Schade, dass ein Zeitungsartikel mit Worten auskommen muss. Denn um auszudrücken, was die Wintergaudi in der urgemütlichen Hütt'n des TSV-Heims bot, gäbe es ein einziges faschingsgerechtes Mittel: eine Rakete auf den ganzen Abend zünden.
Drehen wir mal den närrischen Spieß um und loben eine der Letztgenannten als Erste: Petra Stäblein, die eine in jedem Detail stimmige Dekoration schuf mit kleinen, gestrickten Skiläufern an jedem Platz. Schwungvoll hopsten fröhliche Eskimos in dieses tollen Ambiente und sie brachten sogar Eisbären mit. Auch wenn die Herren aus dem hohen Norden kamen, trugen sie bekannte Namen: Bernd Hemmert, Roland Illig und Markus Dankowski richteten sich in ihrem Iglu ein und führten mit locker-flockigen Sprüchen und vielen Witzen durch ein Programm, das Direktor Michael Reubelt mit Narrengespür zusammenstellte und damit einen amüsanten Ausflug in den Winterwald eröffnete.
Das Sandmännchen saß auf der Anklagebank
Er ließ sich sogar nieder, um ein Märchen zu erzählen, in dem es durchaus passieren konnte, dass das Herrchen seinem Hund befahl: „Ge(h) ro da“ und ein anderes kluges Tier wusste, dass sein Halter immer frisches Heu streu(t). Ein köstliches Vergnügen wurde die Verhandlung vor dem Höschter Amtsgericht, zu der Bernd Hemmert den närrischen Nachwuchs angestiftet hatte. Auf der Anklagebank saß das Sandmännchen (Tim Hemmert), das sich von Richter Linus Balling den Vorwurf anhören musste, es verursache in den Firmen Preh, Jopp und Siemens die frühzeitige Arbeitseinstellung. Auch die Beschimpfung „rote Socke“ musste es erdulden, sodass sein Verteidiger Jona Schreiber in Erklärungsnöte kam, während der Staatsanwalt (Bastian Heitel) vor allem damit beschäftigt war, dem Publikum nach TV-Manier klarzumachen: „Ich bin ihr Staatsanwalt“.
Mit der Garde Poppenlauer rockten 16 Frauen aus dem Landkreis Bad Kissingen die Bühne. Kurz darauf begaben sich die Eisköniginnen der Heustreuer Purzelgarde ins Partyfieber und entzückten den Saal. Als Newcomerin im Höschter Fasching lieferte sich Babsi Schreiber mit Bernd Hemmert einen heftigen Ehestreit, bei dem der Herr des Hauses sogar ein blaues Auge davontrug. Dummerweise befanden sich die Bohnen, die seine Angetraute nach ihm geworfen hatte, noch in der Dose.
Beinmuskeln bringen Entspannung für die Lachmuskeln
Wer zwee.kümmerlich.de anklickt, erfährt von der großen Sorge, die der Lindenbaum am Spielplatz den Kümmerern Michel und Paul bereitet. Viele kluge Eingebungen verkündeten Michael Schneider und Paul Greb ganz trocken dem mittelständischen Busunternehmer, der wohl pleite geht. Wenn Hochwürden den Ort verlässt, eröffneten sie für die Pilgerströme neue Horizonte. Auf der Suche nach solchen zogen zwei komische Vögel eine tolle Show ab. Sie lagen auf dem Bauch und schlugen mit den Flügeln, aber wenn sie in die Kurve gingen, konnten sich die Zuschauer vor Lachen nicht mehr halten. Und zum Schluss wurden die Befürchtungen der Hypochonder-Flugente doch noch wahr: Ein Windrad brachte die exzellenten Jecken Roman Zehe und Johannes Eckert zum Absturz.
Herrlich treudoof präsentierte sich Harald (Stäblein) auf der Hasenjagd und trieb Michel (Schneider) beinahe in den Wahnsinn. Kein Wunder, wenn er bei Büchse an Rot- und Leberwurst denkt und nicht auf den Hasen, sondern ins Gras zielt, weil er Vegetarier ist. Damit sich die Lachmuskeln ein bisschen erholen konnten, gaben die Beinmuskeln der Garde-Mädchen ihr Bestes und mit spielerischer Leichtigkeit präsentierte die Garde Rot-Weiß einen sportlichen Tanz. Ideenreichtum bewiesen die Ameisen der tollen Showtanzgruppe, die sogar Verhandlungen mit der Ameisengewerkschaft aufnahm.
Ganz ungeniert setzte sich Gerda aufs Knie von Bürgermeister Ansgar Zimmer, als sie frisch importiert aus Bundorf mit ihrem Tölpel-Karl-Heinz viel Klamauk aus ihrer Handtasche zauberte und die Stimmung zum Überkochen brachte. Das hätten sich Kate Winslet und Leonardo di Caprio mal anschauen sollen, welch fantastische Wirkung ihre Titanic-Bug-Szene in staksiger Manier erzielt.
Auch wenn sie Fußballer und Musiker sind, haben die Eskimos und Eisbären ein begeisterndes Männerballett aufs Parkett gelegt und damit einen schönen Faschingsabend abgerundet, an dem die fidele Truppe um Ben Wüst immer den richtigen Ton angab.