Ein schmuckes Unterstellhäuschen für Radler und Wanderer steht seit einigen Tagen am Radweg bei Großeibstadt. Bei näherem Hinsehen bemerkt man, dass hier ein Stück Eisenbahngeschichte lebendig wird: Die Halle war nämlich mehr als 100 Jahre das "Größneuschter Bohhäusla", also das Wartehäuschen für Zugreisende.
Über der einstigen Schienenstrecke des Grabfeldbähnchens wurde Ende der 1990er Jahr der Radweg von Bad Königshofen nach Bad Neustadt gebaut. Initiatoren des neuen "Haltepunktes" am Großeibstädter Radweg sind die Pilger-, die Urlaubs- und die Theatergruppe von Großeibstadt. Sie haben mit finanzieller Unterstützung der Gemeinde und des Regionalbudgets der Grabfeld-Allianz in Eigenleistung den überdachten Rastplatz für Radler und Spaziergänger erstellt.
Eine alte Schiene ist aufgetaucht
Mit den beiden Zimmerleuten Wolfgang Ebner und Markus Schneiderwind sowie weiteren Fachkräften aus dem Schreiner- und Schlosserhandwerk entstand die neue Unterstellhalle in knapp 1000 freiwilligen Arbeitsstunden.
Innerhalb eines halben Jahres konnte das Bauwerk fertiggestellt werden. Als dann noch ein Stück Schiene gefunden wurde, war das durchaus geschichtsträchtige Unterstellhäuschen komplett.
Bürgermeister Gerd Jäger sprach denn auch von einem echten Schmuckstück bei der offiziellen Übergabe. Sein Dank galt der Urlaubergruppe, die die Idee dazu hatte, und Jürgen Heusinger mit Silvia Schmitt von der Allianz Fränkischer Grabfeldgau. Von dort kamen nämlich entsprechende finanzielle Zuwendungen. Mitgeholfen hatten außerdem Mitarbeiter des Großeibstädter Bauhofs, denen das Ortsoberhaupt ebenfalls dankte.
Gelder für das Projekt kamen aus dem Regionalbudget
Wenn ein Bauwerk fertiggestellt ist, kommen die Zimmerleute mit dem Richtspruch zu Wort. So war es auch in Großeibstadt. "Es waren wackre Handwerksleute, die stets auf ihre Kunst vertraut," sagte Wolfgang Ebner, der gemeinsam mit Markus Schneidawind am Richtbaum stand.
Jürgen Heusinger, Vorsitzender der Allianz Grabfeldgau, stellte die Finanzierung des Großeibstädter Projekts über das Regionalbudget vor. Finanziert wird dieses durch den Freistaat Bayern und die elf Grabfeldgemeinden, die der Allianz angehören und pro Einwohner im Jahr vier Euro entrichten. Dieses Geld wiederum fließt Projekten zu. In den vergangenen vier Jahren wurden in der Allianz 75 Projekte umgesetzt, wobei zehn davon in Großeibstadt gefördert wurden, fügte Allianzmanagerin Silvia Schmitt an.
Auf zwei Informationstafeln wird am neuen "Bohhäusla" an die Bahnstrecke erinnert, die eine 23 Kilometer lange Nebenbahn zwischen Bad Neustadt und Bad Königshofen war. Am 1. Oktober 1893, also vor genau 130 Jahren, eröffnete die Bayerische Staatsbahn die Lokalbahn. Ein geplanter weiterer Streckenausbau in das thüringische Römhild wurde allerdings nie umgesetzt. So blieb es bei der eingleisigen Strecke.
Über Jahrzehnte dampfte hier das "Grabfeldbähnle", zuletzt die 98-886, die heute als Museumszug von Mellrichstadt ins Freilandmuseum Fladungen fährt. Nach der letzten Fahrt der Dampflokomotive fuhr ab 1968 eine Diesellokomotive und ab 1972 dann ein Schienenbus.
1976 wurde der Personenverkehr eingestellt
Nachdem die Auslastung immer geringer wurde, stellte die Bahn im Jahr 1976 den Personenzugverkehr ein. Am 30. Dezember 1994 fuhr der letzte Güterzug von Bad Königshofen nach Bad Neustadt. Am 11. Mai 1994 genehmigte das Eisenbahnbundesamt die Stilllegung der Strecke, was den Abbau der Gleisanlagen im Jahr 1997 zur Folge hatte.
In den späteren Jahren wurde auf der ehemaligen Schienenstrecke ein Radweg gebaut. Nachdem sich der damalige Landrat Fritz Steigerwald dafür starkgemacht hatte, erinnert die Beschilderung "Dr.-Fritz-Steigerwald-Radweg" heute noch daran.