zurück
MELLRICHSTADT
Eine Grenzkaserne im Kalten Krieg
Dokumentationszentrum: Das Herzstück der Ausstellung im neuen Dokumentationszentrum „Eine Grenzkaserne im Kalten Krieg“ ist ein Modell der Hainbergkaserne im Maßstab 1 zu 100. Gerhard Höhn, Vereinsvorsitzender der „Kameradschaft und Freundeskreis der Garnison Mellrichstadt“, zeigt es voller Stolz.
Foto: Astrid Hagen-Wehrhahn | Dokumentationszentrum: Das Herzstück der Ausstellung im neuen Dokumentationszentrum „Eine Grenzkaserne im Kalten Krieg“ ist ein Modell der Hainbergkaserne im Maßstab 1 zu 100.
Von unserer Mitarbeiterin Astrid Hagen-Wehrhahn
 |  aktualisiert: 09.09.2012 12:01 Uhr

Zum 50. Mal jährt sich der Einzug der Bundeswehr in die Mellrichstädter Kaserne, die 1966 den Namen „Hainberg-Kaserne“ erhielt. Dort lebten rund 1200 Soldaten und Offiziere, die das Stadtbild und Stadtgeschehen lange Zeit mitprägten.

Als 2006 die Schließung der Hainberg-Kaserne und die Auflösung des Panzergrenadier-Bataillons 352 beschlossen wurde, war die Enttäuschung in der Bevölkerung groß. Die Soldaten wurden abgezogen, das Kasernengelände lag brach.

Dann hatte der Verein „Kameradschaft und Freundeskreis der Garnison Mellrichstadt“ (KFG), der heute rund 250 Mitglieder mit über 80 aktiven Soldaten zählt, unter seinem Vorsitzenden und Oberstleutnant a. D. Gerhard Höhn die Idee, ein Dokumentationszentrum im ehemaligen Stabsgebäude der Hainbergkaserne, die inzwischen an die Bayerische Landessiedlung verkauft worden war, einzurichten. Das Zentrum sollte die Geschichte dieses Bundeswehrstandortes in der Zeit des Kalten Krieges authentisch darstellen, den Charakter dieses Ortes als zeithistorische Gedenkstätte eines geteilten Deutschlands aufzeigen und als Erinnerungsstätte für Soldaten und ehemalige Wehrdienstleistende dienen.

Diese Projektidee konnte die KFG nun in die Tat umsetzen: Am Samstag, 15. September, findet die Eröffnung des Dokumentationszentrums „Eine Grenzkaserne im Kalten Krieg“ statt.

Gerhard Höhn, der fast ein Jahrzehnt stellvertretender Kommandeur in Mellrichstadt war, ist die Seele des Projekts. Mit großer Begeisterung kümmert er sich zusammen mit seinen Kameraden der KFG als Träger und Betreiber des Doku-Zentrums, um die Einrichtung der Räumlichkeiten und hat dort inzwischen unzählige Ehrenamtsstunden verbracht. Was dort zusammengetragen wurde, kann sich sehen lassen.

Höhns Grundgedanke war ein Gebäude im Originalzustand zu präsentieren. Dazu gehörte, zunächst alle möglichen Ausrüstungsgegenstände der Bundeswehr und der Nationalen Volksarmee (NVA) zu sichern und zu archivieren. Denn im Zentrum sollte nicht nur das Kasernenleben und die Geschichte des Bataillons gezeigt werden, auch der Ost-West-Konflikt unmittelbar an der Grenze soll dokumentiert werden. „Wissenschaftlich und didaktisch aufgearbeitet, soll die Ausstellung als historische Informationsstätte dienen, die die realen Gefahren des Kalten Krieges veranschaulicht “, heißt es im Planungskonzept. Im Mittelpunkt der rund 5000 Exponate steht ein Modell der Kaserne im Maßstab 1 zu 100. „Auf dieses Modell sind wir besonders stolz“, sagt Höhn beim Rundgang durch das Stabsgebäude. Zu sehen sind bis ins kleinste Detail ausgestattete Mannschaftsstuben mit Spind, Etagenbetten und Soldatenpuppen, die gerade beim Waffenreinigen und Zubereiten eine Mahlzeit sind. Auch ein Kommandeurszimmer, eine Ost/Westbibliothek mit Filmmaterial, Original-Akten und Vorschriften der Bundeswehr und der NVA werden gezeigt, sowie mehrere Traditionsräume, in denen unter anderem die Chronik der Mellrichstädter Panzergrenadiere und ihrer Patengemeinden dokumentiert sind.

In einem weiteren Raum ist der innerdeutsche Zonengrenzbereich mit Sperranlage darstellt. Ferner gehören ein Museumsladen und ein Bräustübchen zum Dokumentationszentrum. Zu den Besonderheiten zählen die unter dem Stabsgebäude liegenden Luftschutz- und Atombunkeranlagen der Kategorien I und III, die aufgrund der meterdicken Betonwände, der Stahltüren, der ABC-Schleuse und der dort herrschenden Enge sehr beklemmend wirken. Wie Gerhard Höhn erklärte, hätten dort im Ernstfall 50 Personen Platz gefunden. Dort wird jetzt gezeigt, wo die Front verlaufen wäre und wo genau die Mellrichstädter Panzerbataillon 352 hätte kämpfen müssen, wenn der Kalte Krieg heiß geworden wäre.

Das neue Dokumentationszentrum wird im Übrigen von der Stadt gefördert , die die Miet- und Nebenkosten bestreitet. Durch zahlreiche weitere Sponsoren sind inzwischen schon 40 000 Euro zusammen gekommen. Die Finanzierung des Projekts, das ohne Abzug des KFG-Eigenleistungsanteils insgesamt 59 000 Euro kostet, ist nach den Worten der Organisatoren nahezu in trockenen Tüchern.

Die Eröffnung des Dokumentationszentrums „Eine Grenzgarnison im Kalten Krieg“ in der Hainberg-Kaserne findet mit einem „Tag der offenen Tür“ am Samstag, 15. September, statt . Das Programm wird um 10 Uhr mit einer ökumenischen Feldandacht und Segnung der neuen Einrichtung eröffnet. Es folgen die Grußworte der Ehrengäste. Danach ist Festbetrieb mit Musik und Bewirtung auf dem Gelände vor dem Stabsgebäude. Ab 13 Uhr werden Führungen durch das Zentrum sowie eine Kurzfilm-Vorführung angeboten. Ab 18 Uhr beginnt der gemütliche Teil mit einem Kameradschaftsabend am Lagerfeuer. Es musizieren die Los Krawallos und Karl Naumann an der Gitarre.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bataillone
Bundeswehr
Gedenkstätten
Offiziere
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top