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Bad Königshofen
Eisenbahn: Mit 66 Jahren fing das Hobby von Wilhelm Ritter aus Bad Königshofen an
Mit 66 Jahren begann für Wilhelm Ritter ein neues Hobby, das ihm bis heute Spaß macht.
Foto: Regina Vossenkaul | Mit 66 Jahren begann für Wilhelm Ritter ein neues Hobby, das ihm bis heute Spaß macht.
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 22.10.2022 02:37 Uhr

Für die Eisenbahn hat sich Wilhelm Ritter schon immer interessiert, als Kind faszinierten ihn die Güter- und Personenzüge am Bahnhof in Münnerstadt, wo er aufwuchs. Als junger Mann wollte er selbst Eisenbahner werden. Als er zu seinem 66. Geburtstag das Starterset einer Garten-Eisenbahn von seinen Kindern geschenkt bekam, erfüllte ab sofort ein neues Hobby seinen Ruhestand und dem geht er bis heute mit Begeisterung nach.

Am Numerus Clausus, den es damals für eine Karriere bei der Deutschen Bahn noch gab, und den Ritter um 0,2 Punkte verfehlte, scheiterte sein sehnlichster Berufswusch. Stattdessen begann er eine Ausbildung bei der Firma Preh in Bad Neustadt. "Was ich dort handwerklich gelernt habe, begleitete mich durchs ganze Leben", berichtet der heute 75-Jährige.

Zwei Jahre lang an den Seilbahnen getüftelt

Nach der Ausbildung arbeitete er beim Grenzschutz, später beim Zoll und ging mit 60 Jahren in die Altersteilzeit. Auch im Ruhestand war er ständig eingespannt, arbeitete erst einmal alles auf, was vorher liegenbleiben musste, kümmerte sich um Haus, Kinder, Enkel und widmete sich dem Freundeskreis, mit dem er seinem Hobby Wandern und Reisen in die Berge nachging. "Na Willi, was baust du jetzt wieder?", fragten sie ihn öfters, denn er ist bekannt dafür, immer irgendwelche Projekte zu verwirklichen, zum Beispiel, einen Turm für eine geschenkte russische Schiffsglocke zu bauen.

Die Outdoor-Eisenbahnanlage von Wilhelm Ritter füllt den Garten vor dem Haus aus.
Foto: Regina Vossenkaul | Die Outdoor-Eisenbahnanlage von Wilhelm Ritter füllt den Garten vor dem Haus aus.

Für seine Kinder hatte er früher im Keller eine Fleischmann H0- Eisenbahn aufgebaut, bis der Nachwuchs aus dem Haus war. Mit 66 Jahren begann der Neuanfang, der ihn bis heute beschäftigt. Jedes Jahr kam etwas dazu, Häuser, die er aus Bausätzen zusammenbaute, Brücken und Tunnel, die er selbst konstruierte, Gleise, die zusammen mehr als 100 Meter lang sind. Die kleinen Bäume hat er selbst besorgt und zurückgeschnitten.

Bis ins Detail sind kleine Szenen aufgebaut, ein Bauernhof mit Kühen, eine Töpferei mit Krügen, ein Gasthof mit Kundschaft, ein Bahnhof mit wartenden Fahrgästen, ein kleiner Bach. Besonders stolz ist er auf seine fahrenden Seilbahnen, eine mit Gondeln und eine mit Zweisitzern. Daran hat er zwei Jahre lang getüftelt. Die erste Version war nicht witterungsbeständig, dann entdeckte er in Österreich eine passende und baute sie ein. Vier Züge kann er fahren lassen, von seiner "Kommandobrücke" auf der Terrasse aus, wo sich die Schaltzentrale befindet, kann er die Weichen stellen.

Wilhelm Ritter lässt von seiner Schaltzentrale auf der Terrasse aus die Züge fahren und stellt die Weichen.
Foto: Regina Vossenkaul | Wilhelm Ritter lässt von seiner Schaltzentrale auf der Terrasse aus die Züge fahren und stellt die Weichen.

Für die Urenkel ist die Anlage das absolute Highlight

"Ich baue jetzt nicht mehr auf, ich spiele nur noch und habe Spaß daran", erzählt Ritter. Eine große Anlage ist in neun Jahren entstanden, umgeben von original Gleisschotter aus Bischofsheim. Natürlich fallen ständig Pflegearbeiten an, dabei hilft ihm eine Speziallok für die Schienenreinigung. Manchmal reißen Vögel, die den Goldfischteich in der Mitte als Tränke entdeckt haben, die Seilbahn ab. Die Züge übernachten in den Tunneln, im Winter werden die empfindlichen Teile ins Haus geholt. "Es ist noch nie etwas gestohlen worden", freut sich Ritter. Die große Anlage, die den ganzen Vorgarten beherrscht, ist nicht gerade preiswert. Wie er berichtet, kostet eine einzige Kuh schon 12 Euro, der billigste Wagen rund 100 Euro, eine Lok bis zu 1200 Euro.

Besonders stolz ist Wilhelm Ritter auf seine beiden beweglichen Seilbahnen.
Foto: Regina Vossenkaul | Besonders stolz ist Wilhelm Ritter auf seine beiden beweglichen Seilbahnen.

Für die Urenkel ist die Anlage das absolute Highlight, wenn sie zu Besuch kommen. Auch wenn fremde Kinder die Anlage bestaunen, lässt Ritter die Züge schon mal fahren. "Die Kinder kennen ja keine Dampflok mehr, hier können sie eine mit Dampf sehen und auch hören", sagt Ritter. Einmal im Jahr lädt er Familie und Freunde ein zum "Eisenbahnerfest", mit Bewirtung, das macht allen Spaß. Für das Ferienprogramm hat er sich schon einmal eine "Eisenbahnprüfung" ausgedacht und Urkunden verteilt. Nächstes Jahr feiert die Anlage zehnjähriges Bestehen.

Selbst gebaute Brücken, Tunnel und kleine Bäumchen sind Teile der Eisenbahn-Anlage.
Foto: Regina Vossenkaul | Selbst gebaute Brücken, Tunnel und kleine Bäumchen sind Teile der Eisenbahn-Anlage.
Möglichst detailgetreu hat Wilhelm Ritter seine Eisenbahn-Anlage gestaltet.
Foto: Regina Vossenkaul | Möglichst detailgetreu hat Wilhelm Ritter seine Eisenbahn-Anlage gestaltet.
 
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