
Die Krise im Fremdenverkehr ist weitgehend überwunden, die Übernachtungszahlen sind nahezu auf einem Vor-Corona-Niveau. Allerdings hat die Pandemie ein Loch unter dem Personal in der Gastronomie hinterlassen. Das Rhön-Park-Hotel ist daher dazu übergegangen, stärker ausländische Mitarbeiter zu beschäftigen, nicht nur für einfache Hilfsjobs sondern in einer vollwertigen Ausbildung als Hotelfachfrau und Hotelfachmann.
So stammen von den derzeit sieben Auszubildenden fünf aus dem Ausland. Und so manch bewegendes Schicksal verbirgt sich hinter der Geschichte der drei jungen Damen aus Vietnam, einer Ukrainerin und vor allem eines jungen Mannes aus Afghanistan.
Mohammed steht schon kurz vor dem Abschluss seiner dreijährigen Ausbildung. Als der 18-Jährige von seinem Lebensweg erzählt, lächelt er freundlich, dabei ist das, was er berichtet, erschütternd. Im perfekten Deutsch schildert er seinen Lebensweg. Danach ist er mit elf Jahren mit seiner Familie aus Afghanistan geflohen. Unterwegs wurde er von seinen Eltern getrennt und landete nach einer abenteuerlichen Flucht mit Hilfe einer Familie, die sich seiner annahm, in Deutschland. Nachdem er sechs Jahre nichts mehr von seiner Familie gehört hat und nichts über deren Verbleib wusste, hat er vor einigen Monaten über das Internet Eltern und Geschwister im Iran aufgespürt und Kontakt aufgenommen. Sein Blick trübt sich, als er weiter erzählt. "Ich würde lieber heute als morgen zu ihnen, aber ich weiß nicht, was mich bei der Einreise erwartet", und verweist auf die derzeitige katastrophale Situation in dem islamischen Staat.
Durch die Vermittlung der Familie, die ihn auf der Flucht angenommen hatte und die zuletzt in benachbarten Nordheim gelandet war, kam er schließlich zum Rhön-Park-Hotel. "Er ist ein toller junger Mann", schwärmt Direktor Ben Baars, "äußerst motiviert, fleißig und stets gut drauf – und das trotz seiner bisherigen Lebensgeschichte". Es laufe mit ausländischen Mitarbeitern aber nicht immer so reibungslos wie mit Mohammed und darüber hinaus sei ein enormer bürokratischer Aufwand zu leisten.
Zuletzt haben die drei Vietnamesinnen ihre Ausbildung aufgenommen. Die drei zierlichen jungen Damen sind etwas schüchtern und altersmäßig schwer einzuordnen - tatsächlich ist eine von ihnen schon 34 Jahre und hat zwei Kinder. Sie sind nach Deutschland gekommen, um eine Ausbildung im Gesundheitswesen zu absolvieren. Aufgrund von Sprachschwierigkeiten haben sich die drei beruflich umorientiert und sind von einer Klinik in Bad Salzungen ans Rhön-Park-Hotel gewechselt.
Die Entwicklung an der renommierten Rother Einrichtung spiegelt sich in den allgemeinen Ausbildungszahlen wieder, informiert Bernd Clemens, Ausbildungsberater der IHK Würzburg-Schweinfurt. Seit Corona sei die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge gesunken. In diesem Jahr wurden in seinem Zuständigkeitsbereich mit 246 Ausbildungsverträgen 15 mehr unterschrieben als im Vorjahr, so dass es scheine, dass die Abwärtsspirale gestoppt ist.
"Dafür muss man aber auch etwas tun", betont Ben Baars. An seiner Wirkungsstätte wurde daher die Ausbildung auf ganz neue Füße gestellt, Inhalte sind stärker Event orientiert. Gleichzeitig werden die jungen Leute mehr zum Allrounder ausgebildet und in unterschiedlichsten Bereichen eingesetzt, um später auch Leitungspositionen zu besetzen. Dazu kümmern sich mit Monique Wappes und Eva Kleinhenz gleich zwei erfahrene Hotelfachfrauen um den Nachwuchs. Durch die Größe und Vielfalt, mit seiner Ausrichtung als Familien- und Tagungshotel, stelle das Rhön-Park-Hotel eine ideale Ausbildungsstätte dar.