Kurz vor Inkrafttreten der Regelungen im Rahmen der Corona-Pandemie konnten in den Räumen der Volkshochschule Rhön und Grabfeld in Bad Königshofen noch Zeugnisse übergeben werden. "Es handelte sich Zertifikate für einen allgemeinen Integrationskurs mit sechs Modulen zu je 100 Unterrichtseinheiten", sagte Renate Knaut (Pädagogische Leitung, Projektmanagement, Bildungsberatung, Familien- und Jugendbildung der Vhs Rhön und Grabfeld).
Die Prüfung stand unter dem Thema "Leben in Deutschland/Einbürgerungstest". Als Dozentinnen standen Rimma Neuwert und Veronika Keim zur Verfügung. 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben die Prüfung absolviert. Elf haben das Niveau B1 erreicht, das bedeutet, sie haben die Möglichkeit, eine Ausbildung zu beginnen, dies ist auch für das Niveau A2 möglich. Wer darunter liegt, erhält die Chance für weitere 300 Unterrichtsstunden und kann noch einmal am Deutschtest für Zuwanderer teilnehmen.
Motivation und gegenseitige Hilfe standen im Vordergrund
Die Gruppe bestand überwiegend aus Geflüchteten, EU-Ausländern, die hier arbeiten und Ehepartner und -partnerinnen von Einheimischen. Wie Renate Knaut bei der Zeugnisübergabe sagte, sei die doch verhältnismäßig große Gruppe sehr gut zusammen gewachsen: "Es sind sogar Freundschaften entstanden, und es gab am Kursende, also vor Corona, ein Abschiedsfest, an dem teilweise auch die Familien teilnahmen. Die Verständigung verbesserte sich im Lauf des Kurses, ebenso der Mut, sich zu äußern."
Renate Knaut sagte im Gespräch mit dieser Zeitung, dass der Anteil an gut vorgebildeten, lerngewohnten, bereits mehrere Sprachen sprechenden Personen sehr hoch gewesen sei. Die Bereitschaft, sich gegenseitig zu unterstützen, nannte sie lobenswert. "Die Motivation, Deutsch zu lernen und das Bewusstsein, wie wichtig das für ein Leben hier ist, waren sehr hoch."
Im Kurs wurde nur Deutsch gesprochen
Fragt man Dozentin Veronika Keim, wie schwierig es war, den Kursteilnehmern die deutsche Sprache zu vermitteln, sagt sie, dass Motivation sehr wichtig gewesen sei. Geduld sei sehr oft gefragt gewesen, das Lernen nicht aufzugeben. Immer wieder habe sie deutlich gemacht, dass ohne die deutsche Sprache ein Leben und Arbeiten nicht möglich sein wird: "Da braucht man Engelsgeduld."
Im Kurs selbst durfte nur Deutsch gesprochen werden, was für manche Teilnehmer oft sehr anstrengend gewesen sei. Veronika Keim ist der Auffassung, dass man den Erfolg erst in der nächsten Generation sehen werde. Um die jungen Menschen brauche man sich nicht zu sorgen, jedoch werde es die Altersgruppe über 50 Jahren noch schwer haben. Nichtsdestotrotz könnten sie sich im Berufsleben zurechtfinden: "Mehrsprachigkeit hat noch keinem geschadet, deswegen denke ich, wird die nachfolgende Generation den großen Vorteil haben, mehrere Sprachen als Muttersprache zu bezeichnen."
Grammatik bereitete Schwierigkeiten
Kursleiterin Rimma Neuwert verweist darauf, dass im Kurs nur Deutsch gesprochen wurde. "Stell dir vor, du bist in China und musst Chinesisch lernen, und der Unterricht wird vom ersten Tag an ausschließlich auf Chinesisch abgehalten." Große Probleme habe die deutsche Grammatik bereitet.
Rimma Neuwert: "Warum heißt es das Mädchen, obwohl Mädchen weiblich ist?" Eine weitere Schwierigkeit: Der größere Teil der Gruppe hatte, vor allem zu Beginn des Kurses, wenig Kontakt zur deutschen Bevölkerung. Das änderte sich dann durch neue Kontakte und man konnte zu Hause weiter lernen.
Ihr Tipp an die Kursteilnehmer: deutsche Radio- und Fernsehsender einschalten, um sich an deutsche Alltagsredewendungen zu gewöhnen: "Als Dozentin habe ich immer wieder Mut gemacht, sich zu trauen und vermittelt, dass es kein Problem ist, wenn nicht alles sofort perfekt ist." So wurden die Teilnehmer mit der Zeit immer mutiger. Oft gab man sich gegenseitig Hilfestellung und zwar sowohl im Kurs als auch bei den Hausaufgaben. Insgesamt, sagen beide Kursleiterinnen, sei die Gruppe hochmotiviert gewesen.