Die Eisheiligen, die am Montag, 11. Mai, begonnen haben, brachten im Landkreis Rhön-Grabfeld noch einmal Minusgrade mit sich und setzten dadurch den Pflanzen zu. Davon ist auch der Strahlunger Weinberg betroffen. Während die Winzer um Würzburg nach ersten Prognosen mit einem Ausfall von rund 80 Prozent rechnen müssen, sind im Strahlunger Weinberg etwa 99 Prozent der Triebe dem Frost zum Opfer gefallen. "Uns, das sind 30 Hobbywinzer, hat es voll erwischt. Da half auch das Anbringen eines Winter-Flieses nichts und auch nicht der Kurzschnitt des Grases zwischen den Reben. Nur dort, wo Frost-Gel-Kerzen aufgestellt waren, gab es weniger Schäden. Es waren aber viel zu wenige", erklärte Johannes Hümpfner, Bürgermeister und Geschäftsführer der Weinberg GbR.
Hümpfner merkte diesbezüglich an, dass die speziellen Weinberg-Wärmer eine kostspielige und zeitaufwendige Sache seien. Der Strahlunger Weinberg läuft auf Hobby-Basis im Gegensatz zu den großen an der Mainschleife. Diese seien erst durch die Corona-Auswirkungen und nun durch den Frost stark gebeutelt worden.
Strahlunger Hobbywinzer haben noch einen Funken Hoffnung
In Strahlungen hofft man nun auf das Austreiben der noch schlafenden Knospen und darauf, dass weder Sturm noch Hagel auch den letzten Funken Hoffnung zunichtemacht. Noch sind die Reben in einer Schockstarre. Vielleicht steckt aber noch ein Hauch Leben in den Trieben der Weinstöcke und wenn der Sommer so warm wie prognostiziert wird, kann man vielleicht doch noch ein paar Trauben ernten.
Etwas gelassener blickte Friedrich Müller, einer der 30 Hobbywinzer, auf seine sechs Reihen Müller-Thurgau. Mit der ersten Ernte rechnete er sowieso erst im nächsten Jahr. Er war aber über den Gesamtzustand des Strahlunger Weinbergs mit Dorfblick bei einer Begutachtungsrunde schon etwas schockiert. "Die Hoffnung stirbt zuletzt", sagten Müller und Hümpfner, denn ändern könne man jetzt nichts mehr und die Eisheiligen hätten nicht zu unrecht ihren Namen.
Alle oberirdischen und erntebereiten Spargeltriebe sind abgefroren
Christians Erdbeer- und Geflügelhof bei Eußenhausen hat ebenfalls mit den Auswirkungen der Eisheiligen zu kämpfen. Sowohl die Erdbeeren als auch der Grüne Spargel sind davon betroffen. Daniela Hoch, die mit ihrem Mann Christian den Hof leitet, berichtet: "Bei den Erdbeeren hat es im April schon zwei Wochen lang konstant reingefroren und es ist noch schwer das abzuschätzen. Aber wir gehen davon aus, dass die Hälfte weg ist." Bemühungen wie Frostschutzberegnung und Abdeckung mit Stroh hätten sie zwar unternommen, die Schäden seien dennoch groß.
Beim Grünen Spargel hat es alle oberirdischen Triebe auf der insgesamt acht Hektar großen Fläche erwischt. Alle Stangen, die gerade zur Ernte anstanden, sind abgefroren. Im Gegensatz zu den Erdbeerpflanzen konnten die Hochs jedoch beim Spargel keine Schutzmaßnahmen ergreifen: "Es wäre vielleicht mit Minitunneln gegangen, die wir aber nicht haben", erklärt Hoch. Der Spargel habe aber noch Potenzial in der Wurzel, er schiebe trotzdem noch neue Spargelstangen im Laufe der Saison nach. Durch den Frost habe man allerdings jetzt eine Woche Erntepause beim Spargel, bis der neue wieder so weit nachgewachsen sei.
Bei den Erdbeeren wurden erneut Schutzmaßnahmen unternommen
Der Saisonstart bei den Erdbeeren verschiebe sich durch die Frostschäden auf jeden Fall, sagt Hoch. Denn auf den erfrorenen Blüten wachse keine Erdbeere mehr und es müssten erst wieder neue Blüten gebildet werden. Beim Spargel gäbe es eine Verzögerung um eine Woche, bis die Spargelstangen lange genug seien, um geerntet zu werden.
Um vor erneutem Frost etwas mehr geschützt zu sein, wurden die Erdbeeren noch einmal mit zusätzlichem Stroh bedeckt. Denn die Blüten versuchen bei Sonnenschein ans Licht zu kommen und schieben sich durch das Stroh. Es könne zudem durchaus passieren, dass der Wind das Stroh wegblase, sagte Hoch.
Hoch: Frost gibt es jedes Jahr, nur das Ausmaß ist dieses Mal viel größer
Trotz der zu erwartenden finanziellen Einbußen schauen sie auf Christians Erdbeer- und Geflügelhof mit Zuversicht in die Zukunft: "Das Risiko von Bodenfrösten haben wir als Landwirte immer. Bodenfröste gibt es jedes Jahr, mal mehr und mal weniger." Bei den Erdbeeren sei es sogar gängig, dass ein Teil der Blüten abfriere. Das Ausmaß der Frostschäden in der Nacht von Montag auf Dienstag sei jedoch weit über dem Üblichen gewesen, bilanzierte Hoch. Wie groß die Auswirkungen durch den neuerlichen Frost letztlich waren, könne man aber erst am Ende der Erntesaison sagen.