Es war ein Sattlergeschäft, das Melchior Pecht im Jahre 1872 in Bad Neustadt gründete. Im Laufe der vergangenen knapp eineinhalb Jahrhunderte hat sich die Firma von diesem Traditionshandwerk zu einer Einkaufswelt gewandelt. Von einem Jubiläum jedoch war das ganze Jahr über bei Pecht kaum etwas zu hören. Jetzt, am Ende des Jahres, feiert die Einkaufswelt mit der Kundschaft das 140-jährige Bestehen des Hauses.
„Es ist ja eher ein kleines Jubiläum“, sagt Geschäftsführer Horst Dömling. In zehn Jahren, zum 150-jährigen Bestehen, da wird groß gefeiert. Zum Weihnachtsgeschäft lockt die Pecht Einkaufswelt mit ihren rund 130 Mitarbeitern aber dennoch die Kunden zum Shoppen in das Traditionskaufhaus, das vor 140 Jahren gegründet wurde.
Er war ein Meister seines Faches im Sattler-, Polster- und Tapeziergeschäft, jener Melchior Pecht, der 1872 die Gunst der Stunde ergriff und sich selbstständig machte. Am Marktplatz war das erste Geschäft der Firma zu finden, doch schon wenige Jahre später wurde das Domizil in der Hohnstraße 3 bezogen, das mehr als 100 Jahre die Basis des Unternehmens darstellte. Über 50 Jahre stand Melchior Pecht seinem Kaufhaus vor, erst 1924 nach seinem Tod ging die Leitung an seinen Sohn Johannes über, der bald auch von seinem Bruder Anton unterstützt wurde. Richard Pecht, der Sohn von Johannes, war bereits Eigentümer in dritter Generation. Er führte die beiden Häuser am Marktplatz und in der Hohnstraße zusammen, die sein Vater und sein Onkel zuvor geteilt hatten (Anton Pecht eröffnete seinerseits ein Geschäft in Bad Kissingen).
Vielleicht die schwierigste Zeit hatten Richard Pecht und seine Frau Anne zu meistern, mussten sie doch die Kriegswirren überwinden, in denen an eine Weiterentwicklung des Kaufhauses nicht zu denken war. Bald nach Kriegsende investierte die Familie wieder in ihr Geschäft. Umbauten fanden 1950, 1954 und 1959 statt. Sie brachten Pecht wieder in die Erfolgsspur. Ein wichtiges Datum war das Jahr 1962, als Pecht der Einkaufsgemeinschaft Kaufring beitrat und ihr viele Jahrzehnte treu blieb. Mit diesem Schritt wurde erstmals das Haus zu einem Kaufhaus mit Vollsortiment erweitert. Hierfür, und das erwies sich bald, waren jedoch die räumlichen Möglichkeiten in der Innenstadt zu eng. Richard Pechts Sohn Franz, der 1964 in das Unternehmen eintrat, zollte der notwendigen Erweiterung mit einem größeren Geschäft am Marktplatz Tribut. Aus dem Stammhaus in der Hohnstraße wurde ein „Haus für Mutter und Kind“. Jedoch war auch das Konzept mit den zwei Standorten in der Altstadt von Bad Neustadt für die Fülle der angebotenen Waren noch zu knapp bemessen.
Franz Pecht, Sohn von Richard Pecht, nahm im Jahre 1977 all seinen Mut zusammen, er ging raus aus der Innenstadt. Ganz anders, viel größer als gewohnt und bis heute in seinen Dimensionen in Bad Neustadt alleinstehend, erwuchs die Pecht Einkaufswelt an ihrem heutigen Standort zwischen Altstadt und Bahnhof zu einer bis dahin für die Kreisstadt nicht bekannten Größe. Drei Häuser sind es heute, mehr als 6000 Quadratmeter Verkaufsfläche für ein umfangreiches Warenangebot. Nicht zu vergessen, die 500 kostenfreien Parkplätze, die Pecht Kunden rund um die Gebäude bietet.
Den werbewirksamen Anschluss an die Meininger Straße schaffte schließlich die Pecht Passage, die 1996 fertiggestellt wurde. Heute bietet die Pecht Einkaufswelt alles unter drei Dächern: ModeWelt im Haupthaus, Sport- und ReiseWelt, SchlemmerWelt in der Pecht Passage, Haushaltswaren in der LivingWelt und alles für die Kleinen in der KinderWelt.
Beim Blättern in der Geschichte des Unternehmens, die Horst Dömling – seit 2000 Geschäftsführer der Pecht GmbH – hütet wie einen Schatz, fällt sein Blick auf eine Anzeige aus dem Jahre 1877. Darin werden Kinderwagen angeboten, in großer Auswahl und zu billigen Preisen, fein unterteilt in Zieh- und Schiebwagen. Bis heute bietet die Pecht Kinderwagen an. Somit bleibt sich das einstige Kaufhaus Pecht und die heutige Einkaufswelt auch im Jahre 140 ihres Bestehens einerseits treu, erfindet sich andererseits bis heute aber genauso regelmäßig wieder neu.