Mit einigen Stahlstreben hat es im Mai begonnen. Wer jetzt auf der Riesen-Baustelle Rhön-Klinikum-Campus vorbeischaut, der kommt ins Staunen: Das komplette Stahlgerüst für das neue Parkhaus steht. Ein Geflecht von Stahlträgern auf einer Länge von 95 Metern und 35 Metern Breite, acht Stockwerke hoch. Die Wucht des Kunert-Neubaus unten in der Stadt erreicht es nicht, aber imposant thront auch das Parkhaus auf dem Klinikberg.
Nahe am Empfangs-Atrium
873 Stellplätze wird das Parkhaus zur Verfügung stellen, wenn im Dezember die ersten Patienten und Besucher einrollen können. Dass diese ganz nah, nur gut 100 Meter von der zentralen, zukünftigen Empfangskuppel entfernt aus dem Parkhaus gelangen, hat einige architektonische und statische Kniffe nötig gemacht.
„Es kam praktisch nur das Areal über der jetzigen Technikzentrale in Frage“, erklärt Geschäftsführer Jochen Bocklet. Denn nur dort ist die Nähe zur zentralen Empfangskuppel gewährleistet. Das wiederum war nur möglich durch den Abriss der alten psychosomatischen Abteilung schon Jahre zuvor.
Über der Technik-Zentrale
Die Technikzentrale, über der das Parkhaus entsteht, wird auch im neuen Rhön-Klinikum-Campus weiter genutzt. Es beherbergt unter anderem die Blockheizkraftwerke. Seine Verlegung wäre kostspieliger gekommen als die jetzt zum Einsatz gekommene Technik.
„Wir haben 85 sogenannte Gewi-Pfähle in bis zu 16 Metern Tiefe angebracht. Diese durchstoßen praktisch die Technikzentrale“, erklärt Architekt Bernd Kriesche. Das bedeutet vereinfacht, dass unter und über der Technikzentrale die Fundamentierung erfolgt. Direkt über dem unterirdischen Versorgungsgebäude ist, sozusagen als zweite, tragende Decke, die Bodenplatte als erste Parkebene ausgebildet. Die Gewi-Pfähle sind in der Technikzentrale nicht mehr sichtbar und wurden während des laufenden Betriebs eingebracht.
1100 Tonnen Stahlkonstruktion
Darüber türmt sich eine Stahlkonstruktion, die alleine schon 1100 Tonnen ausmacht. Dazu kommen noch einmal 250 Tonnen Bewehrungsstahl und zwei Treppenhäuser aus Betonfertigteilen.
Wer das Gebäude jetzt sieht, kann die auf der Unterseite geriffelten Stahlböden wahrnehmen. In diese wird der Beton gefüllt, der den zukünftigen Fahrbelag bildet. Die Riffelungen sorgen dann für eine rippenartige Struktur, die für die Statik sorgen und einen relativ dünnen Boden. 3000 Kubikmeter Beton werden bis zur endgültigen Fertigstellung verbaut werden.
Sechs Monate Gründungs-Arbeiten
„Etwa sechs Monate haben alleine die Arbeiten an der Gründung gedauert“, erklärt Dirk Rohde, Leiter Konzernbereich Bau und Technik beim Rhön-Klinikum. Im Mai ist dann die Fachfirma Huber Integralbau als Generalunternehmer angerückt, um das Stahlskelett hochzuziehen.
Die spezielle Bauweise hat dem Architekten Kriesche einige Freiheiten ermöglicht. Die Fahrspuren sind nicht nur vergleichsweise breit. Die Parkplätze sind auch leicht schräg angeordnet und lassen sich so komfortabler nutzen. Außerdem sind außen noch zwei Fahrspindeln angebracht, eine für die Auffahrt, eine für die Abfahrt. Von der Spindel aus lässt sich gut überblicken, ob auf einem der acht Parkdecks Plätze frei sind.
Eine helle Stahlwand
„Aber es gibt auch ein Parkleitsystem, das über die Zahl freier Plätze auf jedem Stockwerk informiert bei der Einfahrt“, ergänzt Rohde, der Kriesches Konzept für das Parkhaus lobt. Die Stellplatzmarkierung erfolgt über Farbteppiche. Das Parkhaus wird neben einem Treppenhaus auch über zwei Aufzüge verfügen. Und natürlich wird das Parkhaus auch über E-Ladestationen verfügen. Zur Inbetriebnahme des Parkhauses werden sofort drei Ladestationen zur Verfügung stehen, perspektivisch soll die Zahl aber weiter ausgebaut werden. Ästhetisch interessant dürfte die Umkleidung des Baukörpers mit Streck-Metall sein. Es ermöglicht den Blick von innen nach außen, wohingegen es von außen nur als eine helle Wand wahrnehmbar ist.
Im Dezember in Betrieb
Im Oktober dürften die Hauptarbeiten abgeschlossen sein. In Betrieb soll das Parkhaus dann im Dezember gehen, wo auch ein Tag der offenen Tür geplant ist. Für die Angestellten stehen dann Parkflächen hinter dem Neubau zur Verfügung. Außerdem sollen zusätzliche Flächen an der Neuro geschaffen werden, auch um den Schichtwechsel für die Mitarbeiter parktechnisch einfacher zu gestalten. Die bisherigen Parkbuchten an der Zufahrtsstraße, die von der Stadt Bad Neustadt betreut werden, sollen nach Stand der Dinge erhalten bleiben. Stand der Dinge ist auch, dass die Arbeiten „nach Plan“ laufen, wie Geschäftsführer Jochen Bocklet erklärt.