"Da lacht mein grünes Herz", freute sich Bad Neustadts Dritter Bürgermeister Karl Breitenbücher angesichts eines gefüllten Bildhäuser Hofs. Dabei ging es in dem Vortrag um das durchaus anspruchsvolle Thema Wasserstoff-Gewinnung. "Vor nicht wenigen Jahren hätte hier nur eine handvoll Leute gesessen". Und die Besucher wurden nicht enttäuscht. Durch zwei Referenten, die direkt mit der Materie betraut sind, gab es einen fundierten, aber doch auch verständlichen Vortragsabend, der durch den Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen organisiert worden war.
Zu Gast von den Stadtwerken Haßfurt war deren Geschäftsführer Norbert Zösch und Matthias May, der im Auftrag des Berliner Helmholtz Instituts an der solaren Wasserstoffgewinnung arbeitet – der eine forscht also an der Technik, der andere wendet sie bereits praktisch an.
Eine Vorreiterrolle in Bayern
Die Stadtwerke Haßfurt - die auf dem Gebiet von Wasserstoffnutzung eine Vorreiterrolle in Bayern und auch bundesweit spielen - beziehen inzwischen nahezu zu 100 Prozent ihren Strom aus regenerativen Energien. Haßfurt bedient sich dabei aus einem Mix von verschiedenen Anlagen mit Windkraft, Photovoltaik, Biogas, Fernwärme und einer Power-to-Gas-Anlage. Diese Anlage ist in der Lage, aus überschüssigem Strom Wasserstoff zu gewinnen. Mit dem Wasserstoff wird ein handelsübliches Blockheizkraftwerk betrieben. Nur noch geringe Mengen werden dem überregionalen Netz entnommen, der Strompreis sei für die Bürger unter dem üblichen Niveau.
Leidenschaftlich warb der Geschäftsführer der Stadtwerke für den verstärkten Einsatz von erneuerbaren Energien. Allein die Sonne könne mehr als das Tausendfache der auf der Erde benötigten Energie liefern. Auch die Windenergie liefere einen wichtigen Beitrag, während er Biomasse eher skeptisch als Energielieferant beurteilt, weil der Flächenverbrauch viel zu hoch sei.
Solare Gewinnung von Wasserstoff
Matthias May forscht auf dem Gebiet der solaren Gewinnung von Wasserstoff. Der Wasserstoff sei universell einsetzbar, aber noch teuer in der Herstellung. Die Gewinnung von Wasserstoff mit Hilfe von Sonnenenergie scheint die effektivste Technik zu sein. Beim Auto ist der Einsatz jetzt noch von großem Nachteil, weil keine Tankstellen vorhanden sind und die notwendige Infrastruktur teuer sei. Die Technik selbst sei problemlos. Derzeit sei die Anwendung eher bei größeren Fahrzeugen wie Lkw, Schiffen und Bahn angeraten. Auf dem Gebiet sei noch viel Entwicklung und Forschung notwendig, weil viel zu spät begonnen worden sei, sich der Technik zuzuwenden.
Beide waren sich einig, dass der Klimawandel ohnehin viel zu spät in den Fokus gestellt worden sei – sofern man davon überhaupt sprechen könne, denn die Investitionen in erneuerbare Energien seien in Deutschland sogar rückläufig. Das Klimapaket sei ebenfalls nur ein schwacher Ansatz ohne Durchschlagskraft. Beide haben Bedenken, dass die Klimaziele überhaupt noch mit technischen Lösungen erreicht werden können.
Beide waren daher auch einhellig der Meinung, dass die Politik dahin getrieben werden müsse, ihre bisherigen Energie- und Subventionskonzepte fallen zu lassen. Aber auch der Verbraucher müsse seinen Anteil leisten, dass regenerative Energien sich weiter verbreiten.