"Vielfalt und Emotionen haben ein Zuhause." Mit diesem Slogan wirbt die Stadthalle Bad Neustadt seit der Fertigstellung des Neubaus vor etwas mehr als drei Jahren. Eigentlich soll sie als Kultur-, Veranstaltungs- und Tagungszentrum dienen. Anstelle von Kabarettisten, Bands oder Sängern konnten dort seit dem Ausbruch des Coronavirus im März jedoch nur Politiker in Stadtrat- oder Kreistagssitzungen "auftreten".
"Die Situation in der Kulturbranche ist besorgniserregend, dort herrscht ein harter Existenzkampf", erklärt Bad Neustadts Stadthallenmanager Michael Schönmeier und nach täglichen Telefonaten mit Verantwortlichen und Künstlern zuletzt.
Stadthalle will ein Zeichen setzen
Gemeinsam mit Kurdirektor Michael Feiler will Schönmeier "nun ein Zeichen setzen, damit die Kultur nicht ganz ausstirbt und man auch seinem Kulturauftrag nachkommt". Ab September bietet die Stadthalle ein angepasstes Kulturprogramm an. Und zwar sollen die bereits seit längerem geplanten Termine in der "Hörbar" - eine Veranstaltungsreihe, in der Besucher die Künstler eigentlich hautnah in einem kleineren Kreis erleben können - stattfinden.
Den Charme der "Hörbar" möchten die Verantwortlichen beibehalten, auch wenn die Konzerte aufgrund der Corona-Pandemie mit all ihren Auswirkungen in den großen Saal der Stadthalle "umziehen" müssen. Die Bühne wird nicht bespielt, stattdessen befinden sich die Künstler auf dem Parkett und treten so vor Publikum auf.
Ein "Angebot für die Seele"
"Das ist ganz wichtig, dass wieder etwas stattfindet. Ich werde oft angesprochen, wann denn auch wieder Veranstaltungen in der Stadthalle möglich sind", so Michael Feiler, der die Konzerte als "Angebot für die Seele" bezeichnet. Mit dem Parkplatzsommer, dem Open-Air-Kino ("Das wurde richtig gut angenommen", Feiler) und aktuell der "Feierabend"-Reihe im Bildhäuser Hofkonnten zuletzt immerhin Kulturveranstaltungen unter freiem Himmel über die Bühne gehen.
Damit an Events in der Stadthalle überhaupt zu denken ist, hat Michael Schönmeier ein Hygiene- und Schutzkonzept entwickelt. "Wir möchten den Menschen damit die Scheu, in eine Halle zu gehen, nehmen", erklärt der Stadthallenmanager im Hinblick auf die aktuell vorherrschende Unsicherheit in der Bevölkerung. Die zeigt sich auch am zurückhaltenden Verkauf von Tickets, sowohl für Freiluft-, als auch gerade für Hallenveranstaltungen.
Hygienekonzept: Welche Regeln gelten?
Das zweiseitige Konzept sieht vor, dass maximal 200 Zuschauer in die Stadthalle kommen dürfen, wenn es sich um fest zugewiesene Plätze handelt. Bis zu 100 sind es bei freier Platzwahl. Der Ein- und Auslass erfolgt in einem Einbahnstraßensystem, die Garderobe kann nicht benutzt werden, "um einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung zu garantieren", heißt es im Konzept. Es gilt der behördlich festgelegte Mindestabstand von 1,50 Metern, der auch in Bezug auf die Sitzplätze gewährleistet wird. Eine Ausnahme gilt bei Menschen aus einem Hausstand oder einer Gruppe von maximal zehn Personen, die nach Wunsch zusammen sitzen dürfen.
Bereits beim Kauf der Eintrittskarten, der ausschließlich bei Vorverkaufsstellen und online bis kurz vor Veranstaltungsstart möglich ist, soll die Gruppengröße angegeben werden, um so auch die Stühle bereits vorab dementsprechend aufzustellen. Da Tickets vom Käufer lediglich personalisiert, das heißt mit Angabe der Kontaktdaten erworben werden können, ist eine Nachvollziehbarkeit im Falle eines positiven Coronafalls gegeben.
Frischluft im großen Saal
Wichtig ist den Verantwortlichen zu betonen, dass die Stadthalle im Gegensatz zum in die Jahre gekommenen Vorgängergebäude über eine moderne Lüftungsanlage verfügt. Die soll dafür sorgen, dass dem Veranstaltungsraum 100 Prozent Frischluft zugeführt wird. Eine Zirkulation der verbrauchten und eventuell verseuchten Luft soll somit nicht gegeben sein.
Der Startschuss für die "Hörbar"-Konzerte im etwas anderen Format fällt am 10. September, wenn das Jets Duo Gerry James und Tuncay Tercanli auftritt. Allgemein bei Veranstaltungen, die regulär im Herbst vor größerem Publikum ausgelegt sind, läuft es laut Michael Feiler und Michael Schönmeier wegen finanzieller Gründe für die Veranstalter eher auf eine Verlegung hinaus.