Einen passiven Teil der Altersteilzeit gibt es für ihn nicht. August Schäfer steht seinen Mann am Zapfhahn, auch mit 80 Jahren noch. Wirt sein, das war und ist das Leben vom August, wie er von seinen Gästen kurz genannt wird. „Es macht mir noch heute großen Spaß“, sagt August Schäfer, der an diesem Dienstag seinen 80. Geburtstag feiert.
In das Leben als Wirt ist er hineingewachsen, wie das halt geschieht in einem Familienbetrieb. „Schon als ich klein war, musste ich mithelfen“, erzählt der Jubilar. Er war das Älteste der drei Kinder von Anna und Pius Schäfer. Schwester Annemarie und Bruder Georg gingen später eigene Wege.
„Nach der Schule ging es aufs Feld“, erinnert sich Schäfer an die Kindheitstage. Was das Feld und der Stall lieferten, das kam im Gasthaus Zum Hirschen auf den Tisch. Der kleine August musste die Milchkühe hüten, die am Dorfrand auf der Weide grasten, oder auf dem Acker bei der Ernte helfen. „Ich konnte kaum über den Pflug schauen“, schmunzelt der Jubilar.
Immer reichlich Arbeit
Als junger Bursche half er im elterlichen Betrieb, zu dem viele Jahre noch ein Ladengeschäft gehörte. „Ich war von Anfang an eigentlich mit voller Freude dabei“, erzählt der Schmalwasserer Wirt. Weil der Hirschen schon immer ein Familienbetrieb war, packten schon immer alle Familienmitglieder mit an, auch Schwester Annemarie und ihr Mann August Zehe.
Die größte Blüte hatte das Gasthaus inmitten des Salzforstes, das schon 1740 urkundlich erwähnt wird, in den Wirtschaftswunderjahren. „Damals war noch viel mehr los. Die Stammtische der Holzmacher und Forstleute trafen sich noch jeden Tag nach der Arbeit für zwei Stunden, hier ließen die Männer ihren Arbeitstag ausklingen“, erzählt das Geburtstagskind.
„Wir hatten auch den ersten Farbfernseher im Dorf. Da versammelten sich die Männer natürlich zu den großen Fußballspielen. Da war vielleicht was los! Umfallen konnte da jedenfalls keiner“, lacht der Wirt aus Leidenschaft.
Gekocht wurde schon immer im Hirschen. „Oma Anna war eine gute Köchin“, lobt der Jubilar. Aber zum Lebensunterhalt der Familie trug auch bei, dass August Schäfer im Alter von 20 Jahren an bis zu seinem 60. Lebensjahr als Hausschlachter im Dorf von Haus zu Haus zog. „Geschlachtet wurde bei den Leuten in der Waschküche“, erzählt der Gastronom. Am Abend wurde die Sau geschlachtet, konnte abhängen, und am nächsten Tag hat der Hausschlachter das Tier zu Wurst und Fleisch verarbeitet. Ach ja: Schnapsbrenner ist die Schmalwasserer Institution natürlich auch.
1960 hat August seine Luise geheiratet, auch sie steht bis heute ihrer Tochter Evi und dem Schwiegersohn Rupert in der Küche bei. Dass die Tochter den Betrieb übernommen hat, als August ins Rentenalter kam, freut ihn bis heute. „Da ist mir ein großer Stein vom Herzen gefallen, dafür bin ich bis heute dankbar“, sagt der Jubilar, der die Familientradition erhalten sieht.
Dass es der August offenbar mit seinen Gästen schon immer konnte, beweist auch die Geschichte von jener Familie aus Hamburg, die 1967 zum ersten Mal und eher zufällig nach Schmalwasser kam, weil ihnen ein gebuchtes Haus andernorts zu nah am Durchgangsverkehr lag. „Die bleiben nicht“, dachte Ehefrau Luise zuerst, der Mann habe streng dreingeblickt. Die Familie buchte ein Zimmer. Und 40 weitere Jahre lang kam die Familie nach Schmalwasser, alle neun Geschwister des Familienvaters besuchten ebenfalls das Dorf im Salzforst. August Schäfer selbst hat Urlaubsfreuden erst spät genossen. „Mit 51 Jahren sind wir das erste Mal in den Urlaub, das hatte ich meiner Luise versprochen“, sagt der nun 80-Jährige. Es ging nach Riezlern ins Kleinwalsertal, seit dem ersten Besuch genossen die Schäfers schon viele Male die Schönheit des österreichischen Tals in den Allgäuer Alpen.
An diesem Dienstagabend freilich feiert der August mit den Kindern Evi, Ludwig und Christoph sowie Enkeln und Verwandten. Ansonsten aber dürfte der August noch weiter am Ausschank stehen oder Bestellungen für die Küche aufnehmen. „Man fragt ja gerne, ob man das Gleiche noch einmal tun würde, wenn man noch einmal jung wäre. Und ich würde es genauso wieder machen. Es hat mir immer große Freude bereitet“, sagt August Schäfer. Zufriedener kann man auf ein Arbeitsleben wohl nicht zurückblicken.