Es wird die wohl umfangreichste Chronik, die Kreisheimatpfleger Reinhold Albert bisher geschrieben hat. Dies wird nicht nur möglich, weil seit 2008 ein Team um Daniela Wagner Bilder und Unterlagen über Oberweißenbrunn und seine Geschichte sammelt, sondern auch, weil in der Vergangenheit Lehrer, Bürgermeister, Pfarrer und interessierte Personen Ereignisse dokumentieren und so Geschichte festhielten.
"Das wirklich Besondere und Wertvolle ist, dass die Geschichte Oberweißenbrunns lückenlos von der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg bis heute nachverfolgt werden kann", schwärmt Albert. Um 1631 verfasste Bürgermeister Hans Koch eine Art Chronik. Aus späterer Zeit stamme die sogenannte "Schöppner-Chronik" und auch der ehemalige Kirchenpfleger Arthur Kirchner hinterließ viele Aufzeichnungen. Dank dieser historischen Dokumente sei es nicht nur möglich, geschichtliche Ereignisse zu erfahren, sondern vor allem Veränderung zu Sitten, Gebräuchen und Lebensweise.
Dank Stadtarchivar Anton Enders und dessen Fachwissen wurden ebenfalls schon viele Informationen zusammengetragen, vor allem zu den Familienverhältnissen, Häusernamen und Häusern. "Das Besondere werden aber auch Rezepte alter Oberweißenbrunner Speisen und viele Berichte von Einheimischen sein." Denn Reinhold Albert schreibt die Chronik nicht alleine, eine Vielzahl an Bürgerinnen und Bürgern bringe sich mit Geschichten, Beiträgen und Erinnerungen ein. "Es wird mit Sicherheit ein außergewöhnliches Buch", so Albert.
1816/17 waren Hungerjahre
Einen Blick ins Inhaltsverzeichnis gestattete er vorab. Nach den üblichen Grußworten soll es mit der Entstehung Oberweißenbrunns und der Bedeutung des Ortsnamens los gehen. Die Zeit um 1600 wird beleuchtet, unter anderem existiert die Oberweißenbrunner Dorfordnung von 1588.
Interessant und wechselvoll ist die Geschichte des Dorfes im und nach dem Dreißigjährigen Krieg, immerhin lag das Dorf an der alten Heerstraße und die Schwedenschanze liegt in unmittelbarer Nähe. Einblicke in das 18. und 19. Jahrhundert bietet die alte Feld- und Flurordnung. Die Jahre 1816/17 waren Hungerjahre. Im 19. Jahrhundert wurde die Straße von Bischofsheim aus über Oberweißenbrunn nach Gersfeld gebaut, das 1867 zu Preußen kam.
Der Auswanderung nach Amerika im 19. und 20. Jahrhundert ist ein einiges Kapitel gewidmet. Das 20. Jahrhundert beginnt mit der Jungviehweide am Himmeldunkberg und endet mit der Eingemeindung nach Bischofsheim. Im 21. Jahrhundert prägte der Bau der Ortsumgehung und das Dorferneuerungsverfahren das Ortsbild maßgeblich.
Projekt aus dem Jahr 2008 schlief wieder ein
Pfarrei-, Kirchen-, Schul- und Kindergartengeschichte, Volkskundliches, Brauchtum einst und jetzt, Oberweißenbrunner Sagen, Flora und Fauna, Oberweißenbrunner Häuser und Hausnamen, Flurdenkmäler und Flurnamen und Oberweißenbrunner Persönlichkeiten bilden den weiteren Teil des Buches, das mit Erzählungen und Zeitzeugenberichten abschließt.
Der Rhönklub-Zweigverein Oberweißenbrunn feiert 2025 sein 75-jähriges Bestehen. Dieses Jubiläum sollte zum Anlass genommen werden, eine Dorfchronik herauszugeben. Zwar wurde schon 2008 ein solches Projekt in Angriff genommen, schlief letztlich aber ein, da niemand die Hauptverantwortung übernahm. 2021 kam Reinhold Albert ins Spiel, der sofort seine Zusage zu dieser interessanten und außergewöhnlichen Chronik gab. "Die Aufgabe hat mich gereizt. Es war mir bekannt, dass schon viel Material da ist." Doch bis 2025 wollte er nicht warten. "Wir haben ein konkretes Ziel und setzen das auch zeitnah um."
Veröffentlichung noch in diesem Jahr
Daniela Wagner und ihre Mitstreiter vom Rhönklub haben ein umfangreiches digitales Fotoarchiv angelegt, das auch nach Erstellung der Chronik erhalten bleiben soll. "Es ist Bestandteil der Kulturarbeit des Rhönklubs", so Wagner. Die Bilder- und Materialsammlung sei zwar so gut wie abgeschlossen, doch wer noch Material zur Verfügung stellen kann, könne sich bei Wagner melden. Finanziert wird die Chronik über das Amt für ländliche Entwicklung und die Stadt Bischofsheim.
Die Oberweißenbrunner Chronik soll noch in diesem Jahr herauskommen, rechtzeitig um als Weihnachtsgeschenk auf dem Gabentisch zu liegen. Eine öffentliche Buchpräsentation sei geplant. Das Buch kann nicht vorbestellt werden. Die Verkaufsstellen werden nach Erscheinen bekannt gegeben.