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Stetten
Eine umfangreiche historische Sammlung: Alles begann mit einer Ansichtskarte von Stetten
Dieter Nennstiel in seinem voll gepackten Arbeitszimmer.
Foto: Heiko Rebhan | Dieter Nennstiel in seinem voll gepackten Arbeitszimmer.
Heiko Rebhan
 |  aktualisiert: 18.01.2025 02:37 Uhr

Dieter Nennstiel führt seit 40 Jahren eine historische Sammlung voller Fotos, Dokumente und Zeitungsartikeln, verpackt in rund 150 Ordnern. Damit gibt der Stettener, der früher als Einzelhandelskaufmann tätig war, Einblicke in eine beispiellose Zeitgeschichte der Ortschaften der oberen Rhön, vorzugsweise der Gemeinden Stetten, Ostheim und Urspringen. Sein Ziel: jeden Straßenzug und jedes Wohnhaus zu dokumentieren.

Dadurch gelingt es dem 68-Jährigen, zeitliche Veränderungen für die Nachwelt festzuhalten. So sind viele Wohnhäuser auf Fotos zu sehen, die heute gar nicht mehr existieren. Ein Bild in seiner Sammlung zeigt zum Beispiel das Haus am Stettener Gänsteich, wo man früher die Milchkannen zum Kühlen in den angrenzenden Graben stellte.

Ein hoher Arbeitsaufwand

Gestartet hat er seine umfangreiche historische Sammlung mit einer Ansichtskarte von Stetten. Die Ordner über seinen Heimatort hat er mittlerweile auf vier CDs gebrannt. Von seinem Heimatort sowie von Ostheim besitzt er jeweils 20 bis 22 Ordner voller Material. Nennstiel versucht, das Leben der Stettener Familien für die Nachwelt zu erhalten. Darum gehe es schließlich einem Sammler, betont er. Deshalb versucht er alles in die Finger zu bekommen, was für die Gemeinden wichtig sein könnte. Schwierigkeiten bereite ihm dabei aber mittlerweile, die Namen der Familienmitglieder auf den Fotos herauszubekommen, weil die Älteren wegsterben.

So sah es früher in Nennstiels Heimatort Stetten aus.
Foto: Heiko Rebhan | So sah es früher in Nennstiels Heimatort Stetten aus.

Dazu komme noch die Tatsache, dass die Hausnummern sich immer wieder verändert haben. "Es macht viel Arbeit, bis alle Fotos und Artikel einsortiert sind. Da verbringe ich viele Stunden damit", sagt Nennstiel über den Arbeitsaufwand. Doch von seiner Sammlung profitieren unter anderem das Fladunger Rhönmuseum und auch Vereine kommen immer wieder auf ihn zu. "Die kriegen von mir alles", so der Stettener.

Lithografien, Zunftsiegel und Kommunionsscheine

Zu seinen Highlights gehören Bilder von den Baracken des Reichsarbeitsdienstes in der Hochrhön. Die ältesten Fotos zeigen etwa die Ostheimer Marktstraße Anfang des 20. Jahrhunderts. Perlen der Heimatgeschichte. Dazu kommen Bilder vom Stettener Gasthaus "Zum fröhlichen Mann", das heute Gasthaus "Zur Linde" heißt. Auch zahlreiche Rhöner Ansichtskarten hat Dieter Nennstiel gesammelt. Diese bekomme man vor allem auf Börsen.

Ein Konfirmationsschein aus dem Jahr 1911.
Foto: Heiko Rebhan | Ein Konfirmationsschein aus dem Jahr 1911.

Weitere besondere Sammlungsstücke sind die Lithografien von Stetten um das Jahr 1900. Diese Motive wurden zunächst gemalt und dann gedruckt, die Ostheimer Zunftsiegel, etwa die der Seiler- oder der Schuhmacherinnung und nicht zu vergessen, die wunderschönen Konfirmations- und Kommunionsscheine. Zu Nennstiels ältesten Exponaten zählt ein Konfirmationsschein aus dem Jahr 1841. Zum Teil wurden diese malerischen Scheine in Tschechien oder Rumänien gedruckt und fangen die Zeitgeschichte ein. So ist ein Konfirmationsschein aus dem Jahr 1937 mit einem Kriegsmotiv bedruckt.

Ein Faible für Älteres und Antikes

Viele wissen heute auch gar nicht mehr, dass früher eine Seilbahn vom Roth-Berg bis nach Nordheim herunterführte, um die Steine vom Basaltbruch oberhalb von Roth nach Nordheim zu befördern. Auf Nennstiels Bildern ist dieser Abbau von Basaltsteinen eindrucksvoll zu sehen. In Nordheim wurden die Basaltsteine dann gebrochen. 1897 erfolgte dort das Richtfest des Schotterwerks. 1975 kam dann das Ende mit der Sprengung des Werkes durch die Bundeswehr. Damals waren jede Menge Menschen am Basaltbruch in Roth beschäftigt, auch davon zeugen die Bilder.

Die Arbeit am Computer ist bei all dem ein zeitintensives Hobby. So scannt er Dokumente ein und druckt diese aus. "Es macht Spaß, wenn man sieht, wie sich alles verändert und wie man das alles für die Nachwelt erhalten kann", so Dieter Nennstiel, der fast jedes Wochenende auf einem Trödelmarkt unterwegs ist. Er hat ein Faible für alles Ältere und für alles Antike. Bei alldem sei es aber wichtig, Ordnung zu halten, sonst blicke man nicht mehr durch.

Dieter Nennstiel zeigt einen Fahrplan aus den Jahren 1969 und 1970, wie er im Mellrichstädter Bahnhof hing.
Foto: Heiko Rebhan | Dieter Nennstiel zeigt einen Fahrplan aus den Jahren 1969 und 1970, wie er im Mellrichstädter Bahnhof hing.
 
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