Wer mehr als 50 Jahre lang in seinem Dorf und in seinem Verein Verantwortung übernommen und angepackt hat, wo Not am Mann ist, der hat mit beinahe 80 Jahren das Recht, sich zurückzuziehen. Auf diesen Nenner brachte der Vorsitzende des TSV Aubstadt Herbert Köhler anlässlich der Vorstellung des Bayernligakaders mit Weißwurstfrühstück am Sonntag die Verdienste und den Abschied von Alfred Muselmann, der als Sportheimverwalter die Schlüssel an den Vorstand zurück gab. „Nicht gleich nach dem Krieg, als es einen Neubeginn beim TSV gab, aber seit Beginn der Sechzigerjahre hat Alfred Verantwortung im Verein übernommen“, lobte Köhler das Multi-Organisationstalent. „Mit sage und schreibe 133 Mark Inhalt in einer Zigarrenschachtel hat er damals die Vereinskasse als Kassier übernommen.“ Er habe in den 50 Jahren etliche Vorstände und Funktionäre kommen und gehen gesehen.
Es würde den zeitlichen Rahmen sprengen, alle Verdienste von Alfred Muselmann aufzuführen. Ein paar Eckpfeiler seiner Arbeit wolle er aber doch nennen. Von 1965 bis 1967 wurde der Sportplatz an der Schule für 15 000 Mark, mit Zuschüssen und 1400 Stunden Eigenleistung erstellt. Bei Muselmann liefen natürlich die Fäden finanzieller und organisatorischer Art zusammen, ehe der Umzug droben von der Blöß herunter zur Schule stattfinden konnte. Und 1971 waren sogar schon 5100 Mark in der Kasse, die den Bau einer einfachen Flutlichtanlage ermöglichten. 1977 begannen die Planungen zum Bau des Sportheims. 300 000 Mark verschlang der Bau bis zur Vollendung 1982, davon 42 000 aus Eigenmitteln plus 6300 Stunden Eigenleistung sowie Zuschüssen und Landesdarlehen. „Alfred Muselmann hatte als Kassier eine Mammutaufgabe zu bewältigen und immer alles im Griff“, so der Vorsitzende. Und weil alles so gut funktionierte beim TSV Aubstadt, auch die sportlichen Erfolge größer wurden, begann man noch im selben Jahr mit dem Bau eines zweiten Spielfelds, des heutigen Hauptplatzes, der 1985 mit einem Freundschaftsspiel einer Kreisauswahl gegen den Bundesligisten Bayer Leverkusen eröffnet wurde. 325 000 Mark verschlang der Bau dieser Anlage. 1992 übergab Muselmann nach 30-jähriger Tätigkeit die Vereinskasse und übernahm von da an für über 20 Jahre bis zur vergangenen Woche die aufwändige und umfangreiche Aufgabe des Sportheimverwalters, die den gesamten Einkauf und die Organisation der Belegung bei Festen und Veranstaltungen sowie die hohe Schlüsselgewalt umfasste.
„Vieles hat sich in diesen 50 Jahren verändert, nicht alles zum Vorteil“, räumte Herbert Köhler ein. „Aber Alfred Muselmann hat dieses halbe Jahrhundert an ganz entscheidender Stelle mitgewirkt, Weichen gestellt und so manchen gordischen Knoten gelöst. Die Einnahmen aus Veranstaltungen in seinem Sportheim waren der Grundstock des TSV-Etats.“ Nicht nur seine Kasse habe er stets vorbildlich geführt. „Auch als Vorstandsmitglied hast du am sportlichen und gesellschaftlichen Leben des Vereins teilgenommen. Du und deine Frau Maria habt zum Gelingen vieler Veranstaltungen beigetragen. Auf euch hat man sich hundertprozentig verlassen können.“
In würdigen Rahmen, unter Standing Ovations und lang anhaltendem Beifall überreichte Herbert Köhler die Dankesurkunde, ein Präsent und einen Blumenstrauß an Alfred Muselmann.
