Projektmanager Dr. Jörg Geier formulierte, "fahrenden Verzichtserklärungen". Die Entwicklung ist in der zurückliegenden Dekade aber rasant voran geschritten. Elektroautos gehören heute weltweit und besonders in Bad Neustadt zum Straßenbild. Vor zehn Jahren wurde die Stadt von der Staatsregierung zur ersten bayerischen Modellstadt für Elektromobilität ausgerufen.

Ein starker Fokus der Industriebetriebe auf elektromobile Antriebe, eine bundesweit für Aufsehen sorgende Fahrzeugschau oder die Einrichtung eines Wissenschaftsstandortes rund um die Elektromobilität im Technologietransferzentrum. "Bad Neustadt tickt längst Elektromobilität", sagte Projektmanager Ulrich Leber, Geschäftsführer der Stadtwerke, in einer Pressekonferenz zum 10. Jubiläum. Am 8. Juli 2010 wurde nach einer Kabinettssitzung in Bad Kissingen vom damaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer verkündet, dass Bad Neustadt neben Garmisch-Partenkirchen und dem Bayerischen Wald Modellstadt für Elektromobilität werden sollte.

In der Stadt wie in den weiteren Modellregionen wurden bald schon Ideen entwickelt, was man aus diesem Zukunftsthema machen könnte. Aber in keiner anderen Modellregion wurden lange über den offiziellen Förderstatus hinaus Einrichtungen, Events, ein Hochschulstandort wie ein Förderverein sowie das langjährige Engagement der Industrie so ausführlich bearbeitet, wie in der Modellstadt Bad Neustadt.

Anfangsschwierigkeiten beim Elektrobus

"Mit hoher Motivation und viel Leidenschaft ist das Thema in Bad Neustadt vorangetrieben worden", sagte Bürgermeister Michael Werner. Auch wenn es hierfür bisweilen einen langen Atem brauchte. Bestes Beispiel hierfür laut Werner: Der Elektrobus der Stadtbuslinie. Der lief nämlich anfänglich gar nicht rund und verrichtet nach Anfangsschwierigkeiten heute klaglos seinen umweltfreundlichen wie zukunftsweisenden Dienst.

Die Zahlen rund um das Thema Elektromobilität in Bad Neustadt sind beeindruckend: Nicht weniger als 750 Arbeitsplätze sind in diesem Bereich bei Valeo Siemens – laut Jörg Geier das deutschlandweit größte Elektromotorenwerk im Kraftfahrzeugbereich – bei Preh, Jopp, FGB Steinbach und vielen weiteren Unternehmen nicht nur in Bad Neustadt, sondern unterfrankenweit entstanden. Auf den Straßen in Bad Neustadt und dem Landkreis sind heute 879 Elektro- und Hybridfahrzeuge unterwegs. Metropolen mit Automobilherstellern mal ausgenommen, sei das für eine Kleinstadt in Deutschland ein absoluter Spitzenwert, wie Jörg Geier, Leiter der Kreisentwicklung im Landratsamt, verlautbart. Während nach wie vor die Zahlen von Elektroautos auf deutschen Straßen nur moderat ansteigen, sind Fahrräder mit Elektrozusatzmotor seit Jahren der Renner und ein Wachstumstreiber für die Fahrradwirtschaft. Nirgendwo sonst hat sich das Thema Elektromobilität so rasant entwickelt wie beim Fahrrad.

40 Mitarbeiter in der Wissenschaft

Herausragend sind bis heute die Forschungen im 2012 gegründeten Technologietransferzentrum Elektromobilität (TTZ) in der Jakob-Preh-Schule, das später noch durch die Fachschule für Fahrzeugtechnik ergänzt wurde. TTZ-Leiter Professor Dr. Ansgar Ackva zählt heute 40 Mitarbeiter in der Wissenschaft, die von der Industrie händeringend gesucht werden. "Wir forschen nicht aus dem Elfenbeinturm heraus, sondern an konkreten Fragestellungen", sagt Ackva.

"Die Zukunft der Mobilität ist elektrisch", hat schon vor zehn Jahren der Geschäftsführer der Jopp Automotive GmbH, Dr. Hubert P. Büchs gesagt. Auf seine Initiative wurde nicht nur die Stiftungsprofessur im TTZ möglich, sondern auch der Förderverein M-E-NES, kurz für Modellstadt Elektromobilität Bad Neustadt, dessen Vorsitzender er bis heute ist.

Engagement wird nicht geringer

Und weil die mobile Zukunft elektrisch ist, wird das Engagement in Bad Neustadt in Sachen Elektromobilität auch nicht weniger werden. Die Stadt, der Förderverein, das Projektmanagement, zu dem auch Bianca Benkert, vor allem wenn es um die Organisation der Fahrzeugschau geht, zwingend dazugehört, wie auch die Unternehmen bleiben am Thema Elektroauto wie Elektrofahrrad dran.

Am 12. August gibt es einen Elektromobilitätsworkshop und dann muss die zehnte Fahrzeugschau für 2021 vorbereitet werden. Die sollte eigentlich in diesem Frühjahr stattfinden, musste aber wegen Corona abgesagt werden. Erneut werden viele Modelle auf dem Festplatz zu sehen und zu bestaunen sein. Schließlich sind aus den "fahrenden Verzichtserklärungen" in den letzten zehn Jahren längst "fahrende Absichtserklärungen" geworden.

Die führenden Köpfe in Sachen Projektmanagement wie Förderverein Elektromobilität sind auch nach zehn Jahren noch aktiv (von links): Projektmanager Ulrich Leber, der Vorsitzende des Fördervereins M-E-NES Dr. Hubert P. Büchs und Projektmanager Dr. Jörg Geier.
Foto: Stefan Kritzer | Die führenden Köpfe in Sachen Projektmanagement wie Förderverein Elektromobilität sind auch nach zehn Jahren noch aktiv (von links): Projektmanager Ulrich Leber, der Vorsitzende des Fördervereins M-E-NES Dr. Hubert P.
 
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  • I. S.
    Also unter "Modellstadt Elektromobilität" stelle ich mir aber ganz was anders vor. Das kriegt man doch in NES im täglichen Leben gar nicht mit. Wo sind denn die Ladesäulen an jeder Ecke, wo sind den die ganzen E-Mobile im Straßenbild, wo sind denn andere innovative E-Technologien außerhalb des TTZ. Es gibt ein paar "Projektmanager" die keiner kennt, einen E-Bus, der selten bis nie fährt ..... Es wird gebetsmühlenartig abgefeiert, was schon alles entstanden ist, wie viele Arbeitsplätze neu entstanden sind, was alles erforscht wird und der ganze Blabla. Schön. Aber "Modellstadt" ? Na ja .....
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  • J. K.
    Fahre seid 4 Jahren ein E-Auto, unser Dorf hat knapp 1000 Einwohner, bin seit 4 Jahren die Einzige!!!
    Eine öffentliche Ladestation gibt es nicht, ist wohl auch nicht im Gespräch.
    Für die Strecken, die ich zurück lege, ist es optimal. Für längere Strecken muss das Auto meines Mannes herhalten, geht schon irgendwie.
    Lade mein Auto meist zu Hause an normaler Steckdose auf.
    Ich finde es eine gute Sache, muss aber jeder selbst wissen.
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  • C. H.
    meine Strecke wäre täglich 110km Arbeitsweg. Das kann ein Elektroauto.

    Nur kann ich an beiden Enden des Weges nicht laden.

    Natürlich könnte ich wöchentlich massiv Zeit opfern und mich irgendwo zwischen Heim und Arbeit, weit abseits der Route, auf eine Ladestelle stellen. Zeitung lesen, dumm rumsitzen, sinnlos durch die Gegend laufen.

    Strom gibts in jeder Straße. Wie man den für Elektroautos zugänglich macht zeigen echte Modellstädte.
    Übrigens war ein Wechelakkusystem schon vor über 10 Jahren serienreif durchentwickelt.
    Siehe Renault Kangoo oder ZOE. Ist ja aber ebensowenig gewollt wie Wasserstofftechnologie, welche bereits 1986 fix und fertig nutzbar präsentiert wurde.
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  • C. H.
    "Bad Neustadt tickt längst Elektromobilität", sagte Projektmanager Ulrich Leber, Geschäftsführer der Stadtwerke

    aaahhhja....

    Wo, Herr Leber, lädt man denn als Laternenparker in den Stadtteilen sein Fahrzeug?

    Im Mehrfamilienhaus gegenüber gibt es drei Elektroautos. Löblich. Aber nur eines davon hat eine Wallbox. Weil die Infrastruktur in der Modellstadt noch immer nicht vorhanden ist. Die anderen müssen sich mit der normalen Steckdose begnügen.

    Wo sind denn die Fahrzeuge, "die längst zum Straßenbild" gehören? Ich bin gestern einmal komplett durch NES gefahren. Hab ein einziges gesehen. Nachher muss ich nochmal durch die Innenstadt und dann nach MET. Ich werde wieder mitzählen.

    Modellstadt geht anders!
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